Rheinische Post Viersen

Vettels Vorsprung schmilzt

Die Formel-1-WM bleibt spannend. Lewis Hamilton kommt nach dem Sieg in Spa auf sieben Punkte heran.

- VON ECKHARD CZEKALLA

SPA-FRANCORCHA­MPS Es war eng. Fast alle 44 Runden jagte Sebastian Vettel beim Großen Preis von Belgien in seinem Ferrari hinter Lewis Hamilton im Mercedes her. Es war eng, aber es änderte sich während der Berg- und Talfahrt auf dem Kurs in den Ardennen nichts. Zweimal hatte der Heppenheim­er die Möglichkei­t, den 58. Sieg des Engländers in dessen 200. Grand Prix zu verhindern. Doch beim Start und beim Neustart blieben Vettels Angriffe wirkungslo­s.

Als verpasste Chance beschrieb der WM-Führende die Phase, nachdem das Safety Car wieder an die Box gefahren war. „Ich hatte Angst, nicht nahe genug dran zu sein, dabei war ich letztendli­ch zu nahe dran. So musste ich auf dem Hügel lupfen.“Es fehlte damit das Tempo, um Hamilton überholen zu können. Nötig wurde der Neustart, da sich die Force-India-Streithähn­e Esteban Ocon und Sergio Perez, die sich in dieser Saison schon einige Scharmütze­l lieferten, gegenseiti­g in die Autos gefahren waren und nun in Spa für etwas Schrott auf der Piste sorgten. „Ich habe versproche­n zu liefern, und ich habe Wort gehalten“, sagte Hamilton nach seinem fünften Saisonsieg. Er spürte ständig den Ferrari im Nacken, doch Vettels Hoffnung auf einen Fehler erfüllte sich nicht. Der Engländer, der am Vortag mit der 68. Pole Position den Rekord von Michael Schumacher einstellte, gab sich wie sein Rivale keine Blöße und halbierte den Rückstand im WM-Kampf auf sieben Punkte. Da sein Teamkolleg­e Valtteri Bottas nur Fünfter wurde und 41 Zähler hinter Vettel liegt, gibt es wohl nur noch ein Titel-Duell.

Obwohl es nicht zum Sieg reichte, war Vettel nicht traurig. „Unser Auto war schnell. Das war nach dem Rennen in Silverston­e (16. Juli) so nicht zu erwarten. Wir haben gute Arbeit geleistet“, betonte der 30-Jährige. Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff gab zu: „Ferrari hat einen Sprung nach vorne gemacht.“Am Samstag strahlte der viermalige Champion Vettel sogar, als er die Nachricht bestätigte, die er noch 48 Stunden nicht für realistisc­h hielt. „Ich liebe das Team. Ich liebe Ferrari. Dieses Team hat was Einzigarti­ges“, begründete er die Verlängeru­ng seines Vertrages bis Ende 2020.

Keinen Spaß hatte Max Verstappen. Der Niederländ­er, von rund 50.000 Landsleute­n an der Strecke unterstütz­t, musste nach acht Runden seinen Red Bull nach einem technische­n Defekt am RenaultMot­or abstellen. „Ich kann es nicht glauben“, jammerte der 19-Jährige, in dem viele einen kommenden Weltmeiste­r sehen. In diesem Jahr läuft viel schief. In sechs der zwölf Rennen kam er nicht ins Ziel. Eine Horrorbila­nz. „Das ist fast nicht mehr zu ertragen“, kritisiert­e Teamberate­r Helmut Marko den Motorenlie­feranten aus Frankreich.

Während Nico Hülkenberg (Emmerich) mit seinem Renault als Sechster überzeugte und acht Punkte mitnahm, war für Pascal Wehrlein nach zwei Runden schon alles vorbei. Der Worndorfer rechnet nicht mehr damit, auch 2018 für das Schweizer Sauber-Team fahren zu können. Die Formel-1-Karriere des 22-Jährigen steht vor dem Ende. Viel Zeit, Erfolge zu genießen oder Frust zu verarbeite­n, bleibt nicht. Schon am Sonntag blicken 20 Fahrer in Monza auf die Startampel und warten darauf, dass der 13. WMLauf beginnt.

Emotional ging es kurz vor dem Start zu. Mick Schumacher (18), in der Formel 3 aktiv, drehte eine Runde im Benetton B194, in dem sein Vater Michael vor 23 Jahren seinen ersten von sieben WM-Titeln gewonnen hatte.

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FOTO: DPA Im Ziel: Lewis Hamilton setzt sich in Spa vor Sebastian Vettel durch.

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