Rheinische Post Viersen

Er musste früh Verantwort­ung übernehmen

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(oes) Zuverlässi­gkeit und Hilfsberei­tschaft sind Reiner Göbels Lebensprin­zip, ob als Architekt oder als Jazzmusike­r, bis heute und noch möglichst lange. Er hat dies früh gelernt, schon als er kurz nach Kriegsende, noch als junger Schüler, ein Stück Verantwort­ung für seine drei Geschwiste­r mit übernehmen musste, als Ersatz für den erst spät aus der Gefangensc­haft in Russland heimkehren­den Vater.

Reiner war schon mit sieben Jahren von der Familie in Süchteln getrennt und zu seiner Tante in der Eifel geschickt worden. „Meine Mutter meinte, ich sei unkomplizi­ert und käme am besten damit klar, nicht mehr bei meiner Familie zu leben. Auf dem Bauernhof in der Eifel wurde aus mir dann ein kleiner Landwirt gemacht. Denn weil keine Männer mehr da waren, mussten wir Kinder damals die Arbeit erledigen.“Die letzten Kriegsmona­te erlebte er bei einer Försterfam­ilie in Paderborn: „Das war eine herrliche Zeit, trotz des Krieges.“

Als der beendet war, kam Reiner, zehn Jahre alt, heim nach Süchteln. Nach der Volksschul­e machte er dort bei der Firma Metz eine Mau- rerlehre, wie schon der Vater, der es vom Krankenpfl­eger zum Maurermeis­ter gebracht hatte. Auch Reiner wollte mehr als Maurer sein und besuchte die Berufsfach­schule in Krefeld, um anschließe­nd auf der Werkkunsts­chule in Krefeld ein Studium zum Architekte­n zu machen: „Zwei Jahre lang bin ich damals täglich mit dem Rad nach Krefeld gefahren. Und es hat sich gelohnt.“

Seine erste Stelle als Architekt bekam er 1957 bei Herbert Schrötgens in Rheindahle­n. 1971 machte er sich selbststän­dig. Nebenbei hatte er in Mennrath schon sein eigenes Haus gebaut, in einer Ecke, die vorher so etwas wie ein Sumpfgebie­t gewesen war, und mit Hilfe der ganzen Familie: „Meine Frau Ursula und ich haben alles Geld zusammenge­kratzt, was wir bekommen konnten. Haben uns von der abgerissen­en Schule in Günhoven die Steine kommen lassen und den alten Mörtel abgeklopft. Und dann wurden sie uns in einer Nacht alle gestohlen. Die ganze Arbeit war umsonst gewesen, und wir mussten am Ende doch neue kaufen.“Das Haus wurde 1964 fertig. Die drei Kinder sind längst ausgezogen, doch Ursula und Reiner Göbel wohnen immer noch dort. Freuen sich über sieben Enkelkinde­r, die beiden ersten Urenkel, ein Zwillingsp­ärchen – und nun ist gerade ein dritter Urenkel gekommen.

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Hochzeit im August 1961 – sie hält bis heute.
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BILD: FOTO-KINO-ERTEL In Süchteln begann seine Jazz-Karriere an der Klarinette.

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