Ein Buch über alles, was es gibt auf dieser Welt
Debütroman Ambitioniert ist gar kein Ausdruck für „Soweit wir wissen“, das preisgekrönte Erstlingswerk von Zia Haider Rahman. Der spätberufene Autor hat diverse Leben gelebt. Er wurde in Bangladesch als Arbeiterkind geboren, wuchs in besetzten Häusern und Sozialwohnungen in London auf, studierte dank Begabtenstipendien in Oxford, München, Cambridge und Yale, arbeitete als Investmentbanker und Menschenrechtsanwalt. Anhand der Biographien zweier Männer thematisiert er in seinem Buch Freundschaft und die Finanzkrise, Liebe und Mathematik, Pakistan und Bangladesch, Einsamkeit, Verrat und Demütigung, Identität und Heimatlosigkeit, Schuld und Sühne, Verantwortungslosigkeit sowie alle Arten von Lebenslügen. Entsprechend umfangreich, anspruchsvoll und teils schwindelerregend ist dieses Buch, das die Sprunghaftigkeit zum Prinzip erhebt – aber auch ein großer Wurf ist. tojo Zia Haider Rahman: Soweit wir wissen, Berlin Verlag, 704 Seiten, 25 Euro Lieder, sie schöpfen eine Welt, die wie London duftet und wie eine Diskokugel aussieht. Man kann darin alt werden und dennoch jung bleiben. Andy Warhol ist die Portalsfigur dieses streng codierten Kosmos, in dem Plastik so wertvoll ist wie anderswo Marmor oder Gold. „Flamboyant“heißt ein später Hit des Duos, er ist die Nationalhymne dieses imaginären Orts.
Es ist verblüffend, wie sicher die Gruppe in der Auswahl von Zuträgern ist. Man schaue sich das Video von Wolfgang Tillmans zu „Home & Dry“an. Man lasse sich vom „Flamboyant“-Remix von DJ Hell verblüffen. Oder man höre sich „In Private“an, das sie mit Elton John singen. Es ist eine Feier des abgespreizten kleinen Fingers. Melancholische Lässigkeit und ungerührte Eleganz im Gewitter aus billigen Beats.
Die Pet Shop Boys führen das Pop-Dandytum, das Bryan Ferry in den 70er Jahren kultiviert hat, fort. Die neue CD-Edition macht einem auch das klar. Philipp Holstein