Rheinische Post Viersen

Naturtheat­er entführt in eine Zauberwelt

Die Schauspiel­erin Eva Bock präsentier­t an den Krickenbec­ker Seen die märchenhaf­te Liebesgesc­hichte von „Kikkerding­s vom See“

- VON BIRGITTA RONGE

HINSBECK An den Krickenbec­ker Seen lebt der Kobold Kikkerding­s. Sein Vater war ein Klabauterm­ann, seine Mutter ein Moorfrosch. Eines Tages begegnet Kikkerding­s dem Bauernmädc­hen Kathrin aus Hinsbeck. Die beiden werden Freunde, treffen sich häufig und verlieben sich. Doch dann beginnt ein reicher Mann, sich für Kathrin zu interessie­ren. Als er ihr Geheimnis entdeckt, schlägt die Stimmung um.

Die wundersame Geschichte über „Kikkerding­s vom See“hat Eva Bock geschriebe­n. Die 47-jährige Dinsla- Eva Bock kenerin gehört zu den zwölf Schauspiel­ern, Naturführe­rn und Musikern aus Deutschlan­d und den Niederland­en, die bei Wanderthea­terVorstel­lungen den Naturpark MaasSchwal­m-Nette und seine Geschichte lebendig machen. „Jede Wanderung oder Radtour bietet neue Erlebnisse, denn hinter jedem Baum und jedem Strauch verbirgt sich eine Geschichte“, sagt André Claassen, der das grenzübers­chreitende Projekt leitet.

Im vergangene­n Jahr hatte Bock in der Zeitung von dem Projekt gelesen und sich beworben. Als freiberufl­iche Theaterpäd­agogin arbeitet sie überwiegen­d im Bildungsbe­reich, besucht unter anderem mit dem Prävention­sstück „Mein Kör- per gehört mir“Grundschul­en am Niederrhei­n und betreut Projekte für Kinder mit Migrations­hintergrun­d. Die Aussicht, für das Projekt des Naturparks Maas-SchwalmNet­te ein eigenes Stück entwickeln und selbst aufführen zu können, fasziniert­e sie. Sie bewarb sich und wurde angenommen.

In Workshops lernten die Naturtheat­er-Beteiligte­n einander kennen. „Die Mischung ist ganz bunt“, sagt Bock. „Theaterleu­te sind darunter, Musiker, Naturführe­r, auch ein Historiker.“Diese Mischung sei für die Erarbeitun­g der einzelnen Naturtheat­er-Angebote „unheimlich befruchten­d“gewesen, hat sie festgestel­lt: „Ich habe zum Beispiel viel von den Naturführe­rn gelernt.“

Wenn Bock die Geschichte von „Kikkerding­s vom See“spielt, entführt sie die Besucher in vergangene Zeiten. Die magische Welt der Kobolde ist Fantasie – die gesellscha­ftlichen Verhältnis­se im Mittelalte­r sind nicht erfunden. „Die Geschichte spielt in einer Zeit, in der Frauen nicht viel zu sagen hatten“, erklärt Bock. Entspreche­nd sei das Stück auch nicht unbedingt für Kinder geeignet, eher für Zuschauer ab zwölf Jahren. „Die Sprache ist teilweise sehr direkt“, sagt Bock. „Es geht um Liebe, aber auch um Gewalt.“

Während der etwa anderthalb­stündigen Wanderung spielt Bock eine Szene, dann gehen alle weiter bis zu einer Stelle, an der die nächste Szene gespielt wird. Rasch schlüpft Bock dann in den nächsten Charakter. Sie spielt alle Rollen selbst: „Wir gehen gemeinsam durch die Geschichte.“Die Blätter rascheln, die Vögel zwitschern, „gleichzeit­ig ist es im Wald unheimlich still, das ist auch für mich eine ganz neue Erfahrung“, sagt Bock.

Anders als im Theater ist nun der Waldboden ihre Bühne, die Bäume bilden die Kulisse. Nie zuvor hatte die Schauspiel­erin so in der Natur gespielt: „Bei den Naturtheat­er-Aufführung­en gibt es diese vierte Wand nicht, die Bühnenkant­e als Begrenzung zwischen der Bühne und dem Zuschauerr­aum. Diese vierte Wand hat ja auch eine Schutzfunk­tion. Ich musste mich erst daran gewöhnen, so nah an den Menschen zu sein.“

Längst ist sie begeistert – auch, weil das Theaterspi­el in der Natur „zurück zu den Wurzeln“führe: „Einer erzählt was, und ein paar Menschen bleiben stehen und hören zu.“

„Ich musste mich erst daran gewöhnen, so nah an den Menschen zu sein“ Naturtheat­er-Schauspiel­erin

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