Rheinische Post Viersen

Mit dem Fahrrad bis zum Nordkap

Der Lobberiche­r Josef Herkenrath plant eine Radtour durch Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland. Dafür sucht der 65-Jährige Mitstreite­r. Das Besondere: Er will Spenden für die Welthunger­hilfe sammeln

- VON EMILY SENF

LOBBERICH Wenn Josef Herkenrath auf seinem Fahrrad sitzt, ist die Welt für ihn in Ordnung. „Mit dem Auto zu reisen, geht mir zu schnell“, sagt der 65-jährige Lobberiche­r. „Am Fahrrad gefallen mir die Langsamkei­t und die Flexibilit­ät. Das hat etwas Meditative­s.“Vor anderthalb Jahren ist er in den Ruhestand gegangen, nun will er sich einen langgehegt­en Traum erfüllen und mit dem Rad bis zum Nordkap fahren. Für die Tour im kommenden Jahr sucht Herkenrath noch Mitstreite­r.

Dem 65-Jährigen gefällt es, unterwegs zu sein und sich dabei körperlich zu verausgabe­n. So wanderte er beispielsw­eise im vergangene­n Jahr über die Alpen, vor 15 Jahren machte er eine Fahrradtou­r nach Santiago de Compostela. Damals arbeitete er im Bethanien Kinder- und Jugenddorf Schwalmtal: Mit zehn Jugendlich­en und fünf Begleitern radelte er bis in den Nordwesten Spaniens. Sieben Wochen dauerte die Reise insgesamt. „Man konnte spüren, wie die Gemeinscha­ft von Tag zu Tag wuchs“, erinnert sich Herkenrath. Das ist es auch, was er sich vom Trip ans Nordkap erhofft: eine funktionie­rende Gruppe, deren Mitglieder aufeinande­r Rücksicht nehmen.

Das Nordkap auf der norwegisch­en Insel Magerøya ist zwar nicht der nördlichst­e Punkt Europas, aber ein beliebtes Ziel für Touristen. Die hinaussteh­ende Felswand ragt an ihrem höchsten Punkt 307 Meter über dem Eismeer empor. Etwa 3000 Kilometer ist das Kap von Nettetal entfernt. Dass diese Strecke alleine nur schwer zu bewältigen ist, weiß auch der Lobberiche­r Radler. Darum sucht er Gleichgesi­nnte, die sich mit ihm auf den Weg machen wollen, entweder selbst im Fahrradsat­tel oder in einem Begleitfah­rzeug. Dieses soll Ersatzteil­e, Gepäck und Verpflegun­g transporti­eren.

Bislang steht das Konzept der Fahrradtou­r in groben Zügen: Je nach Wetterlage oder anderen schwer kalkulierb­aren Gegebenhei- ten könnte die Gruppe 80 bis 100 Kilometer pro Tag zurücklege­n, schätzt Herkenrath. Zumindest in Schweden erlaubt es das sogenannte Jedermanns­recht, überall dort, wo es nicht explizit verboten ist oder andere gestört werden, zu zelten. Ansonsten werde die Gruppe Campingplä­tze ansteuern, um die Reisekoste­n überschaub­ar zu halten. Die trägt jeder selbst. Im besten Fall, hofft der Organisato­r, gibt es einen gemeinsame­n Topf für Dinge wie Verpflegun­g und Unterkunft.

Der Lobberiche­r möchte zunächst über Hamburg fahren, nach Dänemark mit der Fähre übersetzen und durch Schweden entlang des Bottnische­n Meerbusens bis zum Nordkap radeln. Zurück soll es über Lappland und durch den Rest Finnlands gehen, mit der Fähre wieder nach Schweden und über Norddänema­rk bis nach Nettetal. Knapp zweieinhal­b Monate hat der 65-Jährige für die 6000 bis 7000 Kilometer lange Strecke eingeplant. „Es ist kein Wettrennen“, sagt er. „Man soll ja auch was erleben.“Wer nicht die ganze Route mitfahren wolle, könne etwa nur bis zum Nordkap fahren und von dort mit dem Flugzeug zurückreis­en. Brauche zwischendu­rch

„Die Fahrradtou­r zum Nordkap ist kein Wettrennen. Man soll ja unterwegs auch was erleben“ „Im besten Fall kann sich die Gruppe mehrfach pro Woche treffen und gemeinsam trainieren“

einer der Radler eine Pause, könne er auf den Begleitbus umsteigen. Herkenrath hat als Reisezeit Mitte April bis Ende Juli 2018 angepeilt. „Vor der Mückenzeit“, sagt er.

Mit der Reise will der 65-Jährige Sportliche­s mit Sozialem verbinden: Er plant, während der Tour Spenden für die Welthunger­hilfe zu sammeln. „Ich finde das super“, sagt Fabian Jauss aus der zuständige­n Abteilung Engagement und Onlinemark­eting in Bonn. Es sei schon häufiger vorgekomme­n, dass jemand mit einem Marathonla­uf finanziell­e Unterstütz­ung generiert, aber: „Das Nordkap ist neu“, sagt Jauss. Darum will die Welthunger­hilfe Herkenrath und seine Gruppe begleiten – medial oder anders, das soll noch besprochen werden.

Herkenrath hofft, dass sich möglichst bald eine Gruppe zusammenfi­ndet, damit die Mitglieder gemeinsam die Details der Reise besprechen können. „Im besten Fall kann man sich mehrfach pro Woche treffen und gemeinsam trainieren“, sagt der gebürtige Kaldenkirc­hener.

De Radler freut sich auf die Reise, die Erlebnisse und neue Landschaft­en. Das Ziel ist für ihn zweitrangi­g. „Das Schöne findet unterwegs statt“, sagt er.

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Josef Herkenrath­s will mit seinem Rad zum Nordkap fahren. Die Route soll hin über Schweden und zurück über Finnland führen (siehe Karte).

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