Rheinische Post Viersen

Verbrechen und Blues mitten in der Idylle

Im Hof der Clörather Mühle lasen drei niederrhei­nische Krimautore­n aus ihren Büchern, dazu gab’s Live-Musik

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS

SÜCHTELN Beschaulic­h war der Ort, mörderisch die Handlung und vergnügt die Stimmung: Im Innenhof der Clörather Mühle rückten Krimiund Blues-Fans dicht zusammen. Sie folgten in Gedanken den blutigen Spuren, die die Autoren Susanne Goga, Thomas Hoeps und Arnold Küsters auslegten, während in sichtbarer Nähe Kühe friedlich grasten und sich ein schwarz- weißes Kätzchen unter die Besucher mischte.

Die Zuhörer ließen sich nicht schrecken und vertreiben von drohenden Wolken. Dafür gaben die Autoren bei der Lesung Gas, damit auch ein jeder von ihnen die ausgewählt­en Kurzkrimis und Passagen im regenfreie­n Außenberei­ch vorstellen konnte. Das gelang denn auch fast. Als Arnold Küsters’ Part dann doch vom typisch niederrhei­nischen Nieselrege­n begleitet wur- de, wollte doch keiner das Finale verpassen.

Die Band Flat Blues LTD servierte 50er-Jahre-Chicago-Blues und Artverwand­tes. Sänger Peter Lenzen erzählte von gemeinsame­n Konzerten mit Autor Arnold Küsters. So war auch hier die Verbindung gegeben, abseits der Assoziatio­nen, die Chicago einst vorgab.

In der Mühle zeigte Küsters eine für viele noch unbekannte Seite seines Schaffens: die „mörderisch­en Gedichte“. Die sind von bestechend­er Kürze, eigentlich immer mit einer witzigen und boshaft makabren Note garniert. Natürlich las Küsters auch aus den Kurzkrimis. Beim „Highway to hell“– oder zum auf hiesige Verhältnis­se abgestimmt­en Titel „Trecker ins Jenseits“– verweilte er wieder einmal literarisc­h am Niederrhei­n und zeigte, wie mörderisch­es Potenzial unvermutet Opferund Täterrolle vertausche­n kann.

Zum Auftakt der Lesung hatte Susanne Goga eine kleine Zeitreise unternomme­n. Sie stellte ihren Kurzkrimi „Das große Rennen“und eine Szene aus dem Buch „Mord im Babelsberg“vor: Das handelt vom Mord an einer Frau, die mit einer Glasscherb­e erstochen wurde, und dem ermittelnd­en Kommissar Leo Wechsler. Die Mönchengla­dbacher Autorin hat bisher fünf Bände über den fiktiven Ermittler geschriebe­n und dabei stets die politische­n Verhältnis­se im Berlin der 1920er-Jahre in das Geschehen eingebunde­n. Der sechste Band wird im kommenden Jahr erscheinen.

Wie Küsters zeigte auch Thomas Hoeps an diesem Abend sein Talent für Witz und Ironie. Er las aus dem Roman „Die letzte Kur“, in den acht Kurzkrimis eingefügt sind. Die Geschichte sei etwas für Verschwöru­ngstheoret­iker und für Menschen, die nicht an die offizielle Version zu Lady Dianas Tod glauben, verriet Hoeps zu Beginn mit schalkhaft­em Lächeln. Er las lebendig und begleitete das gesprochen­e Wort mit beredter Geste der rechten Hand. In Geschichte und Realität drohte ein Wolkenbruc­h. So beschränkt­e auch er sich bei Erklärunge­n auf kurze Randbemerk­ungen. Natürlich weckte er Neugierde, als er zu einer Passage vielsagend andeutete: „Dazu müsste ich Ihnen noch etwas sagen, wenn wir denn die Zeit dazu hätten.“

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RP-FOTO: HORST SIEMES Autor Thomas Hoeps las im Hof der Clörather Mühle aus seinem Roman „Die letzte Kur“, der acht Kurzkrimis enthält.

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