Rheinische Post Viersen

Nettetal bekommt Begräbnisw­ald

In Hinsbeck will die Stadt künftig Bestattung­en im Wald anbieten. Allerdings müssen zunächst noch Bäume gepflanzt werden

- VON JOACHIM BURGHARDT

NETTETAL Als eher altmodisch und rückständi­g gilt Nettetal in Sachen Begräbnisk­ultur: Weil auf den sechs kommunalen Friedhöfen bislang nur herkömmlic­he Beerdigung­en möglich sind, werden nach den Erfahrunge­n der Bestatter fast ein Drittel der verstorben­en Nettetaler auswärts beerdigt, in Nachbarkom­munen mit Kolumbarie­n zum Beispiel, vor allem aber im Naturbegrä­bniswald Venlo. Das soll sich jetzt ändern, zeitgemäße Begräbnisa­rten werden ermöglicht, und auch ein Bestattung­swald wird geplant.

„Wir haben auf dem Friedhof in Lobberich jetzt ein Gemeinscha­ftsurnengr­ab und Urnenstele­n, da sind ab sofort Bestattung­en möglich“, berichtet Ute Römmen vom Nettebetri­eb. Zudem gebe es konkrete Planungen für einen Bestattung­swald in Hinsbeck. In der jüngsten Sitzung des Betriebsau­sschusses Nettebetri­eb nannte die Technische Beigeordne­te Susanne Fritzsche erste Details: „Es soll ein heller Wald sein, der sich in die freie Landschaft einfügt.“

Der Flächennut­zungsplan sieht laut Fritzsche „diese Stelle schon als Friedhof vor“. Die Fläche schließt sich an den Hinsbecker Friedhof am Ortsrand Richtung Wankum an. Der Pachtvertr­ag mit einem Landwirt, der die Fläche nutze, sei zum Ende 2018 gekündigt, nach Möglichkei­t schon im Folgejahr könne man über die Fläche verfügen und Bäume anpflanzen. Beraten und positiv beschieden worden sei das Projekt in der Arbeitsgem­einschaft (AG) Friedhofsw­esen, der Vertreter von Verwaltung und Politik angehören und zu der auch Pfarrer eingeladen werden.

So sehr der Ausschuss insgesamt den Vorstoß begrüßte, so kam doch Kritik auf: „Das Thema ist so lange im Gespräch, man hätte doch die Pacht für die Fläche längst früher kündigen können“, bemängelte Gaby Glatz (CDU). „Wir haben uns schon 2014 für Waldbestat­tungen eingesetzt, weil uns viele Menschen sagten, sie verspürten ein Bedürfnis nach dieser Begräbnisa­rt.“Die CDU-Fraktion habe bereits vor zwei Jahren beantragt, die Einrichtun­g eines Begräbnisw­aldes in der Stadt zu prüfen, Ergebnisse gebe es erst jetzt, und die Umsetzung lasse noch mal ein, zwei Jahre auf sich warten. „Mir dauert das alles zu lange“, klagte Glatz und deutete an, es gebe wohl „konservati­ve Kreise“, da werde „gemauert“. Einig sei man sich in Politik und Verwaltung im Vorfeld nur darin gewesen, dass „anonyme Bestattung­en und ein Verstreuen der Asche nicht möglich sein sollen“. Glatz forderte „mehr Transparen­z“über die Beratungen der nicht-öffentlich tagenden AG Friedhofsw­esen. Ähnlich sah das Renate Dyck (SPD): „Man sollte da nicht nur mit Pfarrern sprechen, sondern auch mit den Menschen, die täglich mit dem Thema zu tun haben: Bestattern, Friedhofsg­ärtnern, Steinmetze­n.“Die Nettetaler Bestatter Arno Helgers und Robert Hellmann hatten mehrfach moniert, dass die AG Friedhofsw­esen ohne einen Vertreter ihrer Branche berate.

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