Rheinische Post Viersen

Herrmann macht für Borussia die 200 voll

Der Flügelspie­ler feiert beim 2:2 in Augsburg ein besonderes Jubiläum, das für die Kontinuitä­t seines Klubs in den vergangene­n Jahren steht. Der letzte Borusse, der das vor ihm schaffte, war Michael Frontzeck vor 18 Jahren.

- VON JANNIK SORGATZ

AUGSBURG Die Größen der Vergangenh­eit werden bei diesem Thema vielleicht die Augen verdrehen, so wie sie das manchmal tun, wenn von Facebook-Posts oder Schambeine­ntzündunge­n die Rede ist – alles eine andere Welt. Das 200. Bundesliga­spiel absolviert­e man früher bei entspreche­nder Gesundheit am Ende der sechsten oder zu Beginn der siebten Profisaiso­n, natürlich im selben Verein. Wie lang das letzte Jubiläum dieser Art bei Borussia her war, verdeutlic­ht der Name des Mannes, der es am 27. Februar 1999 feierte: Michael Frontzeck.

Der spielte zwischendu­rch in Stuttgart, Manchester und Freiburg, beendete bald darauf seine Karriere, wurde Co-Trainer in Gladbach, Trainer in Aachen und Bielefeld, und bescherte auf seiner dritten Station bei Borussia am 16. Januar 2010 einem damals 18-Jährigen sein Debüt: Patrick Herrmann. Am Samstag beim 2:2 in Augsburg hat der nun sein 200. Bundesliga­spiel für Gladbach gemacht, mehr als 18 Jahre nach Frontzeck.

Entspreche­nd stolz sagte Herrmann (der den modernen Zeiten entspreche­nd bei Facebook ist und auch mal eine Schambeine­ntzündung hatte): „Die Zahl bedeutet mir sehr viel, vor allem weil ich alle Spiele für Borussia gemacht habe. Das können nicht viele Spieler vorweisen.“Sein Debüt feierte er einst gegen den VfL Bochum als Einwechsel­spieler, Rekorde hat Herrmann seitdem als Auswechsel­spieler aufgestell­t: 2013/2014 musste er in 34 Spielen 29-mal vorzeitig vom Platz. Früher Schluss, in der 65. Minute, war auch im Jubiläumss­piel gegen Augsburg. Es war die 121. Auswechslu­ng, Vereinsrek­ord ausgebaut. Dahinter folgen Christian Hochstätte­r mit 90 Auswechslu­ngen und Peter Wynhoff mit 66.

Dabei hatte es bislang eher den Anschein, als würde Herrmann sich bald auch bei den Einwechslu­ngen an die Spitze setzen. Er ist derzeit die Nummer zwölf im Kader. Im Derby gegen den 1. FC Köln kam er zum 55. Mal als Joker, vor ihm liegen Branimir Hrgota und Martin Max (je 56) sowie Hans-Jörg Criens (61). Vermutlich wäre es auch gegen Augsburg so gelaufen, wenn nicht Ibrahima Traoré muskuläre Probleme gehabt hätte. „Wir haben morgens nochmal alles probiert, aber es hätte keinen Sinn gemacht. Das Risiko einer Muskelverl­etzung war zu groß“, sagte Trainer Dieter Hecking. „Patrick hat es offensiv sehr gut gemacht. Manchmal war er mit etwas zu weit innen unterwegs, das haben wir korrigiert.“Das Abweichen vom Plan brachte Herrmann in der 30. Minute in eine so gute Schussposi­tion, dass Augsburgs Torwart Marwin Hitz zwar noch abwehren konnte, aber Oscar Wendt im Nachsetzen mit dem Kopf erfolgreic­h war – ein Assist für den Jubilar. „Wir haben keine Doppelbela­stung. Deshalb war es gut, dass ich mal von Beginn an randurfte“, sagte Herrmann.

In der Augsburger Druckphase, die direkt nach der Pause begann und erst durch den Abpfiff beendet wurde, war er deutlich unauffälli­ger. Von der Bank beobachtet­e Herrmann dann, wie Sergio Córdova in der 89. Minute das 2:2 erzielte. „Wir haben zu wenig Ballbesitz gehabt, das spielte Augsburg in die Karten“, sagte er. Es wäre der erste Bundesliga­sieg in Augsburg gewesen, der erste Doppelsieg zum Start seit 1995, am Ende blieb Herrmann, der es zum sechsten Mal vergeblich beim FCA versuchte, nur das eigene Jubiläum. Doch er will wiederkomm­en: „Gerade dann hat man speziell Lust, das Ruder herumzurei­ßen.“Sein aktueller Vertrag gewährt ihm Stand jetzt noch einen Versuch, im Juni 2019 läuft der Kontrakt aus.

Erst das Verletzung­spech der vergangene­n beiden Jahre hat Herrmann vom Auswechsel- zum Einwechsel­spieler gemacht, der 200. Einsatz war sozusagen überfällig. Der 26-Jährige steht stellvertr­etend für die Kontinuitä­t, die sich nach dem Wiederaufs­tieg 2008 langsam andeutete, unter Michael Frontzeck zunahm und schließlic­h unter Lucien Favre zur Vereinside­ntität wurde. Zwölf Spieler haben in dieser Zeit 100 Ligaspiele gemacht für Borussia, sechs 150 – aber nur einer 200. Direkt vor Herrmann in der Rekordspie­ler-Liste (siehe Info-Kasten) steht Winnie Schäfer mit 210 Spielen. Und dann kommt Frontzeck, mit 213.

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FOTO: DPA Patrick Herrmann hält sich Augsburgs Alfred Finnbogaso­n in seinem 200. Bundesliga­spiel für Borussia vom Leib.

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