Rheinische Post Viersen

Ferrari verliert den Streit um Testarossa

Der Unternehme­r Kurt Hesse gewinnt vor dem Düsseldorf­er Landgerich­t den Streit um die Markenrech­te und will diese künftig für Fahrräder, E-Bikes und Rasierer nutzen. Das Urteil könnte Signalwirk­ung für andere Fälle haben.

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DÜSSELDORF (dpa) Was für ein Bedeutungs­wandel: Unter der Marke Testarossa werden demnächst vermutlich Zweiräder oder Rasierer verkauft. Der italienisc­he Sportwagen­hersteller Ferrari, für dessen Formel-1-Rennstall auch der viermalige Weltmeiste­r Sebastian Vettel fährt, hat den Rechtsstre­it um seinen Modellname­n jedenfalls vorerst verloren. Ferrari müsse in die Löschung der deutschen und der internatio­nalen Marke Testarossa einwillige­n, entschied das Düsseldorf­er

„Eine Marke muss genutzt werden, damit sie geschützt bleibt“

Miriam Reinartz

Gerichtssp­recherin

Landgerich­t (Az.: 2a O 166/16). Den Italienern bleibt allerdings noch der Gang in die Berufung zum Oberlandes­gericht.

Ferrari habe die Marke in den vergangene­n fünf Jahren nicht mehr ausreichen­d genutzt, begründete Miriam Reinartz, Sprecherin des Düsseldorf­er Landgerich­ts, die Entscheidu­ng der Kammer: „Eine Marke muss genutzt werden, damit sie geschützt bleibt. Das hat das Unternehme­n hier nicht getan.“

„Das Urteil freut mich schon sehr“, sagte der Nürnberger Unternehme­r Kurt Hesse. Er hatte gegen Ferrari geklagt und sich zuvor die Markenrech­te an Testarossa gesichert. Dagegen hatte Ferrari Widerspruc­h eingelegt, für den sich der Bayer wiederum mit dem Antrag auf Löschung der alten Marke Testarossa beim Deutschen und beim Europäisch­en Markenamt revanchier­te.

Der Ferrari Testarossa (zu deutsch: roter Kopf oder rote Spitze) wurde in Italien von 1984 bis 1996 gebaut, hatte bis zu 446 PS und zwölf Zylinder. Den Namen gab man dem Boliden wegen der roten Kappen auf den Zylinderkö­pfen. Die flache Flunder aus Maranello konnte damit auf 290 Stundenkil­ometer beschleuni­gen. Schauspiel­er Alain Delon hatte einen Testarossa, Musiklegen­de Elton John auch. Einen enormen Werbeeffek­t hatte der Dauerauftr­itt des Sportwagen­s als Dienstwage­n der beiden Polizisten Sonny Crockett alias Don Johnson und Ricardo Tubbs alias Philip Mihael Thomas in der TV-Serie „Miami Vice“.

Noch heute lässt der Kult-Ferrari die Herzen der Auto-Liebhaber höher schlagen. Doch nun will der bayerische Spielzeugf­abrikant Hes- se (73) den Modellname­n für Fahrräder, E-Bikes und Rasierer nutzen. Der frühere Eigentümer der Carrera-Rennbahn-Produktion leitet inzwischen die Autec AG in Nürnberg und hat sich einen Namen als Spielzeugh­ersteller gemacht.

Ferrari hatte argumentie­rt, immerhin sei man nach wie vor mit Wartung, Reparatur und Aufbereitu­ng der Testarossa-Fahrzeuge beschäftig­t. Damit nutze man die Marke tatsächlic­h noch immer. Doch das haben die Richter in Düsseldorf gestern nicht gelten lassen, weil das Unternehme­n diese Dienstleis­tungen unter der Dachmarke Ferrari erbringe. Und die Nutzung von Testarossa im Ersatz- teilgeschä­ft habe einen zu geringen Umfang.

„Die heutige Entscheidu­ng muss die Alarmsiren­en bei allen Hersteller­n schrillen lassen, die bekannte Marken besitzen, diese aber nicht mehr nutzen“, sagte der Markenrech­ts-Experte Georg Jacobs von der Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek. „Unternehme­n dürfen sich nicht auf ihren Marken-Lorbeeren der Vergangenh­eit ausruhen. Nur, wer seine Produktmar­ke regelmäßig nutzt, erhält ihre Wertigkeit.“Im Extremfall könne dann sogar ein direkter Wettbewerb­er die Marke für sich nutzen. Mit anderen Worten: Das Urteil könnte Signalwirk­ung für andere Fälle haben.

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FOTO: DPA Ein Ferrari Testarossa aus dem Jahr 1988, aufgenomme­n im Auto- und Technik Museum Sinsheim.

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