Mit 43 Jahren noch mal in die Lehre
Marcel Müllers macht in Viersen eine Ausbildung zum Altenpfleger. Unterstützung erhält er dabei von der Agentur für Arbeit. Ein Sonderprogramm hilft aktuell 40 älteren geringqualifizierten Arbeitnehmern bei der Weiterbildung
VIERSEN Mit 43 Jahren noch mal die Schulbank drücken und eine Ausbildung anfangen? Und das mit einem fünfjährigen Sohn sowie einer 14- und einer 17-jährigen Tochter zu Hause? Marcel Müllers hat diesen Schritt Anfang des Jahres gewagt – und bisher nicht bereut. Der verheiratete Familienvater macht eine dreijährige Ausbildung zum examinierten Altenpfleger. „Die Befürchtungen, die ich hatte, haben sich zum Glück nicht bewahrheitet“, sagt Müllers. Denn unterstützt wird er nicht nur von seinem Arbeitgeber, dem Altenheim Haus Bodelschwingh in Dülken, sondern auch von der Agentur für Arbeit.
„WeGebAU“heißt das Sonderprogramm, das Dirk Strangfeld, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Krefeld, gestern vorstellte. Die Abkürzung steht für „Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen“. Marcel Müllers arbeitet schon seit fast 20 Jahren in dem Altenheim und hat sich lange gesträubt, sich weiterzuqualifizieren. Seine Sorge: Einkommenseinbußen während der dreijährigen Ausbildungszeit. Das wäre nicht einfach gewesen mit einer Familie zu Hause.
Seine Pflegedienstleiterin Renate Wiemes lag ihm schon länger in den Ohren damit, doch endlich die Ausbildung zu machen. „Denn Herr Müllers ist engagiert und würde gern Verantwortung übernehmen, doch die können wir ohne diese Ausbildung nicht an ihn übertragen“, sagt Wiemes und betont, dass es heutzutage schwierig sei, Fachkräfte zu finden. Darum setze das Haus auch darauf, eigene Mitarbei- ter weiterzuqualifizieren. Marcel Müllers hat nach seinem Hauptschulabschluss 1990 erst einmal viel gejobbt, dann Zivildienst in einem Altenheim geleistet und schließlich eine einjährige Ausbildung zum Altenpflegehelfer im Allgemeinen Krankenhaus in Viersen gemacht. Im Dezember 1998 ging es dann ins Haus Bodelschwingh. Die Arbeit dort machte ihm zwar Freude, doch beruflich weiter ging es nicht. „2016 hat es dann Klick gemacht, und ich habe mich erkundigt, wie ich das in meiner Situation schaffen kann. Da bin ich auf das Programm ,WeGe- bAU’ aufmerksam geworden“, so Müllers. „Die Möglichkeiten der Förderung durch dieses Programm sind vielfältig. So übernimmt die Agentur beispielsweise die gesamten Maßnahmenkosten, und die Arbeitgeber unterstützen wir etwa dadurch, dass wir den Arbeitskraftausfall kompensieren“, sagt Dirk Strangfeld. Marcel Müllers bestätigt, dass er keine finanziellen Einbußen hat, lediglich einige Freizeit fürs Lernen gehe natürlich drauf. „Aber das macht mir ja Spaß, und es ist für einen absehbaren Zeitraum“, betont der Auszubildende.
Das Förderprogramm ist nicht auf den Pflegebereich beschränkt. Derzeit bietet die Agentur Krefeld in ihrem Bezirk 40 Personen die Förderung. Strangfeld: „Es dürfen aber gern noch viel mehr werden.“