Rheinische Post Viersen

Erst Ein-Mann-Betrieb, dann 1a-Arbeitgebe­r

Die Akademie Zukunft Handwerk hat die Niehues GmbH ausgezeich­net

- VON EMILY SENF

VIERSEN Wer das Geschäft der Niehues GmbH an der Freiheitss­traße in Viersen betritt, sieht gold- und kupferfarb­ene Wasserhähn­e, matte Chromoberf­lächen und Toiletten, die per Fernbedien­ung gesteuert werden. Was sich für den Kunden des Fachbetrie­bs für Bäder, Heizung und Wasser dagegen nicht auf den ersten Blick zeigt, ist die Geschichte, die hinter der Firma steckt. In den vergangene­n elf Jahren hat sie sich von einem Ein-Mann-Betrieb zu einem Unternehme­n mit 14 Mitarbeite­rn entwickelt.

2006 wagte der heute 39-jährige Rainer Niehues die Selbststän­digkeit, zunächst nur mit seinem privaten Auto und einer Werkzeugki­ste als Ausstattun­g. Das Startkapit­al lieh ihm sein Vater, seine ersten Kunden waren Freunde und Bekannte. Ein Jahr später fertigte er die Sanitär- und Heizungsan­lagen in einem Haus, das nach einem Brand zerstört war – sein erster großer Auftrag. Dafür nahm er ein Gründerdar­lehen über 30.000 Euro auf. „Ab da lief es“, sagt der Installate­ur- und Heizungsba­umeister.

Mit seiner Frau Andrea (40) sitzt Niehues an diesem Vormittag in sei- nen Ausstellun­gsräumen und erinnert sich an die Anfänge. Obwohl das Geschäft immer mehr florierte, war der Weg bis zum heutigen Tag steinig. Die ersten Büroräume – im Keller der gemeinsame­n Wohnung in Süchteln – wurden beim Hochwasser 2008 überschwem­mt, wegen Krankheit verließ ihn sein einziger Andrea Niehues Mitarbeite­r. Vor vier Jahren wäre es fast ganz aus gewesen: „Durch fehlende Struktur, zu schnellen Wachstum und zu viele Aufgaben erkrankte ich und fiel für sechs Wochen komplett aus“, sagt Niehues. Ein Mitarbeite­r hielt den Betrieb am Laufen.

Seine Frau Andrea war immer an Niehues’ Seite. Das Paar hat einen dreijährig­en Sohn. Die 40-jährige Designerin stieg 2014 mit dem Umzug an die Freiheitss­traße in den Betrieb ein. „Badezimmer müssen nicht nur praktisch sein, sondern können auch schön aussehen“, sagt sie. Gemeinsam entwickelt­en sie, was sie als Alleinstel­lungsmerkm­al in ihrer Branche sehen: die Kombinatio­n von Handwerk und Design. So haben sie neben dem 125 Quadratmet­er großen, sogenannte­n Show-Room seit vergangene­m Jahr einen Style-Room mit Dekoration­sartikeln. Könne ein Kunde wegen Sanierungs­arbeiten sein Badezimmer nicht nutzen, kann er den Shower-Room mieten: einen sechs Quadratmet­er großen mobilen Anhänger mit Dusche, Waschbecke­n und Toilette. „Natürlich repariere ich auch tropfende Wasserhähn­e und einen Rohrbruch“, sagt Niehues, „aber am liebsten baue ich Bäder.“

Im Laufe der Jahre hätten sich die Ansprüche der Kunden gewandelt. „Früher war das Bad eine Nasszelle“, sagt Andrea Niehues. „Heute ist es ein Raum der Erholung.“Waren einst Fliese und Keramik gefragt, würden die Kunden heute Holz, Naturstein und Glaswände wählen.

Im März wurde die Niehues GmbH als 1a-Arbeitgebe­r ausgezeich­net. Darauf ist das Ehepaar stolz. „Wir haben ein sehr gut funktionie­rendes Team“, sagt Andrea Niehues. „Um Probleme zu vermeiden, sprechen wir sehr viel mit unseren Mitarbeite­rn. Auch wenn es manchmal anstrengen­d ist.“

„Früher war das Bad eine Nasszelle, heute ist es ein Raum der Erholung“

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