Umfragen versus Wirklichkeit
Zweimal in relativ kurzer Folge hat der „Spiegel“unbezahlbare Werbung für ein Buch gemacht, das seine Führung für gefährlich hält. Erst hatte ein Redakteur Rolf Peter Sieferles „Finis Germania“auf eine kuratierte Liste des NDR gehievt, wovon sich die Chefredaktion in einem recht beispiellosen Vorgang distanzierte. Dann veranlasste die Führung des Blattes, das Buch von der eigenen Bestsellerliste herunterzunehmen.
Ergebnis: „Finis Germania“steht bei Amazon wie festgenagelt auf Platz eins der Bestsellerliste. Und Sieferles anderes Vermächtnis, „Das Migrationsproblem“, hat sich im Sog des Skandals zwischenzeitlich auf Platz sechs vorgearbeitet. Auf der Amazon-Liste rangieren generell seit einiger Zeit schon politische Sachbücher sehr weit oben, die sich kritisch mit Angela Merkels Flüchtlingspolitik oder ihrer zwölfjährigen Kanzlerschaft befassen.
Normalerweise sucht man politische Sachbücher vergebens in diesen universalen Listen, auf denen sie mit Glücksfibeln, Kochbüchern und Sex-Ratgebern konkurrieren. Der Bestseller „Die Getriebenen“, in dem „Welt“-Korrespondent Robin Alexander die entscheidenden Tage
Statistikern zufolge ist die Union beliebt wie nie – zugleich stehen Merkel-kritische Sachbücher auf den Bestsellerlisten. Wie passt das zusammen?
und Wochen der Kanzlerin und der Koalition in der Flüchtlingskrise akribisch protokolliert, hat sich dem Vernehmen nach schon 150.000 Mal verkauft. Zur Einordnung: Ein politisches Sachbuch gilt normalerweise schon mit 5000 verkauften Exemplaren als achtbarer Erfolg.
Diese Platzierungen lassen sich nicht ohne Weiteres in Einklang bringen mit den Umfragewerten der Union und der Kanzlerin, die inzwischen teilweise wieder bei 40 Prozent liegen, Tendenz steigend.