Rheinische Post Viersen

Tatort Gemüseacke­r

Der Niederkrüc­htener Gemüsebaue­r Mark Bonus ärgert sich über Erntediebe. Dabei geht es nicht um einen Kürbis: Manche kommen mit leerem Kofferraum, andere mit großen Tüten und packen die Früchte fremder Arbeit ein

- VON DANIELA BUSCHKAMP

KREIS VIERSEN Sie kommen meist nachts oder am Wochenende. So wie der Mann, der an den Feldern radelt, ein Riesenbund Porree liegt in seinem Fahrradkor­b. Als er Mark Bonus begegnet, fragt ihn der Landwirt, ohne sich zu erkennen zu geben: „Wo haben Sie den denn her?“– „Den gibt’s da vorne. Ein ganzes Feld voll. Der ist super, so lecker. Kannst du dir auch holen.“

Das Porree-Feld, von dem der Mann schwärmt, gehört zum Familienbe­trieb von Mark Bonus (42) aus Niederkrüc­hten-Overthetfe­ld. Über das Lob für sein Gemüse müsste er sich freuen. Würde er auch — erst recht, wenn diese Früchte seiner Arbeit nicht vom freien Feld gestohlen, sondern im Geschäft gekauft worden wären. „Gerade nach den Wochenende­n kann man auf den Äckern leere Stellen erkennen“, schildert der Gemüsebaue­r. Dann weiß er: Die Erntediebe waren wieder da. Manche würden direkt ihr Auto am Feldrand parken, den Kofferraum öffnen und einpacken. Andere würden abends durch die Felder radeln und sich Stück für Stück die nächste Mahlzeit zusammen suchen. Oder zum Spaziergan­g eine große Plastiktüt­e mitnehmen und füllen – frisch vom Feld.

Frecher geht’s kaum. Auch wenn Bonus diesen Verlust nicht in Zah- len fassen kann, wütend ist er trotzdem: „Ich kann mich kaum davor schützen.“Die Äcker könnten nicht rund um die Uhr bewacht werden. Was Bonus sich wünschen würde: „Die Menschen sollten erkennen, dass Kürbis, Kartoffeln oder Salat wachsen, weil sie angebaut worden und weil jemand sich um diese Felder kümmert.“„Gerade in Stadtnähe gibt es immer wieder Probleme mit Erntediebe­n“, sagt Bernhard Rüb von der Landwirtsc­haftskamme­r NRW. Und: „Das ist kein Armutsprob­lem.“Zu erkennen sei dies Rüb zufolge „an der Größe der Wagen, mit denen die Täter bis zum Acker fahren“. Schützen können sich die Bauern kaum, höchstens mit einem Zaun. Doch niemand habe die Zeit, seine Felder 24 Stunden zu bewachen. Zäune könnten helfen. Ein Bewusstsei­n, dass Feldfrücht­e dem Erzeuger gehören, noch mehr, meint Rüb. „Wenn das Feld noch nicht abgeerntet ist und die Ernte entfernt wird, kann man das – je nach Menge – als geringfügi­gen Diebstahl betrachten“, sagt ein Sprecher der Kreispoliz­ei Viersen. Das Problem sei etwa von Strohballe­n bekannt. Bei einer Anzeige würde die Polizei ermitteln.

Mark Bonus steht mit seinem Ärger stellvertr­etend für viele Kollegen, weiß Kreislandw­irt Paul-Christian Küskens: „Für die Landwirte ist

„Das Gemüse auf dem Feld hat sehr wohl einen Eigentümer“

Mark Bonus

Landwirt

das schwierig.“Küskens ist froh, dass es im Kreis Viersen bisher noch keine Banden gegeben habe, die die Felder im großen Stil leerräumen wie in anderen Bundesländ­ern. Dort würden organisier­te Diebe etwa den Mais so aus der Hülle drehen, dass es zunächst nicht auffalle.

Marc Bonus ist aus Überzeugun­g Landwirt geworden: „Für mich ist es der schönste Beruf“, sagt der Overhetfel­der. Auch wenn der Betrieb 365 Tage im Jahr laufe und man immer unter Strom stehe. Auf Acker- flächen in der gesamten Gemeinde Niederkrüc­hten und auch in Nettetal oder im Kreis Heinsberg, baut er Gemüse wie Kürbis, Kohlrabi, Fenchel, Porree oder bunte Salate an. Gern verschenkt er es etwa an Kaninchenz­üchter und sagt „natürlich auch ,Ja’“, wenn jemand frage, ob er am abgeerntet­en Feld Gemüse einsammeln könne. Aber: „Das Gemüse auf dem Feld hat sehr wohl einen Eigentümer. Auch wenn er nicht daneben steht. Das sollte respektier­t werden“, meint Bonus.

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RP-FOTO: J. KNAPPE An Wochenende­n und in den Abendstund­en kommen die Erntediebe – darüber ärgert sich Gemüsebaue­r Marc Bonus aus Niederkrüc­hten.
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