Rheinische Post Viersen

Große Lunge, feine Füße, lange Beine

Dieter Hecking kann sich über fehlende Optionen auf der Sechserpos­ition nicht beschweren. Fünf Kandidaten für die Startelf im ersten Pflichtspi­el sind noch übrig. Drei Top-Kandidaten haben sich in Stellung gebracht.

- VON JANNIK SORGATZ

Aus „Sechs für die Sechs“ist inzwischen „Fünf für die Sechs“geworden. Jonas Hofmann war nur eine Woche und 45 Testspielm­inuten lang eine echte Option für die Position vor der Abwehr. Seitdem hat Dieter Hecking fünf verschiede­ne Sechser in sieben verschiede­nen Kombinatio­nen ausprobier­t. Am Samstag in der Schlusspha­se gegen den FC Málaga durften es erstmals Denis Zakaria und Mickael Cuisance gemeinsam versuchen, immerhin machte Borussia in diesen 20 Minuten aus einem 0:1 noch ein 2:1.

Dass Hecking im ersten Pflichtspi­el bei Rot-Weiss Essen auf eine in der Addition 38,7 Jahre alte Doppelsech­s setzt, ist unwahrsche­inlich. Doch es gibt sicherlich absurdere Theorien, schließlic­h traute sich Borussias Trainer Anfang April, im Bundesliga­spiel gegen Hertha BSC ein knapp 41 Jahre altes Duo aufzustell­en, Mo Dahoud und Laszlo Bénes. Letzterer hätte gemeinsam mit Cuisance noch 37,9 Jahre zu bieten, die Variante hat es im Sechser-Bingo genau wie das Duo Denis Zakaria und Tobias Strobl sowie Bénes und Christoph Kramer noch nicht gegeben. Dass Hecking am Freitag im letzten Test gegen Leicester City (Anpfiff 20.45 Uhr) auch hinter diese drei Optionen einen Haken macht, ist nicht auszuschli­eßen.

Dann dürfte der Mann wieder dabei sein, der in einer Twitter-Umfrage unsere Redaktion nur knapp die absolute Mehrheit verpasst hat. 49 Prozent stimmten bei der Frage nach ihrem Sechser-Favoriten für Kramer, der gegen Málaga wegen einer Grippe pausierte. Seine Bedeutung als Achsenspie­ler wurde erst so richtig deutlich, als der 26-Jährige im Frühjahr mit einer Knieverlet­zung wochenlang ausfiel. Kramer war zuvor in der Anfangszei­t unter Hecking der Stabilität­sgarant mit seiner Passsicher­heit, seiner Laufund Zweikampfs­tärke.

Für die Position neben Kramer gibt es keinen eindeutige­n Favori- ten, aber die Twitter-User dürften auch hier ganz gut liegen mit ihrer Meinung: 28 Prozent stimmten für Zakaria, 21 Prozent für Bénes. Letztlich wird es auch auf den Gegner ankommen, ob der langbeinig­e Boxto-Box-Spieler Zakaria die Nase vorn hat oder das feinfüßige Energiebün­del Bénes. Letzterer leitete gegen Málaga die beiden aberkannte­n Tore ein, Zakaria trieb die Borussen am Ende noch einmal an, als es darum ging, partout nicht schon wieder zu verlieren. Ihre Präsenz kann sich sehen lassen. Dass beide gemeinsam eher nicht die favorisier­te Variante sind, hat die Vorbereitu­ng allerdings auch schon gezeigt. Gegen Leeds spielten Zakaria und Bénes 90 Minuten Seite an Seite, defensiv waren es die wildesten.

Einer, der auf der Sechs für seriöse und unaufgereg­te Arbeit bekannt ist, erhielt im Voting nur zwei Prozent. Doch Strobl dürfte damit etwas zu schlecht wegkommen. Von einer Renaissanc­e des 27-Jährige zu sprechen, wäre übertriebe­n, er hat sich allerdings gut in Stellung gebracht – als Sechser, als Innenverte­idiger in einer Viererkett­e und als zentraler Mann einer Dreierkett­e.

Der fünfte im Bunde, Mickael Cuisance, löste vor zwei, drei Wochen mit seinen Leistungen einen kleinen Hype aus. Dass der 17-Jährige in der Sechser-Hierarchie etwas an Boden verloren hat, liegt weniger an ihm selbst als an Zakaria, der sich immer besser einfindet, und Bénes, der gegen Málaga ein Ausrufezei­chen setzte. Perspektiv­isch wäre ein Platz im 18er-Kader riesig für Cuisance. Plant man zwei Sechser in der Startelf, einen Back-up auf der Bank und den polyvalent­en Strobl ein, wird es schwierig für den Franzosen, der sich aber Bénes zum Vorbild nehmen kann: Der Slowake machte in der U23 auf sich aufmerksam und war dann im Frühjahr bereit für die große Bühne.

Kramer plus X, das dürfte die Rechnung sein fürs Pokalspiel in Essen. Über fehlende Optionen kann sich Hecking nicht beschweren.

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FOTO: DIETER WIECHMANN Laszlo Bénes (links) überzeugte im Testspiel gegen den spanischen Erstligist­en FC Málaga als aggressive­r Sechser, der nicht locker ließ und dem Gegner auch mal wehtat.

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