„Ich kann es kaum erwarten, mich richtig zu zeigen“
Der 18-jährige Verteidiger will nach einjähriger Verletzungspause nun bei Borussia durchstarten. Eine lange Narbe erinnert an die Leidenszeit.
Ibo Traoré legt sein Veto ein. „Moment, bitte nicht mit meinem Freund sprechen“, ruft Borussias Flügelflitzer. Und grinst. Ernst gemeint hat er das Redeverbot für den Kollegen Mamadou Doucouré nicht. Der 18-jährige Verteidiger ist am Tegernsee nach einjähriger Verletzungspause (Muskelbündelriss, OP) erstmals seit seinem Wechsel von Paris Saint-Germain voll ins Team-Training integriert gewesen, wenn auch mit einer gewissen Vorsicht in den Zweikämpfen. „Mamadou hat in den drei Wochen der Vorbereitung einen riesengroßen Schritt nach vorn gemacht. Jetzt gilt es bei ihm, die letzten zehn Prozent Sicherheit zu bekommen, so dass er weiß, dass er die Sprints zu 100 Prozent machen, im Zweikampf voll durchziehen und einen Vollspannschuss ohne Probleme ansetzen kann. Das ist die Aufgabe, die er jetzt zu meistern hat“, sagte Trainer Die- ter Hecking. Traoré, den Manager Max Eberl als „Integrationsbeauftragten“bezeichnet, kümmert sich um den jungen Franzosen. Beim Interview fungierte er als Übersetzer. Karsten Kellermann unterhielt sich mit Doucouré und Traoré.
Herr Doucouré, für Sie war es ein gutes und wichtiges Trainingslager. Sie waren ein Jahr lang durchweg verletzt – und nun konnten Sie fast voll mittrainieren. Das fühlt sich sicher gut an?
DOUCOURÉ Es war tatsächlich eine super Woche für mich. Ich habe endlich wieder mit dem Team trainiert und fühle mich von Tag zu Tag besser. Ich bin froh, dass ich wieder Fußball spielen und mich zeigen kann.
Sie haben gar keine Schmerzen mehr, es ist alles gut mit Ihrem Muskel?
DOUCOURÉ Alles ist gut. Trotzdem hat die medizinische Abteilung beschlossen, die Sache behutsam anzugehen, damit nichts passiert. So komme ich dennoch langsam aber sicher immer näher ans Team ran.
Was genau wurde operiert?
DOUCOURÉ Der Muskel am hinteren rechten Oberschenkel (Er dreht sich um und zeigt die fast 25 Zentimeter lange Narbe).
Wann denken Sie, können Sie wieder spielen? Sie haben zuletzt für die U19 von PSG gespielt, das ist über ein Jahr her. Bei dem Spiel haben sie sich den Muskelbündelriss zugezogen.
DOUCOURÉ Ich bin bereit. Wann es aber soweit ist, weiß ich noch nicht. Das muss der Trainer entscheiden.
Wie schwer war es, verletzungsbedingt ein Jahr zu warten nach dem Wechsel von Paris nach Gladbach?
DOUCOURÉ Es war natürlich schwer. Ich war aber nicht der erste und werde auch nicht der letzte sein, dem so etwas passiert. Das ist auch der Fußball. Ich habe nie aufgegeben – und es war gut für mich, dass Leute um mich herum waren, die auf mich aufgepasst haben. Vor allem Ibo Traoré. Er ist für mich wie ein Papa und kümmert sich toll um mich.
Was gehört zum Wohlfühlpaket à la Traoré?
DOUCOURÉ (grinst) Eine Menge. Ich bin oft bei Ibo zu Hause, zum Beispiel zum Fußball gucken. Oder wir gehen etwas essen. Eigentlich sind wir oft den ganzen Tag zusammen. TRAORÉ Ich muss mal kurz eine Geschichte einwerfen. Einmal kam ich nach Hause und Mamadou saß schon bei mir rum. Stellen Sie sich das mal vor! (lacht) Und er hat noch nicht mal was gekocht, das musste ich dann machen.
Was gab es?
DOUCOURÉ Hühnchen und Salat. Es war gut.
Trainer Dieter Hecking hat zuletzt gesagt, es könne noch zwei, drei Wochen dauern. Sind Sie eigentlich ein geduldiger Mensch oder doch eher ungeduldig, dass es endlich richtig losgeht für Sie bei Borussia Mönchengladbach?
DOUCOURÉ Beides würde ich sagen. Ich weiß, dass ich noch vorsichtig sein muss, aber ich kann es auch kaum erwarten, mich endlich richtig zu zeigen.
Wenn Sie wieder da sind, was können die Borussen-Fans von Ihnen erwarten? Es heißt, Sie sind ein großes Talent. Sind Sie gut?
DOUCOURÉ (grinst) Ein bisschen. Aber das müssen andere beurteilen. Ich will endlich wieder spielen. Das ist das Wichtigste.