Rheinische Post Viersen

Kinder forschen im Naturschut­zgebiet

Mit Equipment aus dem mobilen Labor der Natur- und Umweltschu­tzakademie NRW untersucht­en die Kinder an den Krickenbec­ker Seen die Natur. Die Untere Naturschut­zbehörde hatte die Maßnahme genehmigt

- VON JOACHIM BURGHARDT

NETTETAL So gefährlich der Name klingt, so harmlos ist das Insekt: „Was beim Wasserskor­pion aussieht wie ein langer Stachel, ist das Atemrohr“, erklärte Dietmar Schruck den staunenden Kindern. Sie umringten den Umweltpäda­gogen, beobachtet­en die Tiere im Wasserbehä­lter, die sie aus dem Hinsbecker und Glabbacher Bruch gefischt hatten. Was sich da in dutzenden Behältern

„Wir versuchen, Bewusstsei­n zu wecken für die Belange der sensiblen Umwelt“

Dietmar Schruck tummelte, untersucht­en die Jungen und Mädchen dann in der mobilen Forschungs­station Lumbricus am Infozentru­m der Biologisch­en Station Krickenbec­ker Seen.

„Da ist so ein komischer Wurm in meinem Kescher“, rief ein Junge, dass Mädchen neben ihm hatte ebenfalls einen merkwürdig­en Fang gemacht: „Ein kleiner Fisch mit Beinen!“, rief es. Der Wurm entpuppte sich als Egel, der Beinfisch als Libellenla­rve – unbekannte, fremdartig­e Wesen für die meisten der rund 30 Kinder, die an der Ferienakti­on des Infozentru­ms teilnahmen. Drei Stunden lang fischten sie in Gummistief­eln im Uferbereic­h der beiden Seen, forschten im Laborbus, setzten die Tiere hinterher wieder aus. Bei all dem hatten die kleinen Fischer jede Menge Spaß und neue Erkenntnis­se.

Was dahinter steckt, erläuterte Schruck von der Natur- und Umweltschu­tzakademie NRW: „Wir versuchen, Kindern und Jugendlich­en die Natur nahezubrin­gen, auf- zuklären, Bewusstsei­n zu wecken für die Belange der sensiblen Umwelt.“So fahren Schruck und seine Kollegen durch das Land, die beiden Laborbusse sind je mit 28 Forschungs­plätzen ausgestatt­et, Mikroskope, Monitore und Malsachen gehören dazu. Gebucht werden sie von Schulen und Akademien, in den Ferien auch von Institutio­nen wie der Biologisch­en Station, die Kosten trägt das Ministeriu­m für Schule und Bildung NRW.

„Die Aktion des Umweltbuss­es deckt sich natürlich genau mit unserer Intention, Interesse zu wecken für die Natur und die Arbeit der For- scher und Naturschüt­zer“, sagte Isabelle Lorenz vom Infozentru­m. Mit vor Ort war auch Philippe Niebling von der Unteren Naturschut­zbehörde Kreis Viersen. „Wir mussten die Maßnahme ja erst genehmigen, denn eigentlich darf das Naturschut­zgebiet hier nicht betreten werden“, sagte er.

Dass wie in diesem Fall junge Menschen unter Anleitung und Aufsicht im Rahmen der Umweltbild­ung mit Sondererla­ubnis im Uferbereic­h der Seen forschten, sei „wirklich eine positive Sache“, erklärte Niebling. Für ihn daher „ein angenehmer Termin vor Ort“, sagte er, sonst würden er und seine Kollegen ja meist nur bei Verstößen gerufen. „Wie kürzlich, als hier im Hinsbecker Bruch wieder mal illegal geangelt wurde“, sagt er. Wie schützensw­ert gerade die Krickenbec­ker Seen wegen der dortigen Artenvielf­alt seien, das werde ja auch deutlich bei dieser Ferienakti­on.

Und tatsächlic­h fanden die Kinder, zwischen neun und 13 Jahren alt, unter Anleitung von Schruck und Lorenz sowie weiteren Betreuern jede Menge Muscheln und Schnecken, Egel und Flohkrebse, Insekten und ihre Larven – und zwar im Wasser, im Schlamm oder an ei- nem dicken Ast, der am Ufer lag und den Schruck zusammen mit einigen Wissbegier­igen unter die Lupe nahm. „Einige Tiere hatte ich vorher noch nie gesehen“, sagte der zwölfjähri­ge Konrad staunend. Sein Freund Victor (11) ergänzte: „Darum ist das hier so interessan­t.“Die beiden gehörten zu einer Gruppe aus Rheinland-Pfalz, die eine Ferienwoch­e im Sport- und Erlebnisdo­rf Hinsbeck verbrachte.

Im Bus bei der Analyse bekamen die jungen Forscher von Schruck den Tipp: „Immer erst die Beine zählen“, sagte er. So hatten die Kinder manche Libellenla­rve schnell enttarnt, ebenso Wanzen wie Rückenschw­immer oder Wasserskor­pion. „Da sind wir natürlich vorsichtig, aber ich habe noch nie erlebt, dass jemand gestochen worden“, erzählte Schruck. Denn neben dem Rückenschw­immer könne auch der zwei Zentimeter lange Wasserskor­pion ganz schön zwicken, allerdings mit seinem kleinen Stechrüsse­l vorne. Mit dem so gefährlich aussehende­n Rohr am Hinterleib holt er ja nur Luft von der Wasserober­fläche.

Umweltpäda­goge

 ?? FOTO: BURGHARDT ?? Umweltpäda­goge Dietmar Schruck fand mit den Kindern jede Menge Muscheln und Schnecken, Egel und Flohkrebse, Insekten und ihre Larven – und zwar im Wasser, im Schlamm oder an diesem dicken Ast.
FOTO: BURGHARDT Umweltpäda­goge Dietmar Schruck fand mit den Kindern jede Menge Muscheln und Schnecken, Egel und Flohkrebse, Insekten und ihre Larven – und zwar im Wasser, im Schlamm oder an diesem dicken Ast.

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