Rheinische Post Viersen

„Anfangs hat man über meine Idee gelacht“

Heinz Maibaum hat 1985 den Naturschut­zhof gegründet. Mit 90 Jahren ist er immer noch aktiv. Er wünscht sich, dass der Hof bestehen bleibt

- VON JANNETTA JANSSEN

LOBBERICH Er weiß noch alles ganz genau, Heinz Maibaum kann sich an jede Einzelheit erinnern: Damals im Jahre 1985, als er den Naturschut­zhof gründete und damit ein Herzenspro­jekt begann. Der heute 90-Jährige steht in seinem ersten Bauerngart­en neben dem Informatio­nsraum, zwischen Fenchel, Lavendel, Minze und vielen anderen Kräutern. „Das war hier alles totes Gelände“, sagt Maibaum und meint damit die größte Fläche des mittlerwei­le 20.000 Quadratmet­er großen Naturschut­zhofes in Lobberich.

„Man hat über mich gelacht, mir das nicht zugetraut“, erinnert sich der gelernte Webmeister und Techniker. Doch der Breyeller hat sich nicht entmutigen lassen. Alles hatte bei einem Stammtisch vom Bund für Vogelschut­z angefangen. „Wir haben einen zentralen Raum gesucht, um Materialie­n zu sammeln“, sagt Maibaum. Das Gelände gehört Matthias Linders, einem Landwirt, der hatte die damalige Scheune zur Verfügung gestellt. Die Arbeit für den Vorstand und die Jugendgrup­pe vom Vogelschut­zBund begann: Wände trocken legen, Balken erneuern, neuen Boden reinsetzen. An der Eingangstü­r hängt noch das alte Schild mit der Aufschrift „Informatio­nsraum“.

„Hier hat alles angefangen“, sagt der 90-Jährige. Er liebt die Natur, hatte sofort eine besondere Verbindung zum „Hof, der unter dem Schutz der Natur steht“, kurz: Naturschut­zhof. Hier gibt es überall eine Besonderhe­it zu entdecken: Das Kräutermän­nchen, auf dessen Idee das Ehepaar Maibaum nach dem Besuch einer Gartenauss­tellung kam. Das umgebaute Holzhaus, wo zahlreiche Bücher stehen, war einst ein Schafstall, und zusammen mit seinem Enkel hat Heinz Maibaum den Hochteich so gebaut, dass auch Rollstuhlf­ahrer den Naturschut­zhof erkunden können. Lange waren Schüler aus einer Arbeitsgru­ppe des Werner-JaegerGymn­asiums regelmäßig auf dem Hof und haben mit bei der Beetpflege geholfen. „Seitdem es den Lehrer nicht mehr gibt, ist die AG ausgelaufe­n“, sagt Maibaum.

Im Naturschut­zhof im Naturpark Maas-Schwalm-Nette steckt viel Herzblut. Materialie­n wie Fenster oder Türen hat Maibaum von zu Hause mitgebrach­t. Der Vorteil: „Wir mussten dann etwas neues anschaffen“, erzählt er und lacht. „Am Anfang haben meine Frau und ich privates Geld hier reingestec­kt, dafür bin ich ihr sehr dankbar.“

Mittlerwei­le gibt es einen Fördervere­in und Gelder vom Naturschut­zbund (Nabu). Über 13 Jahre war Maibaum Leiter des Hofes, aber ein Herzinfark­t zwang ihn, kürzer zu treten. Doch noch versucht er, so oft wie möglich dort zu sein. „Ich bin von meiner Frau abhängig, momentan kann ich kein Auto fahren“, sagt er und lächelt. Mit seinen 90 Jahren arbeitet er noch tatkräftig mit, gibt Tipps und hofft, dass es für den einzigarti­gen Hof, den es so in ganz Nordrhein-Westfalen kein zweites Mal gebe, weitergeht. „Ich habe Sorge, denn Heinz Tüffers und ich sind alt geworden“, sagt Maibaum. Tüffers war einer, der von Anfang an an der Seite von Maibaum stand. Sie haben sich gegenseiti­g beim Aufbau des Naturschut­zhofes unterstütz­t.

Die Fläche ist riesig, noch größer soll sie nicht werden, denn das alles muss gepflegt werden, sagt der Gründer. Er hatte immer schon viele gute Ideen. So auch die Einführung des Freiwillig­en Ökologisch­en Jahres auf dem Naturschut­zhof vor fünf Jahren. Die Frösche quaken in der Stille, springen vom Rand ins Wasser. Es sind Momente wie diese, die Maibaum sehr schätzt. „Ich hoffe, ich kann das hier noch lange genießen“, sagt der Rentner.

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