Der Kleingarten liegt wieder im Trend
Schrebergärten galten bislang als Inbegriff der Spießigkeit. In letzter Zeit werden diese für jungen Familien immer attraktiver. Wir haben in der Anlage am Dorfer Bach in Viersen nachgefragt, warum
VIERSEN Ein Kleingarten ist spießig und altmodisch – das ist ein weit verbreitetes Klischee. In den vergangenen Jahren aber sind diese wieder interessant geworden. „Wir bemerken schon einen Trend“, sagt Marianne Genenger-Hein, Geschäftsführerin des Landesverbands Rheinland der Gartenfreunde, vermehrt gerade bei jungen Familien. „Es gibt kaum leerstehende
„Es gibt kaum leerstehende Parzellen, da sind wir sehr stolz drauf“
Marianne Genenger-Hein
Gartenfreunde Rheinland
Parzellen im Rheinland, da sind wir auch sehr stolz drauf“, sagt sie. Diese Entwicklung spürt auch der Kleingartenverein (KGV) Dorfer Bach in Viersen. „Seit ungefähr zwei Jahren ist die Nachfrage bei uns sehr hoch, es melden sich auch immer mehr Familien“, sagt Anja Langer, Schriftführerin des Vereins. Die Gründe dafür scheinen bei den meisten gleich zu sein: Sie suchen Erholung vom Alltag.
Wie zum Beispiel Familie Locher. Marc Locher und seine Frau Yvonne sowie ihre drei Kinder haben sich vor fünf Jahren für einen Kleingarten entschieden. Statt im Sommer in den Urlaub zu fahren, verbringen sie bei schönem Wetter zwei bis drei Tage pro Woche in ihrem Garten. So müssen sie weder weit fahren noch lange am Flughafen stehen und schonen gleichzeitig ihren Geldbeutel. Für die entspannende Atmosphäre sorgt ein kleiner Teich. Ein Drittel des Gartens nehmen die vom Verein vorgeschriebenen Nutzpflanzen ein. Die Familie probiert immer neue Arten aus, aber der Ap- felbaum versorgt sie jedes Jahr zuverlässig mit Obst. Doch der Garten allein ist nicht alles: Auch am Vereinsleben nehmen die Lochers gelegentlich teil. Es sei sehr angenehm und nicht so „typisch spießig“, wie man bei einem Kleingartenverein eigentlich erwarten würde, sagt der Familienvater. Zu den Vereinsaktivitäten zählt neben regelmäßigen gemeinsamen Arbeiten wie dem Heckenstutzen auch ein Sommerfest. Zudem ist die Familie in der Organisation des Vereins aktiv: So ist Yvonne Locher momentan für die Kasse zuständig, ihr Mann war im Vorstand.
Auch Thomas Stroms hat seinen Garten, um dem Alltag für ein paar Stunden zu entfliehen – und „natürlich zum Grillen“, sagt der 43-Jährige. Ihm gefällt die Bewegung an der frischen Luft, und „die Erzeugnisse
„Das Vereinsleben ist sehr angenehm und nicht so spießig, wie man es erwarten würde“
schmecken einfach besser“, sagt er. Da der alleinerziehende Vater momentan eine Umschulung macht, verbringt er hauptsächlich die Wochenenden im Garten, genießt diese Zeit aber in vollen Zügen. Auch mit dem Vereinsleben habe er keine Probleme: „Man muss die Regeln akzeptieren und sich danach richten“, sagt er, dann sei es sehr angenehm in einem Kleingartenverein. Die Pächter berichten, sie haben nicht lange auf eine freie Parzelle warten müssen. Da die Anlage des KGV über 65 Gärten verfügt, seien immer wieder einige frei. Sie bestätigen: Heute steht ein Kleingarten nicht mehr für Spießigkeit und Langeweile, sondern bietet für alle Altersklassen einen Ort der Erholung und viele Möglichkeiten der Selbstverwirklichung. Marc Locher
Kleingärtner