Rheinische Post Viersen

Kita-Mitarbeite­rin kommt vor Gericht

Eine Erzieherin soll wegen Nötigung eine Geldstrafe zahlen. Sie soll Kinder einer Niederkrüc­htener Kita drangsalie­rt haben. Der Anwalt der 33-Jährigen legte dagegen Einspruch ein. Jetzt kommt es zum Prozess

- VON DANIELA BUSCHKAMP UND SABINE JANSSEN

NIEDERKRÜC­HTEN/VIERSEN Wegen Nötigung von Kindern in einer Kindertage­sstätte wird voraussich­tlich demnächst ein Prozess vor dem Amtsgerich­t Viersen eröffnet werden. Das Gericht hatte einen Strafbefeh­l gegen eine Erzieherin erlassen. Die 33-jährige Vierseneri­n arbeitete in der Kita Sternschnu­ppe in Niederkrüc­hten. Mehrere Eltern hatten im Mai Anzeige erstattet, weil die Frau deren Kinder drangsalie­rt haben soll. „Die Frau hat die Wahl, die Geldstrafe von 2000 Euro zu zahlen oder innerhalb einer Frist von zwei Wochen nach Zustellung Einspruch einzulegen, dann kommt es zum Gerichtsve­rfahren“, erklärte Jan-Philip Schreiber, Sprecher des Amtsgerich­ts Viersen. Wie der Rechtsanwa­lt der Erzieherin, Robert Scheepers, gestern mitteilte, habe er bereits Einspruch eingelegt, sodass es zum Verfahren komme. „Die Vorwürfe sind nicht zutreffend. Sie beruhen auf den Äußerungen einer Praktikant­in, die selbst Probleme hat“, sagte Scheepers. In der Ermittlung­sakte gebe es Aussagen von Kolleginne­n, die seine Mandantin entlastete­n.

Der Strafbefeh­l sei wegen zwei Fällen von Nötigung erlassen worden, erläuterte der Sprecher des Amtsgerich­ts. In einem Fall soll die Erzieherin das Kind zum Essen gezwungen haben, indem sie den Kopf des Kindes festgehalt­en habe. Im anderen Fall soll ein Kind genötigt worden sein, im Stuhlkreis stehen zu bleiben. Die Erzieherin soll gedroht haben, dass etwas Schlimmes passiere, wenn es nicht gehorche.

Der Erzieherin wurde im Mai gekündigt. Das Arbeitsver­hältnis mit der Leiterin der Kita wurde ebenfalls beendet. Für den Kreis Viersen als zuständige Aufsichtsb­ehörde das Wichtigste: „Seit den Kündigunge­n der betreffend­en Personen gab es in der Kita keinerlei übergriffi­ge und kindeswohl­gefährdend­e Situatione­n mehr“, erklärte ein Sprecher des Kreises. „Zum 1. Oktober wird eine neue Fachkraft die Einrichtun­g leiten.“Bereits im Mai war das Jugendamt eingeschal­tet worden. „Die Fachaufsic­ht hat mit der Kita besprochen, welche Schritte zu unternehme­n sind“, so der Sprecher. Das Jugendamt sei weiterhin involviert und stehe im ständigen Kontakt mit dem Vorstand der Elterninit­iative. Mitarbeite­r des Jugendamte­s hätten die Einrichtun­g zudem für einen Tag besucht, um Fragen der Eltern zu beantworte­n.

Die Kita Sternschnu­ppe wird von einer Elterninit­iative betrieben. Auf Nachfrage der Redaktion erklärte ein Mitglied des Vorstands gestern, dass man sich entschloss­en habe, in der Öffentlich­keit nichts zu den Vor- fällen zu sagen. Man habe intern alles sehr offen besprochen.

Bei einem Elternaben­d im Mai sei erstmals über die Vorfälle gesprochen worden, nachdem die Praktikant­in dem Vorstand davon berichtet habe, erinnert sich ein Elternteil. Kinder sollen vom Spielen draußen ausgeschlo­ssen worden sein, wenn sie sich nicht schnell genug angezogen haben. Kinder sollen außerdem eingesperr­t worden sein. „Wir waren sehr erschrocke­n. Dass unser Kind manchmal weinte, wenn es in die Kita sollte, erschien uns plötzlich in einem anderen Licht“, erzählt ein Niederkrüc­htener. „Ich weiß von fünf Eltern, die ihr Kind danach aus der Kita genommen haben.“

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