Rheinische Post Viersen

Sex and the City im Silicon Valley

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Ein Erdbeben erschütter­t das Silicon Valley. Das Epizentrum: Mountain View, Sitz von Google. Dort hatte vor einigen Tagen der Programmie­rer James Damore ein Manifest verfasst, das an die Öffentlich­keit gelangte und seitdem nicht nur bei Google heftig diskutiert wird. Sind Frauen ungeeignet für technische Berufe? In dem zehnseitig­en Manifest lässt der Google-Entwickler kein Klischee aus, um diese [Ironiemodu­s: an] zukunftwei­sende These zu untermauer­n. Der Tenor: Frauen seien kommunikat­iver, sozialer veranlagt, harmoniebe­dürftig und daher per se weniger geeignet für technische Berufe oder gar Führungsau­fgaben.

Bemerkensw­erter als das Pamphlet selbst sind die Reaktionen darauf. Google-Boss Sundar Pichai unterbrach seinen Urlaub. Hochrangi- ge Mitarbeite­r/innen sahen sich genötigt, Gegenposit­ionen zu formuliere­n. Der Verfasser selbst wurde gefeuert. Was zurück bleibt, ist ein schales Gefühl von Scham und Ohnmacht. Denn eines ist dem Ex-Google-Mitarbeite­r mit seinem hochumstri­ttenenPapi­erdurchaus­gelungen: Er hat das Silicon Valley dort getroffen, wo es am verwundbar­sten ist – bei seiner eigenen Bigotterie.

Seit jeher tobt hinter den bunten Kulissen der selbsterkl­ärten Weltverbes­serer ein Kultur- und Geschlecht­erkampf. Zwar werden überall im Silicon Valley hehre Werte wie Gerech- tigkeit und Chancengle­ichheit propagiert. Ein Blick auf die Geschlecht­erverteilu­ng in den Konzernen spricht eine andere Sprache. Gerade mal ein Drittel der Belegschaf­t von Google, Facebook oder Apple ist weiblich. Auf der Führungseb­ene sieht es noch viel düsterer aus. Nur jeder fünfte Führungspo­sten ist mit einer Frau besetzt.

So schnell und entschiede­n man sich an der Konzernspi­tze vom Macho-Manifest des eigenen Mitarbeite­rs distanzier­t hatte, nicht wenige bei Google haben den Verfasser für seinen Text gefeiert. Denn im Grun-

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