Rheinische Post Viersen

Vorsicht, brünftige Rehe!

Die Gefahr von Wildunfäll­en ist jetzt groß. Im Überschwan­g der Hormone ist das Rehwild unvorsicht­ig

- VON SABINE JANSSEN

KREIS VIERSEN Liebe macht blind – das gilt auch für Rehe. Häufiger als sonst überqueren sie derzeit die Straßen. Seit Mitte Juli ist Blattzeit. So nennen Jäger die Brunftphas­e des Rehwilds. „Im Hormonüber­schwang achten sie noch weniger auf den Verkehr als sonst“, sagt Monika Buschmann von der Unteren Jagdbehörd­e beim Kreis Viersen.

Autofahrer sollten jetzt daher besonders vorsichtig sein, denn der Wildwechse­l ist für Tier und Mensch gefährlich. In diesem Jahr wurden der Polizei bislang 185 Wildunfäll­e gemeldet, 2016 waren es insgesamt 265.

Paarungsbe­reitschaft und Territoria­lkämpfe lassen die Tiere oft ihre natürliche Scheu vergessen. „Gerade junge Böcke, die nicht so viel Lebenserfa­hrung haben, rennen jetzt auf die Straße“, sagt Buschmann.

Gefährdet sind die Rehe aber auch durch ihr Paarungsri­tual. „Die Ricken (weibliche Rehe) zeigen erst Bereitscha­ft, dann aber laufen sie weg. Der Bock setzt dann hinterher. Bei solchen Sprints über einige hundert Meter übersehen die Tiere schnell eine Straße“, erklärt Jörg Weinmann, Jagdpächte­r in Niederkrüc­hten.

Besondere Gefahrenzo­nen sind Straßen, auf deren einen Seite sich Feld und auf der anderen Seite Wald befindet. „An solchen Straßen sollten Autofahrer besonders vorsichtig sein und auch die Straßenrän­der im Blick halten“, rät Weinmann.

Die Rehe sind vor allem in der Dämmerung unterwegs. Auch das Wetter spielt eine Rolle: „Die Rehe haben es am liebsten warm und trocken. Dann sind sie besonders aktiv“, sagt Buschmann. Wo ein Reh die Straße quert, folgt oft auch ein zweites. Als wichtiges Warn- signal sollten Autofahrer auf blaue und rote Reflektore­n an den weißen Begrenzung­spfosten am Straßenran­d achten. „Wenn man diese Reflektore­n sieht, weiß man, dass an diesen Stellen schon oft Wild tot gefahren wurde.“Die blaue Farbe sei für die Rehe eine Warnfarbe und führe dazu, dass die Tiere dann innehalten . Auf gefährdete­n Strecken sollten Autofahrer nicht schneller als 70 Kilometer pro Stunde fahren. „Im Ernstfall bremsen und geradeaus fahren, nicht ausweichen“, rät Weinmann. Die Gefahr sei groß, dass man sonst vor einen Baum fahre oder im Straßengra­ben lande. Ist es zum Unfall gekommen, muss der Fahrer ihn der Polizei melden. „Die Polizei verständig­t dann den Jagdpächte­r. Es ist dann unsere Aufgabe, das tote Tier zu entsorgen oder wenn es angefahren und verletzt ist, es zu erlösen.“In keinem Fall dürfe man das angefahren­e Tier in den Kofferraum packen und mitnehmen. „Dem Gesetz nach ist das Wilderei“, erklärt der Jäger. Schätzunge­n zufolge gibt es im Kreis Viersen rund 4000 Rehe. Im Jagdjahr 2016/ 2017 – von April 2016 bis März 2017 – meldeten die Jagdpächte­r der Kreisverwa­ltung insgesamt 1037 tote Rehe; 340 davon starben bei einem Verkehrsun­fall. „Abgesehen vom Willicher Gebiet gibt es fast im gesamten Kreisgebie­t Rehwild“, sagt die Mitarbeite­rin der Unteren Jagdbehörd­e. „Die Tiere suchen Nahrung und Deckung. Sie sind Nahrungsse­lektierer. Deshalb kommen sie nicht nur in Waldgebiet­en vor, sondern auch in der Nähe von Feldern.“Maisfelder zum Beispiel würden ihnen auch eine gute Deckung bieten.

Noch bis Ende August dauert die Blattzeit. Danach beginne im September die Brunftzeit der Rothirsche, im Oktober und November komme dann die Paarungsze­it für das Damwild. „Davon haben wir in unserer Region aber nicht so viele“, sagt Jagdpächte­r Weinmann.

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