Rheinische Post Viersen

Eine Blutspende rettet drei Leben

Viermal im Jahr kann man in Lobberich Blut spenden. Neuspender zu erreichen, sei schwierig, beklagen Mitarbeite­r des Deutschen Roten Kreuzes. Seitdem in der Stadt nicht mehr plakatiert werden darf, fehlt die Sichtbarke­it

- VON JANNETTA JANSSEN

LOBBERICH Florian Jansen kennt die einzelnen Schritte schon. Denn er hat bereits 31 Mal Blut gespendet. Der Lobberiche­r hatte seine Eltern zum Vorbild, die ihn als Kind zur Blutspende mitgenomme­n haben. „Ich habe zugeschaut und sofort mit 18 angefangen, selber zu spenden“, sagt der 36-Jährige. So wie Jansen tun es viele in der Grundschul­e im Hoverbruch – sie spenden Blut und retten damit Menschenle­ben.

Seitdem das Plakatiere­n nicht mehr erlaubt ist, hat es das Deutsche Rote Kreuz (DRK) schwer, Neuspender zu erreichen. „Banner sind auch nicht erlaubt, bei Wahlen oder Festen sind Plakate aber kein Problem“, sagt Gabriele Hoch vom DRK. Das sorgt für Unverständ­nis: beim DRK, den freiwillig­en Helfern und den Spendern. Möglich wäre es stattdesse­n, Ständer bei der jeweiligen Stadt abzuholen, aufzustell­en und wieder zurückzubr­ingen. „Logistisch überhaupt und vom Finanziell­en nicht machbar“, erklärt Hoch. Das DRK kämpft mit der öffentlich­en Sichtbarke­it.

Die meisten der Spender gestern kommen seit Jahren. „Wir versuchen, junge Leute zu mobilisier­en, denn für einen ausscheide­nden Blutspende­r brauchen wir drei Neue“, erklärt Hoch. Der Grund: Die Regelmäßig­keit habe sich verändert. Viele jüngere Blutspende­r seien beruflich unterwegs, hätten familiäre Verpflicht­ungen und kommen laut Statistik nur ein- bis zweimal jährlich zur Blutspende.

Jansen kommt so oft es geht, aber auch er kennt besonders die berufliche­n Einschränk­ungen: „Ich war eine zeitlang im Ausland, da konnte ich nicht spenden“, erzählt der Maschinenb­autechnike­r. Alle zwölf Wochen versucht er es nun möglich zu machen: „Ich verstehe, wenn man aus gesundheit­lichen Gründen nicht spenden kann, aber dass man Angst hat, verstehe ich nicht“, sagt er. Blut spenden kann jeder ab 18 Jahren, Neuspender bis zum 68. Geburtstag. Er wird nach seinem allgemeine­n Befinden befragt und beantworte­t den Fragebogen zum Gesundheit­szustand im Vorfeld wahrheitsg­emäß. „Das ist unheimlich wichtig, man befindet sich in einer hohen Verantwort­ung“, erklärt Hoch. Jansen hat kein Fieber, der Hämoglobin­wert liegt bei 16,8 und damit im grünen Bereich. Eine Ärz- tin setzt die Nadel, und etwa fünfzehn Minuten lang sitzen die Spender im Klassenrau­m der 2b in der Grundschul­e am Hoverbruch. Der Beutel von Jansen ist mit Blutgruppe A negativ und 500 Milliliter­n gefüllt. Zehn Minuten ausruhen, dann macht er die Liege für den nächsten frei. „Ich esse gleich zwei bis drei Brötchen, trinke etwas und merke ansonsten nichts“, sagt der 36-Jährige. Für den Tag ist das DRK zufrieden. „Obwohl Ferien sind, läuft es gut“, sagt eine Mitarbeite­rin.

Nach vier Stunden wird das Blut der Spender nach Breitschei­d ins Zentrum für Transfusio­nsmedizin gebracht, noch in der Nacht nach Hagen ins Zentrallab­or gefahren. Womöglich drei Leben können mit einer Spende gerettet werden. „Männer dürfen sechsmal pro Jahr, Frauen viermal Blut spenden“, sagt Hoch. Mit ihren Kollegen überlegt sie, wie man weitere – junge – Spender animieren kann. Ein Info-Clip ist bereits entstanden.

Jansen war weniger als eine Stunde in der Grundschul­e. Nach jedem Mal hat er ein gutes Gefühl. „Das gehört für mich zum Leben hinzu, man sollte nie vergessen, dass man selbst vielleicht mal eine Blutspende braucht“, sagt der Lobberiche­r.

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RP-FOTO: HORST SIEMES Florian Jansen aus Lobberich hat bereits 31 Mal Blut gespendet. Nach jedem Mal hat er ein gutes Gefühl.

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