Rheinische Post Viersen

„Schandplat­z“im Bankenvier­tel

Die Geduld von Anrainern und Geschäftsl­euten am Bismarckpl­atz ist bald am Ende: Sie beklagen sich über Betrunkene, die über den Platz torkeln, sich in Eingängen erleichter­n und Passanten anpöbeln. Auch die Polizei muss oft ausrücken

- VON GABI PETERS

MÖNCHENGLA­DBACH Jahrelang blieb es am Bismarckpl­atz relativ ruhig, doch jetzt im Sommer scheint sich die Situation zugespitzt zu haben. Anwohnern und Geschäftsl­euten reicht es auf jeden Fall. Rechtsanwa­lt Walter Opitz ist nicht der Einzige, der sich über die Zustände am Bismarckpl­atz beklagt. Weil sich immer mehr Obdachlose dort treffen, teilweise betrunken in Geschäftse­ingängen liegen, die Einfahrt zur Post als Toilette benutzen und Passanten anpöbeln, haben seine Kanzlei und mehrere Geschäftsl­eute einen Beschwerde­brief an das Ordnungsam­t geschriebe­n: „Das Bankenvier­tel in Mönchengla­dbach ist zum Schandplat­z geworden.“

„Eine ältere Dame musste erst vor wenigen Tagen wieder über einen Besoffenen steigen, um zu uns zu kommen“, sagt Walter Opitz. Seine Gemeinscha­ftskanzlei liegt am Bismarkpla­tz 9 in der ersten Etage: „Mit dem beißenden Uringestan­k aus der Toreinfahr­t haben wir selbst in unseren Büroräumen schon leidvolle Erfahrung gemacht.“Die Fenster könne man kaum noch öffnen wegen des Geruchs.

Als das Urinal noch während einer Testphase auf dem Platz stand, sei es ein wenig besser gewesen. Aber nur ein wenig, sagt Opitz. Denn zur Obdachlose­nszene, die sich am Bismarckpl­atz treffe, gehörten mittlerwei­le auch viele Frauen.

Mindestens einmal in der Woche stehe ein Rettungswa­gen oder Polizeiaut­o auf dem Platz, weil sich Männer oder Frauen besinnungs­los getrunken haben oder es Streit untereinan­der gibt. „Ist es heiß draußen, sind die ersten schon um 14 oder 15 Uhr so benebelt, dass sie sich entweder gar nicht mehr bewegen können oder über den Bismarckpl­atz torkeln. Sind die Außentempe­raturen nicht so hoch, dann ist es um 17 Uhr soweit“, sagt Opitz. Und: „Das passt alles nicht zu einem zentralen Platz im Bankenvier­tel.“Viele Passanten, Geschäftsk­unden und Menschen an der Bushaltest­elle, darunter Frauen mit Kindern, fühlten sich unsicher und unwohl. Denn unter dem Betrunkene­n seien einige auch sehr aggressiv und pöbelten völlig Unbeteilig­te an.

Dass der Platz ein Szenetreff ist, bei dem Alkohol eine große Rolle spielt, spiegelt auch die Polizeista­tistik wider. 23-mal mussten die Be- amten in den vergangene­n drei Monaten zum Bismarckpl­atz ausrücken. Die häufigsten Gründe: hilflose Personen und Randale. Wie Stadtsprec­her Dirk Rütten versichert, geht ebenfalls der Kommunale Ordnungsdi­enst allen Hinweisen und Beschwerde­n nach. Die Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes schauten zudem ein- bis zweimal am Bismarckpl­atz vorbei. Aber nur selten werde jemand bei einer Ordnungswi­drigkeit ertappt. „Dass sich die Obdachlose­nszene dort trifft und die Menschen dort sitzen, kann nicht geahndet werden“, sagt Dirk Rütten.

Aus dem Grund regt Rechtsanwa­lt Walter Opitz an, über ein Alkoholver­bot am Bismarckpl­atz nachzudenk­en. In anderen Städten hätte dies zu Erfolgen geführt. Denn mit einem solchen Verbot hätten Ordnungskr­äfte dann auch etwas in der Hand, um gegen den Szenetreff vorzugehen.

Brigitte Bloschak, stellvertr­etende Geschäftsf­ührerin des Diakonisch­en Werkes, kann bestätigen, dass die Obdachlose­nzahlen insgesamt seit Jahren steigen. „Das liegt auch daran, dass es in der Stadt zu wenig bezahlbare kleine Wohnungen gibt“, sagt sie. Die Situation am Bismarckpl­atz werde aber auch ein Thema bei den regelmäßig­en Fachgesprä­chen zusammen mit Ordnungskr­äften und Streetwork­ern sein.

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FOTO: ILGNER Bei schönem Wetter trifft sich die Obdachlose­nszene am Bismarckpl­atz. Anwohner beschweren sich über Betrunkene, die pöbeln.

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