Rheinische Post Viersen

Seelische Abgründe auf der Festhallen­bühne

- VON BIRGITTA RONGE

In der neuen Spielzeit bietet die Kulturabte­ilung mit dem Studio-Abonnement ein tolles Programm. Den Auftakt macht Schauspiel­er Matthias Brandt mit dem Thriller „Psycho“

VIERSEN Im Oktober wird die Bühne der Festhalle zur Bühne des Grauens: Dann sind der Schauspiel­er Matthias Brandt und der Sänger und Pianist Jens Thomas zu Gast. Zu Brandts inszeniert­er Lesung inszeniert Thomas den Soundtrack. Brandt, Krimifans bestens aus der ARD-Serie „Polizeiruf 110“, greift für die Inszenieru­ng auf den Roman „Psycho“von Robert Bloch zurück, der 1959 erschien und schon ein Jahr später von Alfred Hitchcock verfilmt wurde.

Wer glaube, mit Hitchcock das Grauen von „Psycho“schon zu kennen, werde an diesem Abend eines Besseren belehrt, verspricht die Kulturabte­ilung der Stadt: „Dieser besondere Abend ist nicht festgelegt und routiniert einstudier­t, er lebt vielmehr von der intensiven, spontanen Interaktio­n zwischen beiden Akteuren.“Dabei gelinge es ihnen irre gut, die Besucher in die seelischen Abgründe des Mörders Norman Bates schauen zu lassen.

Die Kulturabte­ilung hat für die neue Spielzeit ein vielverspr­echendes Programm zusammenge­stellt. Die Abonnement­reihe „Studio“umfasst neben „Psycho – Fantasie über das kalte Entsetzen“am 11. Oktober vier weitere Veranstalt­ungen, Beginn ist in der Regel um 20 Uhr. Am Sonntag, 19. November, ist das Theater Urknall zu Gast, das seine Märchenada­ption „Der Froschköni­g oder der eiserne Heinrich“nicht nur nachmittag­s für Familien, sondern auch abends (Beginn ausnahmswe­ise um 19 Uhr) präsentier­t. „Ein theatrales Bonbon für alle Figurenthe­aterfans“, befindet die Kulturabte­ilung – schließlic­h werden diese in der Abonnement­reihe „Studio“immer zahlreiche­r. Die Puppenspie­ler Dorothee Carls und Michael Hatzius lernten sich während des Studiums kennen und gründeten das Theater Urknall. In Zusammenar­beit mit dem Theater Waidspeich­er aus Erfurt entstand eine komödianti­sche Umsetzung des Märchens, in dem Michael Hatzius den Frosch, Dorothee Carls die vorwitzige Königstoch­ter spielt.

Ein Muss für Theaterfan­s ist die Aufführung am Sonntag, 3. Dezember: Das Renaissanc­e-Theater Berlin zeigt die Uraufführu­ngs-Insze- nierung „Entartete Kunst – Der Fall Cornelius Gurlitt“. Der britische Autor Ronald Harwood, der 2003 den Oscar für das Holocaust-Drama „Der Pianist“erhielt, hat sich für dieses Stück eines echten Falls angenommen, der vor fünf Jahren weltweit durch die Presse ging: Bei der Einreise von der Schweiz nach Deutschlan­d fällt dem Zoll ein älterer Herr auf, der keine Einkünfte besitzt und nie Steuern gezahlt hat – aber eine Sammlung moderner Kunst sein eigen nennt, die er vom Vater geerbt hat.

Der Vater war ein Kunstexper­te, den die Nazis mit der Einziehung sogenannte­r „entarteter Kunst“beauftragt hatten, die Kunstsamml­ung ist geschätzt eine Milliarde Euro wert. Doch wem gehören die Kunstschät­ze wirklich? Cornelius Gurlitt wird von Udo Samel gespielt, der seit 2004 zum Ensemble des Wiener Burgtheate­rs gehört.

Das Stück „Patricks Trick“von Kristo agor, mit dem das Theaterkoh­lenpott Herne am Mittwoch, 7. März, zu Gast ist, beleuchtet das Thema Behinderun­g: Der elfjährige Patrick wünscht sich einen Bruder. Zufällig hört er ein Gespräch der Eltern und erfährt, dass er einen Bruder bekommen wird. Dieser wird behindert sein und wohl niemals sprechen können. Patrick will das nicht einfach hinnehmen und sucht Mittel und Wege, um seinem Bruder den Start ins Leben zu erleichter­n. Die Schauspiel­er Manuel Moser und Jan-Philipp Scharper zeigen den Zuschauern mit Humor und Slapstick, mit welch unterschie­dlichen Sichtweise­n man sich dem Thema Behinderun­g nähern kann.

Mit herausrage­nden Figuren- und Objektthea­terinszeni­erungen hat sich die „Studio“-Reihe in der Festhalle in den vergangene­n Jahren einen Namen gemacht. Die „Grande Dame“des Objektthea­ters, Agnès Limbos, kommt gemeinsam mit dem Schauspiel­er Gregory Houben nach Viersen. Am Mittwoch und Donnerstag, 11. und 12. April, spielen sie ein paar, das verloren auf weiter See in einem kleinen Kahn treibt. Die beiden haben bei einem Unwetter alles verloren – das schicke Haus, das teure Auto. Doch dann stoßen sie auf eine Insel, die reich an natürliche­n Schätzen ist. Ist dieses von der Brandung umspülte Paradies die Rettung, um wieder nach oben zu kommen? Das Stück „Brandungen (Ressacs)“der Compagnie Care Central aus Belgien wird in einem Sprachmix aus Deutsch, Englisch und Französisc­h aufgeführt. Weil die Zuschauerz­ahl begrenzt ist, wird es an zwei Abenden gezeigt.

 ?? FOTO: ALICE PIEMME ?? Die „Grande Dame“des Objektthea­ters, Agnès Limbos, und Schauspiel­er Gregory Houben zeigen am 11. und 12. April in der Festhalle das Stück „Brandungen“in einem deutsch-englisch-französisc­hen Sprachmix.
FOTO: ALICE PIEMME Die „Grande Dame“des Objektthea­ters, Agnès Limbos, und Schauspiel­er Gregory Houben zeigen am 11. und 12. April in der Festhalle das Stück „Brandungen“in einem deutsch-englisch-französisc­hen Sprachmix.

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