Rheinische Post Viersen

Mehrheit stimmt gegen Friedhofsb­rücke

Es bleibt dabei: Die abgerissen­e marode Fußgängerb­rücke auf dem Süchtelner Friedhof wird nicht ersetzt. Ein Neubau hätte laut Gutachter 210.000 Euro gekostet — doch die städtische­n Friedhöfe machen Verluste im sechsstell­igen Bereich

- VON MARTIN RÖSE

VIERSEN Der Bauausschu­ss hat sich mehrheitli­ch dafür ausgesproc­hen, keine neuen Angebote für den Bau einer Fußgängerb­rücke auf dem Süchtelner Friedhof einzuholen. 210.000 Euro soll ein Neubau kosten, der den Friedhofsb­esuchern knapp 200 Meter Fußweg ersparen würde. Das hatte ein externer Gutachter der Stadtverwa­ltung bestätigt.

Die Fraktion FürVie hatte selbst eine Kostenschä­tzung eingeholt. die deutlich günstiger gewesen wäre. „Ich kann das gar nicht nachvollzi­ehen, wie die Verwaltung zu diesen mehr als 200.000 Euro kommt“, sag- te Olaf Fander (FürVie). „Hat denn bei der Firma mal jemand aus der Verwaltung angerufen?“, wollte er wissen. Die Verwaltung verneinte.

Kämmerer Norbert Dahmen betonte: „Auf Wunsch der Politik hat ein externer Sachverstä­ndiger die Kalkulatio­n überprüft – und bestätigt.“Neben der Brücke selbst seien in der 3000 Euro teuren Expertise auch Kosten für Fundamente, Wegebau, Entwässeru­ng, Erdaushub und Baustellen­einrichtun­g enthalten. Die Kosten für die Metallbrüc­ke selbst liegen laut Schätzung des externen Gutachters bei 33.600 Euro (ohne Geländer und Belag).

Fritz Meies (CDU) erklärte: „Bevor wir über Investitio­nen auf Friedhöfen sprechen, müssen wir über die Zukunft der Friedhöfe reden. Jedes zweite Grab steht leer, weil sich immer mehr Menschen in Urnen beerdigen lassen.“Wichtig sei deshalb die Frage, was in Süchteln überhaupt noch gebraucht werde.

Heinz Plöckes (SPD): „Wir unternehme­n schon Klimmzüge für niedrige Friedhofsg­ebühren. Da über eine Investitio­n von mehr als 200.000 Euro zu reden, ist schwierig.“Grundsätzl­ich müsse er der Kostenschä­tzung des externen Experten Glauben schenken. Es sei Zeit, die Diskussion über einen Ersatz der Fußgängerb­rücke zu beenden. Alle Fraktionen beschlosse­n, den Antrag von FürVie nicht weiterzuve­rfolgen.

Seit Jahren reichen die Gebühren nicht zur Finanzieru­ng der städtische­n Friedhöfe aus. Für 2014 ergab die Betriebsab­rechnung ein Defizit von 423.000 Euro. 2015 kamen knapp 150.000 Euro hinzu. Binnen drei Jahren muss das Gesamtdefi­zit ausgeglich­en werden, zum Beispiel durch höhere Gebühren. Um die Gebühren nicht zu hoch steigen zu

Vermutlich ist alles nur ein bedauerlic­hes Missverstä­ndnis. Da gibt’s diverse Firmen, die erklären, eine Metallbrüc­ke lasse sich auch für weniger als 210.000 Euro herstellen. Recht haben die Firmen! Und da gibt’s die Verwaltung, die darauf beharrt, dass ihre Kostenschä­tzung von 210.000 Euro für eine neue Brücke, durch einen externen Gutachter überprüft, korrekt ist. Recht hat die Verwaltung!

Und da gibt’s die Friedhofsb­esucher, oft nicht mehr gut zu Fuß, die die Welt nicht mehr verstehen. Warum diksutiere­n die Politiker über eine 210.000 Euro teure Brücke, wenn es doch deutlich billigere Angebote gibt?

Bedauerlic­h, dass die Stadtverwa­ltung nicht mit einer der Firmen Kontakt aufgenomme­n hat. Vielleicht hätte sich dann herausgest­ellt, dass auch deren Angebot unterm Strich teurer geworden wäre als die reinen Brückenkos­ten. So bleibt der nicht entkräftet­e Eindruck, dass eine neue Brücke möglich gewesen wäre, für kleines Geld. martin.roese

@rheinische-post.de

lassen und die städtische­n Friedhöfe nicht völlig unattrakti­v zu machen, beschlosse­n die Politiker, dass 225.000 Euro von der Allgemeinh­eit bezahlt werden sollen, da Friedhöfe auch der Naherholun­g dienen.

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RP-FOTO: RÖSE Der Friedhofsw­eg endet abrupt vor dem Zaun. Hier stand einst die Fußgängerb­rücke, die den neuen und den alten Teil des Friedhofs fußläufig verband.
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