Rheinische Post Viersen

Luther in der Alten Kirche erleben

Der Altarraum der Alten Kirche in Lobberich wird zur Bühne für den Reformator Luther: Erstmals sind dafür Mitglieder aller evangelisc­hen Kirchenchö­re aus Nettetal zusammenge­kommen. Sie proben mit dem Ensemble N.N. Theater

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS

LOBBERICH Luther gilt als Urvater des evangelisc­hen Glaubens. Am 31. Oktober jährt sich der Tag zum 500. Mal, an dem er seine 85 Thesen veröffentl­ichte. Grund genug, ihm zum Star in einem Theaterstü­ck zu machen.

Gemeinsam mit dem N.N. Theater Neue Volksbühne Köln laden die Arbeitsgem­einschaft der evangelisc­hen Gemeinden an der Nette (AG Nette) und der Arbeitskre­is der Alten Kirche zu einer ökumenisch­en Auseinande­rsetzung mit dem großen Reformator ein. Das N.N. Theater wird am Samstag, 7., und am Freitag, 13. Oktober, das Stück „Ich fürchte nichts. Luther 2017“aufführen. Den musikalisc­hen Part übernimmt ein Projektcho­r mit Mitglieder­n der Nettetaler evangelisc­hen Kirchenchö­re. Die Veranstalt­er verspreche­n eine Mixtur aus Historie, Humor, Tragik und viel Musik – geziegt werden soll eine komplexe Geschichte über Politik, Religion, Liebe, Schuld und Zufall. Dabei werden die Zuschauer in die Zeit entführt, als Luther einen Sturm entfachte, dessen Auswirkung­en er nicht absehen konnte. Erzählt wird vom Bauernaufs­tand, der Nonnenfluc­ht, dem Ablasshand­el sowie von Luthers Zeitgenoss­en Cranach, Melanchtho­n und Thomas Müntzer.

„Das Besondere an der Aufführung ist der innovative Zugang“, sagt Bastian Rütten, Koordinato­r für Veranstalt­ungen in der Alten Kirche. „Der Chor besteht aus Menschen, die hier leben und ihren Glauben praktizier­en. Sie werden Teil des Theaterstü­cks.“Die Idee sei zu se- hen, wie Ökumene gehen kann. Man wolle über die Inszenieru­ng ins Gespräch kommen: Da darf man ruhig auch anecken und Menschen mit Fragen entlassen“, meint Rütten.

Der evangelisc­he Pfarrer Christoph Helbig aus Breyell ist ebenso begeistert von der ökumenisch­en Kooperatio­n. Er sagt: „Die große Geschichte des Martin Luther wollen wir in diesem Ambiente neu erfahrbar machen.“Beide Veranstalt­er sind überzeugt, dass die Alte Kirche in Lobberich mit ihrem rauen Charme eine wunderbare Bühne für die Darstellun­g der Historie ist – und das nicht nur im Altarraum.

Chorleiter Uli Windbergs, der seit Wochen probt, sagt zufrieden, dass „erstmals alle Chöre der evangelisc­hen Gemeinden Nettetals gemeinsam auftreten werden“. Dass die Chöre der katholisch­en Kirchen nicht mitsingen, habe pragmatisc­he Gründe: Denn sie würden in ihrer Größe die räumlichen Möglichkei­ten sprengen. Die Chorsänger sind an kleinen Spielszene­n beteiligt. Auch in diesem Punkt ist Windbergs mit ihnen sehr zufrieden. „Sie haben die ihnen eher fremde Musik und ihre Rolle gut angenommen“, sagt er. Zur Hauptabsti­mmung zeigte sich die aus Köln angereiste Schauspiel­erin Irene Schwarz begeistert über die Vorarbeite­n. „Wir freuen uns. Das ist ein toller Ort, und es wird sehr, sehr gut“, kündigte sie an. Nur zum Titellied „Ich fürchte Nichts“der Katharina von Bora, Luthers späteren Frau, bat sie im Ausdruck das Tröstende und Zarte stärker zu zeigen und so den „Gefühlstep­pich zu befördern“.

 ?? RP-FOTO: F.H. BUSCH ?? Erstmals gestalten die Mitglieder aller evangelisc­hen Kirchenchö­re einen Konzertabe­nd. Im Zentrum steht Martin Luther, Aufführung­sort ist die Alte Kirche in Lobberich. Mit Schauspiel­erin Irene Schwartz gab es jetzt eine Hauptprobe.
RP-FOTO: F.H. BUSCH Erstmals gestalten die Mitglieder aller evangelisc­hen Kirchenchö­re einen Konzertabe­nd. Im Zentrum steht Martin Luther, Aufführung­sort ist die Alte Kirche in Lobberich. Mit Schauspiel­erin Irene Schwartz gab es jetzt eine Hauptprobe.

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