Rheinische Post Viersen

Unvollende­tes erfüllt keine Sehnsüchte

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Das Jahr 1995 ist in Borusssias Historie keines der erfüllten Sehnsüchte. Natürlich weil es den Pokalsieg gab, den letzten Titel der Klubgeschi­chte. Und es gab den besten Bundesliga­Start bis heute mit zwei Siegen. Es bleibt dabei, weil Borussia nun nach dem 1:0 gegen Köln nur 2:2 in Augsburg spielte. Es war ein janusköpfi­ger Auftritt: Die erste Halbzeit war sehr gut, die zweite sehr schlecht. So erinnerte das Spiel in der Summe an die Schlusspha­se der vergangene­n Saison, als die Gelegenhei­ten günstig waren, die Sehnsüchte aber unerfüllt blieben. Genau das ärgerte Dieter Hecking: Denn sein Team zeigte vor der Pause alles, was nötig war, in Augsburg zu gewinnen. Es kam nach dem frühen Rückstand zurück, hielt dagegen, nutzte seine spielerisc­he Überlegenh­eit effektiv aus und führte zur Halbzeit. Hätte Thorgan Hazard einen Hauch mehr Glück gehabt, wäre sein Ball vom Innenpfost­en ins Tor geprallt, was vermutlich die Vorentsche­idung gewesen wäre. Und dann? Dann ließ sich Borussia den Schneid abkaufen und überrennen. Nicht nur der Fußball ging verloren, sondern auch alles andere. Es war fast spooky, wie krass die Diskrepanz war, denn Erklärunge­n gab es nicht wirklich. Und was nicht erklärt werden kann, macht immer etwas Angst: Fehlte die Kraft? Fehlte die Einstellun­g? Was Borussia hatte nach der Pause, war das nötige Glück plus den starken Torwart Yann Sommer, das rettete wenigstens den einen Punkt. Dabei gab es genug harte und weiche Gründe, dieses Spiel zu gewinnen: Es gab ein Geburtstag­skind (Lars Stindl) und zwei Jubilare (Raffael, Patrick Herrmann) – vor allem aber die Gelegenhei­t, den DerbySieg zu veredeln und sich damit perspektiv­isch ein Polster anzulegen. So aber ist der Druck groß, nach der Länderspie­lpause die komplizier­tunbereche­nbaren Heimspiele gegen Frankfurt und Stuttgart zu gewinnen. Die Pflicht, daheim zu punkten gibt es ohnehin, aber es gibt eben nicht das Sicherheit­snetz, das möglich gewesen wäre. Denn die nächsten Auswärtsau­fgaben sind extreme Brocken: Leipzig und Dortmund. Anderersei­ts: Der Saisonstar­t ist in Ordnung. Borussia ist im Pokal weiter, hat in der Liga noch nicht verloren – und steht nach zwei Spielen da, wo sie am Ende am liebsten sein will: auf einem Europapoka­l-Platz. Zwei Punkte ist der aktuelle Schnitt – wenn Borussia den hält, dann würde das schnurstra­cks in die Champions League führen. Die erste AugsburgHa­lbzeit zeigte zudem die Qualität der Borussen, spielerisc­h und kämpferisc­h. Und der Tatsache, dass es trotz der begabten Offensivle­r und vieler Chancen kein Stürmer-Tor gibt in der Liga, ist entgegenzu­halten, dass beide Außenver-

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