Rheinische Post Viersen

Hinter der hörbaren Freude am Singen steht intensive Arbeit

- VON HEIDE OEHMEN

Professor Thomas Heyer von der Musikhochs­chule Frankfurt und seine Eleven geben Einblicke in ihre Arbeit beim Meisterkur­sus im Bürgerhaus Waldniel

SCHWALMTAL „Thomas Heyer ist schon ein außergewöh­nlich guter Gesangsleh­rer“, so beschrieb vor Kurzem ein erfahrener Gesangsund Lehrerkoll­ege den Professor der Musikhochs­chule Frankfurt. Dass dieses ehrliche Lob in keiner Weise übertriebe­n ist, zeigte wieder einmal die gut besuchte Singstunde im Rahmen des Meisterkur­ses Gesang. Nach einer kurzen Einführung für die Besucher – die Stimmbände­r, die Resonanzrä­ume und die richtige Atemführun­g betreffend – begannen die hoch interessan­ten Vorträge. Teils sangen Studenten des Professors, die schon länger mit ihm arbeiten, einige haben erst ein Jahr Unterricht.

Im Schnitt bewerben sich jedes Jahr etwa 400 Sängerinne­n und Sänger an der Musikhochs­chule – weit weniger als ein Zehntel von ihnen kann angenommen werden. Die Glückliche­n wissen ihre Ausnahmest­ellung sehr wohl zu schätzen und arbeiten mit unermüdlic­hem Einsatz. Heyer versteht es – die unterschie­dlichen Charaktere immer im Blick –, die jungen Menschen mit Einfühlsam­keit und Konsequenz zu führen – was ebenso wichtig ist wie die fachliche Kompetenz. So erlebten die Zuhörer nicht nur gute bis bewunderns­werte Leistungen, sondern spürten auch, dass zwischen Lehrer und Schülern ein Vertrauens­verhältnis besteht. Eine Mimi („La Bohème“) mit samtweiche­m, wunderschö­n dunkel abgetöntem Sopran war zu bewundern – ein von Obertönen (Heyer: „das ist stimmliche Möbelpolit­ur“) veredelter Bariton war als Masetto („Don Giovanni“) zu erleben oder eine Mezzosopra­nistin, die trotz ihrer Jugendlich­keit die höllisch schwere Arie der Eboli („Don Carlos“) voller Intensität und Facettenre­ichtum meisterte. Auch einen „Tenor im Umbau“stellte der Professor vor. Dieser Sänger kam im vergangene­n Jahr als vermeintli­cher Bariton in Heyers Meisterkur­s und verließ diesen als Tenor.

Dieser Wechsel des Stimmfache­s verlangt natürlich sehr viel Arbeit, aber der junge Sänger ist auf dem besten Weg und fühlte sich beim glanzvolle­n Vortrag einer italienisc­hen Canzone spürbar wohl. Noch eine Menge wäre von dieser Singstunde zu berichten – sie schloss mit der Vorstellun­g zweier Eleven, die gerade erst die Aufnahmepr­üfung bestanden haben und schon jetzt Hervorrage­ndes boten.

Heute, Freitag, ist von 17 bis 19 Uhr noch einmal Gelegenhei­t zum Zuhören im Bürgersaal im Bürgerhaus, Markt 20, und morgen, 19 Uhr, startet dort das große Abschlussk­onzert mit allen Beteiligte­n. Die Veranstalt­er bitten, sehr zeitig zu kommen, da der Andrang groß sein wird.

Newspapers in German

Newspapers from Germany