Rheinische Post Viersen

In 3,5 Meter Tiefe für das Meer üben

Im Nettebad fand eine Woche lang ein Tauchkursu­s für Kinder und Jugendlich­e statt. Jetzt sind sie für den Urlaub am und unter Wasser vorbereite­t — sie haben den begehrten Junior-Tauchschei­n erlangt

- VON JANNETTA JANSSEN

KALDENKIRC­HEN Viola hockt bereits am Beckenrand, ihre Beine baumeln im Wasser. Die Haare sind zu einem Zopf zusammenge­bunden, sie hat Taucherbri­lle und Flossen angezogen. Die Elfjährige ist bereit für den finalen Tauchgang im Schwimmbec­ken. Das Mädchen ist eins von insgesamt 15 Kindern, die innerhalb einer Woche ihren Schein Teilnehmer­in Viola zum „Junior Open Water Diver“im Nettebad machen möchten. „Der Kursus war schnell ausgebucht, es ist die beste Vorbereitu­ng für den Sommerurla­ub am Meer“, sagt Leiter Dieter Mangen.

Sommer, Sonne, Meer – viele der Kinder fahren in den nächsten Wochen nach Kroatien oder Spanien in den Urlaub und wollen gemeinsam mit ihren Eltern tauchen gehen. So auch Luis (10). Er hat bereits in Ägypten erste Erfahrunge­n unter Wasser gemacht. Für seine Mutter, Stefanie Fasselt, ist dieser Kursus genau das Richtige: „Wir haben in der Familie alle den Tauchschei­n, das ist super, wenn er jetzt auch den Junior Diver hat“, sagt Fasselt. Mit dem Preis in Höhe von 75 Euro ist die Mutter zufrieden. Alle Kinder haben einen vierseitig­en Bogen ausgefüllt. Der ausgebilde­te Tauchlehre­r Dieter Mangen prüfte, ob alle Voraussetz­ungen erfüllt waren: „Die Kinder sollten mindestens Bronze haben, gesund sein, mit Schnupfen und Husten sollte man nicht tau- chen“, sagt der Tauchlehre­r. Besonders für Menschen mit Diabetes, Asthma oder Herz-Kreislauf-Erkrankung­en ist eine ärztliche Tauglichke­itsuntersu­chung wichtig.

Der 73-jährige Mangen legt viel Wert auf Theorie, denn bevor es zum Tauchen geht, müssen die Teilnehmer erst einmal ihre Ausrüstung­en genau prüfen. „Ich gucke, ob der Atemregler funktionie­rt, die Weste richtig am Körper sitzt, wie viel Sauerstoff in der Flasche ist und checke den Luftdruck“, sagt der 14jährige Florian aus Mönchengla­dbach. Insgesamt wiegt die Tauchausrü­stung 15 Kilogramm. Von vier Tauchlehre­rn werden die Kinder betreut. Bei jedem Tauchgang ist immer einer von ihnen an der Seite der jungen Taucher. Florian taucht ab, und kommt nicht richtig runter. „Er braucht Blei“, sagt Mangen sofort und gibt dem Jungen zweimal zwei Kilogramm Gewichte. Schon sieht man den Jungen tief im Becken tauchen. „Wir hatten alle Probleme mit dem Druckausgl­eich am Anfang“, sagt die Brachterin Luna (12). Das sei die größte Herausford­erung, weiß Mangen aus langjährig­er Erfahrung. Darum hat die Gruppe lange geübt. „Ich weiß noch, beim allererste­n Tauchgang schmeckte die Luft irgendwie anders“, erinnert sich die Kaldenkirc­henerin Viola.

Die Ausrüstung hat Mangen aus seinem Verein „Tauchertre­ff Grenzland“mitgebrach­t. Eine Anschaffun­g würde sich erst lohnen, wenn man im Tauchverei­n ist oder regelmäßig Tauchgänge macht, sagt er. „Im Urlaub kann man sich eine Ausrüstung mieten“, sagt der Tauchlehre­r. Bei einer Anschaffun­g liegt ein komplettes Set schnell bei über 1000 Euro.

Mangen warnt vor den Gefahren sowohl in einer Schwimmhal­le als auch im offenen Meer: „Wenn der Druckausgl­eich nicht funktionie­rt, gerät man schnell in Gefahr oder wenn man zu tief taucht und zu wenig Luft für den Aufstieg hat“, sagt er. Im Nettebad ist das Becken 3,5 Meter tief. Eine gute Vorbereitu­ng für den Urlaub und den gemeinsame­n Ausflug, den die Gruppe in dieser Woche zusammen machen wird. „Wir fahren alle nach Rheinbach ins Tauchcente­r, dort können die Kinder mehr Erfahrunge­n sammeln“, sagt Mangen. Bis zu zehn Meter geht es da in die Tiefe.

Viola taucht wieder auf und sieht glücklich aus: „Das war echt eine super Woche, und das Beste ist, dass ich jetzt den Tauchschei­n habe“, sagt das Mädchen fröhlich. Dem Urlaub in Kroatien steht also nichts mehr im Wege.

„Ich weiß noch, beim allererste­n Tauchgang schmeckte die Luft irgendwie anders“

 ?? RP-FOTO: JÖRG KNAPPE ?? Die Teilnehmer mit Leiter Dieter Mangen (hinten links) in voller Ausrüstung im Wasser. Der 73 erläuterte den Kindern und Jugendlich­en die Gefahren im Schwimmbad und im offenen Meer.
RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Die Teilnehmer mit Leiter Dieter Mangen (hinten links) in voller Ausrüstung im Wasser. Der 73 erläuterte den Kindern und Jugendlich­en die Gefahren im Schwimmbad und im offenen Meer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany