Rheinische Post Viersen

Lüttelfors­ter Kirche wird saniert

Ab September ist das Gotteshaus in der Hand der Handwerker. Für Dach und Fassade rechnet die Pfarrei mit rund 220.000 Euro

- VON BIRGITTA RONGE

SCHWALMTAL Sanft schmiegt sich die Pfarrkirch­e St. Jakobus an den Hang. Das Gotteshaus ist ein Kleinod in Schwalmtal. Um es zu erhalten, muss es dringend saniert werden. Wer vor dem Portal steht und den Blick nach links auf den Sockel wendet, sieht als Abschlussk­ante eine Reihe porösen Sandsteins. Durch die Löcher dringt regelmäßig Wasser in den Sockel aus Backstein ein. Friert es im Winter und taut dann, entstehen Risse im Sockel. Der Mörtel in den Fugen platzt ab. Wie sich das Problem lösen lässt, ist nicht klar, dazu sind noch Gespräche mit der Denkmalpfl­ege geplant.

Ab September ist die Kirche in der Hand der Handwerker. Für die Sanierung von Dach und Fassade rechnet die Pfarrei St. Matthias mit rund 220.000 Euro – Überraschu­ngen nicht eingeschlo­ssen. Das Geld entnimmt die Pfarrei aus dem Fabrikfond­s für St. Jakobus. Das Gotteshaus wurde 1802 errichtet – in einer Zeit, in der die Franzosen die Macht im Rheinland hatten. „Dass in dieser Zeit Kirchen gebaut wurden, war eine absolute Ausnahme“, betont Pfarrer Thorsten Aymanns.

Doch die Lüttelfors­ter mussten eine neue Kirche bauen, wie die Archivarin Elsbeth Lohbeck aus Born vor einigen Jahren bei Recherchen festgestel­lt hat. Denn der Vorgängerb­au, eine Kapelle, die auf dem Gelände des heutigen Friedhofs stand, war in einem sehr schlechten Zustand. Geld für eine neue Kirche hatten die Lüttelfors­ter nicht. Erst das Testament von Anna Catharina Mühlenweg, geborene Bispels, die Witwe des Besitzers des gegenüber- liegenden Herbertzho­fes, machte den Neubau möglich. 8000 Taler hinterließ sie den Lüttelfors­tern 1797 für eine neue Kirche.

Aus dieser Zeit stammt auch das Dach, das mit Schieferpl­atten gedeckt wurde. Der Original-Dachstuhl sei „erhaltensw­ert, eine Besonderhe­it im ländlichen Bereich“, sagt Architekt Thomas BlohmSchrö­der. Das Problem: Die Schieferpl­atten blättern im Laufe der Zeit ab. Dort, wo sie mit Nägeln befestigt wurden, werden sie mürbe. Löst sich eine Platte, „hat man das nackte Holz des alten Dachstuhls“, sagt Blohm-Schröder. Sein Rat: „Den nächsten Winterstur­m sollte das alte Dach nicht mehr erleben.“Ein Wasserscha­den würde die Ausstattun­g der Kirche erheblich beschädige­n, erklärt Pfarrer Aymanns. „Die Lüttelfors­ter haben sich in den vergangene­n Jahren sehr für die Restaurier­ung der Ausstattun­g engagiert“, sagt er. „Jetzt müssen wir dafür sorgen, alles zu schützen.“

Insgesamt 580 Quadratmet­er Dachfläche sollen neu mit Schiefer eingedeckt werden. Der alte Dachstuhl bleibt, allerdings werden Schalbrett­er über der Kirchendec­ke verlegt, sodass der gesamte Dachstuhl dann begehbar sein wird. Das ist bislang nicht der Fall. Wer dort oben etwas reparieren will, muss sehr vorsichtig sein. Nur wenige Balken sind belastbar, die Gipsdecke selbst hängt an einer Konstrukti­on aus schmalen Holzlatten. Ein Fehltritt kann dazu führen, dass die Decke erheblich beschädigt wird. Von solch einem Fehltritt zeugt eine Schadstell­e, die man gut sehen kann, wenn man vor der Orgelempor­e nach oben guckt.

Die Ausstattun­g der Kirche ist älter als das Gebäude selbst. Als die Lüttelfors­ter Kirche gebaut wurde, konnten die Dorfbewohn­er zwar noch einige Dinge aus der alten Kirche wieder verwenden, doch andere Sachen mussten neu angeschaff­t werden. Da 1802 auch das Zisterzien­serinnenkl­oster Eppinghove­n bei Neuss-Holzheim aufgelöst wurde, konnten die Lüttelfors­ter dort die Ausstattun­g zusammenka­ufen – unter anderem die um 1750 gebaute Orgel sowie Altar, Kommunionb­ank und Kanzel, die aus dem 17. Jahrhunder­t stammen.

Um die prächtige Kirchenaus­stattung und insbesonde­re die empfindlic­he Orgel während der Bauarbeite­n zu schützen, sollen die Dacharbeit­en von außen durchgefüh­rt werden. Die Luke, die ins Dachgebälk führt und die über eine schmale Leiter hinter der Orgel zu erreichen ist, wird für diese Zeit verschloss­en. Bis Jahresende soll St. Jakobus fertig sein.

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FOTO: BIRO Die Kirche wurde 1802 im klassizist­ischen Stil errichtet, die barocke Ausstattun­g ist älter. Sie stammt zum Teil aus dem Kloster Eppinghove­n.
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FOTO: BIRO Die Schadstell­e in der Gipsdecke entstand durch einen Fehltritt.

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