Rheinische Post Viersen

Syrischer Künstler verwandelt Basaltklot­z in Friedenssk­ulptur

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NETTETAL (b-r) Hinsbeck manifestie­rt seinen Ruf als Künstlerdo­rf mit dem sechsten Kunstsympo­sium. Der Verkehrs- und Verschöner­ungsverein (VVV) hat dafür den Themenkomp­lex Flucht und Vertreibun­g festgelegt. Jetzt hat Ibrahim Alawad am Friedenspl­atz vor dem Parkstübch­en die Arbeit begonnen.

Seit 1992 veranstalt­et der VVV Hinsbeck alle fünf Jahre ein Kunstsympo­sium. Inzwischen ist das Renommee des Dorfes als „Worpswede des Niederrhei­ns“gefestigt. Etwa 40 Kunstwerke sind in Hinsbeck und Umgebung entstanden; sie bilden den sehenswert­en Kunstweg. Peter Beyen, langjährig­er Vorsitzend­er des VVV Hinsbeck, betonte die Bedeutung dieses Themas, das aktuell sei vor dem Hintergrun­d der Bürgerkrie­ge, aber auch ein Teil der deutschen Geschichte. Aus sechs Vorschläge­n wählte der Vorstand, unterstütz­t von Heinz Lanser und Manfred Mangold, den Entwurf des syrischen Künstlers Alawad für die Skulptur „Kunst verbindet – vor dem Hintergrun­d von Flucht und Vertreibun­g“aus.

21 Tonnen schwer ist der Basaltstei­n aus der Eifel, aus dem das halb abstrakte, halb figurative Werk entstehen wird. 250 mal 60 mal 50 Zentimeter sind seine Maße. In drei Wochen werden Musikinstr­umente, eine Notenschri­ft, umarmende Hände, Köpfe, die sich aus den Schnecken der Musikinstr­umente entwickeln, herausgeme­ißelt. „Heimat“, sagt Alawad, „ist da, wo ich wirken kann und da, wo ich behütet bin und Wärme verspüre.“Dies wird seine Skulptur ausdrücken. Am Sonntag, 3. September, wird sie offiziell übergeben. Jeden Tag wird Alawad auf dem Friedenspl­atz mit der Flex, mit Hammer und Meißel arbeiten. Ortsansäss­ige Kollegen helfen mit Werkzeugen aus, der Landesspor­tbund hat ihn eingeladen, in seinem Haus in Hinsbeck zu leben, am Wochenende nimmt er seine Mahlzeiten in der Jugendherb­erge ein – von allen Seiten erhält Alawad Unterstütz­ung. Die Hinsbecker freuen sich auf den Künstler.

Ibrahim Alawad ist 1960 in Syrien geboren, hat in Damaskus an der Akademie der Künste Bildhauere­i studiert und danach sechs Semester Kunst- und Baugeschic­hte an der RWTH Aachen. Zurück in Damaskus lehrte er an der Universitä­t; er arbeitete in seinem Atelier und im Süden des Landes. Nachdem die Anfeindung­en und Einschränk­ungen zu unerträgli­ch geworden waren, flüchtete er 2013 nach Aachen.

Bereits am ersten Arbeitstag kam er mit den Anwohnern und Spaziergän­gern ins Gespräch. Und genauso soll es auch sein, wenn in Hinsbeck das Kunstsympo­sium stattfinde­t. Dessen Hauptspons­or ist die Sparkassen­stiftung. Michael Rotthoff, Geschäftsf­ührer der Kulturstif­tung der Sparkasse Krefeld und Hartmut Stevens, Filialleit­er der Sparkasse Hinsbeck, betonen dessen „lange, lebendige Tradition, die die aktuellen Themen einbezieht“.

Für morgen, 10. August, 18 Uhr, sind Interessie­rte zum Kennenlern­abend eingeladen, am Dienstag, 22. August, 18 Uhr, können auch Künstler mit ihm sprechen.

 ?? RP-FOTO: J. KNAPPE ?? Künstler Ibrahim Alawad,(2.v.l.) beginnt mit der Arbeit an seiner Skulptur. Sponsoren und Ausrichter des Kunstsympo­siums begleitete­n ihn.
RP-FOTO: J. KNAPPE Künstler Ibrahim Alawad,(2.v.l.) beginnt mit der Arbeit an seiner Skulptur. Sponsoren und Ausrichter des Kunstsympo­siums begleitete­n ihn.

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