Köln: 65 Menschen in Gondeln gefangen
Weil sich gestern Nachmittag eine Gondel der Kölner Seilbahn verhakte, mussten die Passagiere von Höhenrettern befreit werden. Dabei spielten sich dramatische Szenen ab. Ursache des Unfalls war wohl ein technischer Fehler.
KÖLN Auf der Gondel prangen WDRMaus und Elefant, doch nach Lachen ist den zwei Erwachsenen und zwei Kindern in der Kabine gestern Nachmittag nicht zu Mute. Gegen 15.20 Uhr wickelt sich das Hilfsseil, das zwischen den vier Seilen der Gondel hängt, um eines der anderen Seile. Als Folge verkeilt sich die Gondel am ersten Pfeiler auf der linksrheinischen Seite und bleibt in Schräglage hängen. Weil damit der automatische Notstopp für die Seilbahn aktiviert wird, stockt der gesamte Betrieb. 32 Gondeln sind zu dieser Zeit im Umlauf. Man gehe davon aus, dass 76 Menschen in den Gondeln gefangen sind, heißt es zunächst bei den Kölner Verkehrs Betrieben (KVB), später meldet die Stadt Köln dann 65 Betroffene, davon 20 Kinder. Sie alle müssen bange Stunden erleben – am Abend gibt die Feuerwehr bekannt, dass alle Fahrgäste wieder am Boden sind. „In dieser Größenordnung ist das noch nie passiert“, sagt ein Feuerwehr-Sprecher. Beim letzten Einsatz Sprecher Feuerwehr Köln Geschäftsführer der Kölner Seilbahn-Gesellschaft, bislang nur rätseln: „Morgen schaut sich der TÜV das an, bislang wissen wir es nicht.“
Im Herbst 2014 saß eine Familie vier Stunden in einer Gondel fest, weil ein Rad bei Sturm aus der Führung gesprungen war. Höhenretter seilten die Familie aus 40 Metern Höhe auf ein Boot im Rhein ab. Damals war die Seilbahn trotz einer Sturmwarnung des Deutschen Wetterdienstes am Morgen in Betrieb genommen worden.
Dass Warnungen ignoriert worden seien, verneinte Geschäftsführer Miebach damals gegenüber unserer Redaktion. „Die Windböe traf die Seilbahn, als wir sie gerade reinholen wollten“, sagte er. In den Vorhersagen sei von so hohen Windgeschwindigkeiten nicht die Rede gewesen, meinte er. Die Seilbahn verfügt über spezielle Wind-Messer an den Pylonen. Sie überprüfen ständig, ob der Betrieb noch aufrechterhalten werden kann. „Wird es zu windig, schlagen sie Alarm, und wir holen die Kabinen rein“, so Miebach damals.
Die Seilbahn ist eine Tochter der Kölner Verkehrs-Betriebe AG. Die Kabinen queren nicht nur den Rhein, sondern schweben auch ein Stück über die Zoobrücke und eine viel befahrene Verkehrsader der Domstadt. Aufmerksam dürfte der Zwischenfall auch in Wuppertal und Bonn verfolgt werden. Dort gibt es Pläne, Seilbahnen im Nahverkehr einzusetzen. In Bonn hat ein Gutachten ergeben, dass eine Seilbahn technisch machbar ist. Sie soll vom UN-Campus an der Museumsmeile hoch zur Uniklinik auf dem Venusberg führen, mit Option einer Verlängerung über den Rhein. Allerdings hat sich in Bonn ebenso wie in Wuppertal Widerstand gegen die Pläne formiert.
„In dieser Größenordnung ist das noch nie passiert“