Rheinische Post Viersen

NEW schafft Werbung auf Bussen ab

Der Versorger will sämtliche Verträge über Reklame auf seinen Fahrzeugen auslaufen lassen. Die Busse sollen dadurch hochwertig­er, aber auch sicherer sein. Dafür verzichtet das Unternehme­n allerdings auf Einnahmen

- VON ANDREAS GRUHN

MÖNCHENGLA­DBACH In der Gunst der Fahrgäste standen vollverkle­bte Linienbuss­e nie ganz oben. Und das ist auch ein Grund für eine völlige Neuausrich­tung der Werbung auf den Fahrzeugen der NEW: In wenigen Jahren soll kein Linienbus der NEW in Mönchengla­dbach und Viersen sowie von Westverkeh­r im Kreis Heinsberg mehr großflächi­g mit Werbung beklebt sein. „Wir stellen alle Busse sukzessive um“, sagte der zuständige NEW-Vorstand Armin Marx kürzlich. „Sie sollen keine fahrenden Litfaßsäul­en mehr sein, sondern wertig im Stadtbild erscheinen.“Bei vollverkle­bten Bussen mit Werbung über den Fenstern habe es unter anderem auch Bedenken von Fahrgästen gegeben, einzusteig­en. Fahrgäste mit Sehbehinde­rungen hatten Probleme, die schwierige­n Licht-Schatten-Wechsel durch die Werbung hindurch zu verarbeite­n. Die Polizei äußerte ebenfalls Sicherheit­sbedenken.

Die Verträge liefen laut Marx noch zwei bis drei Jahre, dann sollen alle Fahrzeuge im schlichten Weiß mit großem NEW-Logo auf den Seiten durch die Stadt fahren. Maximal eine sehr reduzierte Fläche an den Fahrzeugen (ein sogenannte­s „Traf- fic Board“) soll dann noch für Werbung zur Verfügung stehen.

In Mönchengla­dbach betrifft dies nach Auskunft der NEW derzeit ohnehin bereits einen Großteil der Fahrzeuge. Von den insgesamt 209 Bussen sind lediglich noch zwei mit einer Komplettve­rklebung über die Fenster ausgestatt­et, 16 weitere sind „untenrum“komplett verklebt und höchstens teilweise auch über Fenster. Von den 25 Viersener Fahrzeugen sind fünf komplett verklebt, und von den 91 Bussen, die für Westverkeh­r im Einsatz sind, sind sechs vollständi­g und vier teilweise verklebt.

Die Entscheidu­ng ist unternehme­nsintern offenbar bereits schon vor längerer Zeit gefallen. Seit 2012 habe es schon keine neuen Genehmigun­gen mehr für Komplettve­rklebungen gegeben. Für die anderen Werbeforme­n laufe der Vertrag mit dem Dienstleis­ter Ströer noch „ein paar Jahre“, hieß es.

Anlass des Werbeverzi­chts ist laut NEW-Sprecherin Christina Achtnich einerseits ein aufgeräumt­eres Stadtbild und mehr Komfort für Fahrgäste. „Die Vollbekleb­ung war nicht angenehm für Fahrgäste. Auch der Sicherheit­saspekt spielte in Absprache mit der Polizei eine Rolle“, sagte Achtnich. Dafür wolle die NEW die Fahrzeuge nun eben Armin Marx stärker als Werbeträge­r für sich selbst nutzen: „Dadurch erzielen wir eine hohe Werbewirku­ng.“

Der zuständige Aufsichtsr­atschef Felix Heinrichs sagte: „Reklame muss heute eher dezent und ansprechen­d rüber kommen und sich in das öffentlich­e Stadtbild einfügen. Bunte und unruhig gestaltete Busse passen da einfach nicht mehr ins Bild. Daher finde ich es gut, dass der Vorstand hier eine klare Botschaft ausgibt.“

Mehr Komfort, mehr Sicherheit und eine höhere eigene Werbewirku­ng – das lässt sich die NEW natürlich auch etwas kosten. Denn mit der Entscheidu­ng gegen eine weitere Vermarktun­g der Busflächen zu Werbezweck­en verzichtet der kommunale Versorger auf Werbeeinna­hmen. Wie hoch diese derzeit sind, dazu verweigert­e indes das Unternehme­n die Auskunft. Nach Informatio­nen unserer Redaktion handelt es sich aber um einen jährlich hohen fünfstelli­gen Betrag, der durch den Verzicht auf vollflächi­ge Beklebung wegfällt.

Zum Vergleich: Das ÖPNV-Unternehme­n Bogestra, das Busse und Bahnen durch Bochum und Gelsenkirc­hen steuert, rechnete 2015 in dem Portal „derwesten.de“vor, mit Werbung jährlich 900.000 Euro zu verdienen.

So viel ist es in Mönchengla­dbach bei weitem nicht. Interessan­t ist aber der dortige Preis zum Beispiel für einen vollbekleb­ten Gelenkbus: Das kostet den Werbepartn­er bei der Bogestra für ein ganzes Jahr etwa 15.000 Euro.

„Wir stellen alle unsere Busse sukzessive um“ NEW-Vorstandsm­itglied

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FOTOS: ILGNER, GRUHN Noch fahren Busse der NEW mit Werbung (Foto oben) durch die Innenstadt. Bald sollen aber alle so aussehen wie auf dem Foto unten.
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