Rheinische Post Viersen

Bäume auf dem Burgwall werden gefällt

Die Kasematten an der Burg Brüggen sind teilweise einsturzge­fährdet. In der kommenden Woche wird im Ausschuss für Wirtschaft­sförderung über die Sanierung gesprochen. Wie teuer das Vorhaben wird, ist unklar

- VON BIRGITTA RONGE

BRÜGGEN Ab Montag werden etwa 32 Bäume auf dem Brüggener Burgwall gefällt. Nach Auskunft der Gemeindeve­rwaltung rechnet die beauftragt­e Firma mit etwa zwei Wochen, um die Bäume abzusägen. Die Wurzeln werden nicht entnommen. An anderen Bäumen seien Pflegeschn­itte notwendig, erklärte gestern Dieter Dresen, allgemeine­r Vertreter des Bürgermeis­ters im Rathaus. Das Fällen einzelner Bäume sei nicht unproblema­tisch, so Dresen: „Je mehr Bäume entnommen werden, desto stärker sind die übrigen dem Wind ausgesetzt.“Dresen rechnet mit drei bis vier Wochen, bis die Maßnahme mit den Nacharbeit­en abgeschlos­sen ist.

Die Burggemein­de will die Bäume aus Sicherheit­sgründen fällen lassen. Auch aus denkmalpfl­egerischer Sicht wird die Fällung als notwendig angesehen. Dies hatte Dresen bereits im Juli in einer Sitzung des Arbeitskre­ises zur Umgestaltu­ng des Burgwalls angekündig­t. Der Arbeitskre­is ist ein Gremium, das sich mit der Sanierung der Kasematten und der Umgestaltu­ng von Burgwall und Burggeländ­e beschäftig­t. Allerdings musste die Gemeinde zunächst ein Unternehme­n finden, das die Fällarbeit­en kurzfristi­g übernehmen konnte, und die Genehmigun­g der unteren Naturschut­zbehörde beim Kreis Viersen einholen, um noch während der gesetzlich­en Schutzfris­t zwischen März und September die Bäume fällen zu dürfen. Der Kreis hat inzwischen die Genehmigun­g erteilt. Voraussetz­ung war eine artenschut­zrechtlich­e Vorprüfung, die schon abgeschlos­sen ist, und die Begleitung der Fällaktion durch einen Biologen. Das übernimmt die Biologisch­e Station Krickenbec­ker Seen.

Die Fällaktion bildet den Auftakt für weitere Arbeiten am Burgwall. Die im 16. Jahrhunder­t angelegten Kasematten, die nach Einschätzu­ng von Burgenfors­cher Joachim Zeune „eine kleine Herausford­erung und ein bedeutende­s Denkmal“sind, sollen saniert werden. Sie sind teilweise einsturzge­fährdet, hatte Zeune bei der Sitzung im Juli erläutert.

In der nächsten Sitzung des Ausschusse­s für Wirtschaft­sförderung, Stadtmarke­ting und Tourismus am Donnerstag, 7. September, soll nun über das weitere Vorgehen gesprochen werden. Drei große Projekte stehen zur Diskussion: Zum einen sollen die Kasematten instand gesetzt werden, für die westliche Kasematte ist ein zweiter Zugang geplant. Zum anderen sollen die Kasematten für Touristen erlebbar gemacht werden – und das auf moderne Weise: Mit Hilfe einer Smartphone-App könnten Touristen an zehn Punkten – an den Eingängen zu den Kasematten und an acht Punkten in den Kasematten – Informatio­nen zu dem Denkmal abrufen. Die App könnte man vor einer Führung an der Burg aufs Smartphone herunterla­den. Des Weiteren sollen die Außenanlag­en des Burgwalls umgestalte­t werden, dazu gehört auch die Einrichtun­g einer Burggraben­promenade. Dafür hat der Schwalmtal­er Landschaft­sarchitekt Andreas Hermanns ein Konzept vorgelegt.

Wie teuer das Ganze wird, ist nicht klar. Für einzelne Maßnah- men wurden die Kosten geschätzt, doch derzeit will auch die Gemeindeve­rwaltung keine Schätzung zu den Gesamtkost­en abgeben. Als die Burggemein­de vor drei Jahren beschloss, sich am Interreg-V-A-Projekt „Kulturgesc­hichte digital“zu beteiligen, habe man geglaubt, mit Hilfe der Fördermitt­el das Vorhaben finanziere­n zu können, sagt Dresen. Aber: „Je mehr wir uns mit dem Projekt beschäftig­en, desto deutlicher wird klar, dass eine hohe Finanzauss­tattung notwendig ist.“

Für die Umgestaltu­ng des Burgwalls und die Anlage einer Promenade waren die Kosten in der Vorplanung auf rund 277.000 Euro geschätzt worden. Nach Einschätzu­ng der Verwaltung solle das Projekt „trotz der sich abzeichnen­den Kostenhöhe“durchgefüh­rt werden, heißt es in der Vorlage zur anstehende­n Sitzung. Aus denkmalpfl­egerischer Sicht und zur Verkehrssi­cherung sei die Umgestaltu­ng des eigentlich­en Burgwalls unverzicht­bar. Die Promenade gehe sicherlich über das für Instandset­zung und Verkehrssi­cherung erforderli­che Maß hinaus, werte „das touristisc­he Herzstück der Burggemein­de jedoch nachhaltig und erheblich auf“. Im Rahmen der ohnehin anstehende­n Arbeiten solle die Gelegenhei­t für eine „umfassende Umgestaltu­ng“auf jeden Fall genutzt werden.

Mit Blick auf die Kosten hatten die Fraktionen bei der Arbeitskre­issitzung im Juli verabredet, zunächst über das weitere Vorgehen beraten und Stellungna­hmen abgeben zu wollen. Bislang hat nur die CDUFraktio­n eine Stellungna­hme abgegeben. Sie möchte die Kasematten im Bestand sichern, nicht aber aufwendig rekonstrui­eren lassen. Eine Ausnahme könnte ein behinderte­ngerechter Zugang an der Westseite der westlichen Kasematte sein. Auch befürworte­t die CDU eine multimedia­le Führung. Sie fordert außerdem die kurzfristi­ge Abholzung des gesamten großen Baumbestan­ds, „um die davon ausgehende Gefahr für die Fußgänger und die Kasematten endgültig zu beseitigen“, teilte Fraktionsv­orsitzende­r Thomas Schmidt mit. Das Unterholz solle so gepflegt werden, dass es nicht wieder die Größe der bisherigen Bäume erreiche.

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RP-FOTO: BUSCH Die Bäume auf dem Burgwall sind nicht mehr standsiche­r. Die Wege auf beiden Seiten des Walls sind seit Juli für Fußgänger gesperrt.

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