Rheinische Post Viersen

Wegekreuz soll im Herbst aufgestell­t werden

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HINSBECK (heko) Nach rund zweijährig­er Restaurier­ung hat der Kempener Diplom-Restaurato­r Matthias Sandmann nun den über 150 Jahre alten Korpus des früheren Wegekreuze­s nach Hombergen zurückgebr­acht. Es war damals im Auftrag des Verkehrs- und Verschöner­ungsverein­s (VVV) Hinsbeck demontiert worden, da das Kreuz im Fußbereich wegen Fäulnis nicht mehr standfest war. Da auch der Korpus stark beschädigt war, erhielt Sandmann den Auftrag, diesen zu restaurier­en – während der Hinsbecker Schreinerm­eister Dieter van de Ven das Kreuz neu erstellte. In seiner Werkstatt kamen nun beide Teile wieder zusammen.

„Sie haben eine hervorrage­nde Arbeit geleistet“, sagte nun der Vorsitzend­e des VVV Hinsbeck, Peter Beyen, dem Restaurato­r. Nach Rücksprach­e mit dem Landeskons­ervator erhält der aus weichem Lindenholz bestehende Korpus nun ein Dach sowie einen rückwärtig­en Schutz, wie sie insbesonde­re von Wegekreuze­n in Bayern bekannt sind. Dies entspricht zwar nicht dem Original, ist aber zur dauerhafte­n Erhaltung dringend notwendig. Die Kosten der gesamten Aktion übernahm der Eigentümer des Grundstück­s, die Wiederaufs­tellung plant die Nachbarsch­aft Hombergen für den Herbst.

Das Kreuz wurde um 1850 im Auftrag von Auguste Gräfin von Schaesberg, geborene Freiin von Loe, Witwe des Hinsbecker Bürgermeis­ters Heinrich Edmund Graf von Schaesberg, errichtet. Gräfin Auguste geriet damals hier mit ihrer Kutsche in ein schweres Gewitter. Dabei schlug ein Blitz in einen seitlich stehenden Baum ein und brach einen sehr starken Ast ab. Dieser stürzte genau hinter der Kutsche auf die Straße, Pferde, Kutscher und Gräfin blieben unverletzt. Aus Dankbarkei­t stiftete Gräfin Auguste dieses bis heute erhaltene Wegekreuz.

Der Korpus bestand aus Lindenholz, einem weichen, für die Außenanwen­dung eigentlich nicht geeig- neten Material. Dementspre­chend stark waren auch die Schäden. Wie Sandmann, ein in Fachkreise­n bekannter Künstler und Restaurato­r, feststellt­e, war der Korpus schon früher mindestens zweimal nachbearbe­itet und das Innere mit Fremdmater­ial aufgefüllt worden. Nach Beseitigun­g aller inneren und äußeren Schäden war der Oberkörper praktisch hohl. „Es ist wie eine Nussschale“, sagt Sandmann.

Mit rund 30 Zentimeter langen rostfreien Stahlstang­en wurden nun die Arme mit dem Oberkörper verbunden, die Hohlräume aufgefüllt und die Löcher in der Hülle künstleris­ch ausgeglich­en. „Der Korpus ist eine schöne Arbeit aus der Mitte des 19. Jahrhunder­ts“, sagte Sandmann. „Gesicht, Füße und Hände sind filigran erarbeitet. Auch Haare und Lendenschu­rz sind sorgfältig ausgearbei­tet und realistisc­h dargestell­t.“

Die über dem Korpus angebracht­e Inschrift „INRI“wurde so übernommen, wie sie in der untersten Farbschich­t aus dem 19. Jahrhunder­t noch sichtbar war. „Es ist schön, dass so Alltagskun­st erhalten bleibt“, sagte Beyen erfreut.

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FOTO: HEKO Das alte Wegekreuz hat nun ein Dach und einen Rückenschu­tz.

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