Nettetal bekommt Begräbniswald
In Hinsbeck will die Stadt künftig Bestattungen im Wald anbieten. Allerdings müssen zunächst noch Bäume gepflanzt werden
NETTETAL Als eher altmodisch und rückständig gilt Nettetal in Sachen Begräbniskultur: Weil auf den sechs kommunalen Friedhöfen bislang nur herkömmliche Beerdigungen möglich sind, werden nach den Erfahrungen der Bestatter fast ein Drittel der verstorbenen Nettetaler auswärts beerdigt, in Nachbarkommunen mit Kolumbarien zum Beispiel, vor allem aber im Naturbegräbniswald Venlo. Das soll sich jetzt ändern, zeitgemäße Begräbnisarten werden ermöglicht, und auch ein Bestattungswald wird geplant.
„Wir haben auf dem Friedhof in Lobberich jetzt ein Gemeinschaftsurnengrab und Urnenstelen, da sind ab sofort Bestattungen möglich“, berichtet Ute Römmen vom Nettebetrieb. Zudem gebe es konkrete Planungen für einen Bestattungswald in Hinsbeck. In der jüngsten Sitzung des Betriebsausschusses Nettebetrieb nannte die Technische Beigeordnete Susanne Fritzsche erste Details: „Es soll ein heller Wald sein, der sich in die freie Landschaft einfügt.“
Der Flächennutzungsplan sieht laut Fritzsche „diese Stelle schon als Friedhof vor“. Die Fläche schließt sich an den Hinsbecker Friedhof am Ortsrand Richtung Wankum an. Der Pachtvertrag mit einem Landwirt, der die Fläche nutze, sei zum Ende 2018 gekündigt, nach Möglichkeit schon im Folgejahr könne man über die Fläche verfügen und Bäume anpflanzen. Beraten und positiv beschieden worden sei das Projekt in der Arbeitsgemeinschaft (AG) Friedhofswesen, der Vertreter von Verwaltung und Politik angehören und zu der auch Pfarrer eingeladen werden.
So sehr der Ausschuss insgesamt den Vorstoß begrüßte, so kam doch Kritik auf: „Das Thema ist so lange im Gespräch, man hätte doch die Pacht für die Fläche längst früher kündigen können“, bemängelte Gaby Glatz (CDU). „Wir haben uns schon 2014 für Waldbestattungen eingesetzt, weil uns viele Menschen sagten, sie verspürten ein Bedürfnis nach dieser Begräbnisart.“Die CDU-Fraktion habe bereits vor zwei Jahren beantragt, die Einrichtung eines Begräbniswaldes in der Stadt zu prüfen, Ergebnisse gebe es erst jetzt, und die Umsetzung lasse noch mal ein, zwei Jahre auf sich warten. „Mir dauert das alles zu lange“, klagte Glatz und deutete an, es gebe wohl „konservative Kreise“, da werde „gemauert“. Einig sei man sich in Politik und Verwaltung im Vorfeld nur darin gewesen, dass „anonyme Bestattungen und ein Verstreuen der Asche nicht möglich sein sollen“. Glatz forderte „mehr Transparenz“über die Beratungen der nicht-öffentlich tagenden AG Friedhofswesen. Ähnlich sah das Renate Dyck (SPD): „Man sollte da nicht nur mit Pfarrern sprechen, sondern auch mit den Menschen, die täglich mit dem Thema zu tun haben: Bestattern, Friedhofsgärtnern, Steinmetzen.“Die Nettetaler Bestatter Arno Helgers und Robert Hellmann hatten mehrfach moniert, dass die AG Friedhofswesen ohne einen Vertreter ihrer Branche berate.