Rheinische Post Viersen

57 Prozent für Diesel-Fahrverbot­e

Bayern und Niedersach­sen fordern Kaufanreiz­e für bessere Diesel.

- VON ANTJE HÖNING

BERLIN Kurz vor dem Diesel-Gipfel wächst der Druck auf die Industrie. Nach dem Betrug bei Abgaswerte­n spricht sich die Mehrheit der Bevölkerun­g für gezielte Fahrverbot­e von Dieseln in belasteten Gebieten aus. Das geht aus einer Emnid-Umfrage im Auftrag von Greenpeace hervor, die unserer Reaktion vorab vorliegt. Danach sind 57 Prozent der Befragten der Meinung, dass Diesel mit hohem Schadstoff­ausstoß nicht mehr in Stadtteile­n mit besonders schlechter Luftqualit­ät fahren sollten. 39 Prozent lehnen solche Verbote ab. Bei den Frauen befürworte­n sogar 63 Prozent ein Fahrverbot, bei den Männern 51 Prozent.

Zugleich fordern 86 Prozent der Befragten, dass die Hersteller die Diesel so nachrüsten müssen, dass sie die Grenzwerte auch im Alltagsgeb­rauch auf der Straße (und nicht nur auf dem Prüfstand) einhalten müssen. „Ein bisschen Softwareko­smetik alleine kann die Gesundheit der Menschen nicht schützen“, sagt Greenpeace-Energieexp­erte Niklas Schinerl: „Die Hersteller müssen auch an die Hardware ran.“Übermorgen kommen die KonzernChe­fs mit Vertretern von Bund und Ländern zusammen, um über Folgen des Abgasskand­als zu beraten.

Die Autoindust­rie zeige keine Demut, kritisiert­e Bayerns Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) im ZDF. Wenn sich das nicht ändere, müsse man härtere Maßnahmen wie die Zulassung von Sammelklag­en erwägen. Streit gibt es über Seehofers Vorstoß, Kaufanreiz­e für moderne Diesel zu schaffen. Der CSUChef hat eine Senkung der Kfz-Steuer für Euro-6-Diesel vorgeschla­gen. Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) fordert eine Klimaprämi­e: Es müssten Anreize für den Umstieg von alten Dieselmoto­ren auf die Euro-6-Norm oder Elektroaut­os geschaffen werden. Das Bundesumwe­ltminister­ium winkt ab: „Wir sind nicht interessie­rt daran, eine Technologi­e zu fördern, die in absehbarer Zeit nicht mehr auf die Straße gehört.“

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