Rheinische Post Viersen

Eine neue Skulptur für den Friedenspa­rk

Der syrische Bildhauer Ibrahim Alawad hat innerhalb von drei Wochen ein Kunstwerk aus Stein geschaffen

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

HINSBECK Am Ende schien es, als wolle die Skulptur gar nicht enthüllt werden: Vier Männer zogen und zerrten am blauen Tuch der 2,50 Meter hohen Skulptur, bis das Tuch endlich entfernt war.

In den vergangene­n drei Wochen hatte der syrische Künstler Ibrahim Alawad an dem Werk aus Stein gearbeitet – stets begleitet von interessie­rten Hinsbecker­n und Spaziergän­gern, oft mit Material von örtlichen Künstlern unterstütz­t. Sein Werk mit dem Titel „Musik verbindet“wurde jetzt auf dem Friedenspl­atz in Hinsbeck der Öffentlich­keit übergeben.

„Kunst verbindet“– das war das Motto, unter dem das Kunstsympo- sium stand. Und Kunst ist eben nicht nur bildende Kunst, sondern auch darstellen­de Kunst ebenso wie die Musik. Aus einem abstrahier­ten Cello entwickeln sich in Alawads Skulptur ein großer und ein kleiner Mensch, deren Köpfe aus den Schnecken des Instrument­s erwachsen. Sie umarmen einander.

Wichtig ist es, dieses Werk aufmerksam zu umgehen: Dann entdeckt der Betrachter die Notenschri­ft, die Klänge aus Beethovens 9. Sinfonie aufgreift ebenso wie arabische Buchstaben, die für Liebe, Freiheit und Hoffnung stehen.

Ibrahim Alawad, der in Syrien geborene und in Aachen lebende Bildhauer, stellte seine Skulptur persönlich vor und betonte die Notwendigk­eit einer „farbigen Gesellscha­ft“: „Farbig in Glaube, Hautfarbe und Meinungen“. Jeder Mensch, so Alawad, sei ein Stein in einem Mosaik – unersetzli­ch an seinem Platz. Er dankte allen Menschen, die ihm in den drei Wochen wichtig geworden waren.

Seit 1992 organisier­t der Verkehrs- und Verschöner­ungsverein (VVV) Hinsbeck im Abstand von fünf Jahren ein Künstlersy­mposium. Das aktuelle Projekt stand unter der Überschrif­t „Flucht und Vertreiben“. Rund 15.000 Euro mussten dafür von Sponsoren aufgebrach­t werden.

Dankeswort­e fanden auch Peter Beyen, der Vorsitzend­e des Verkehrs- und Verschöner­ungsverein­s, Bürgermeis­ter Christian Wagner (CDU) und Ortsvorste­her Heinrich Ophoves. Ophoves erzählte launig von den vielen Schritten bis zur fertigen Skulptur, vom Staub, vom Krach, von der Geduld der Nachbarn, dem einen oder anderen Feierabend­bier, das eben diese Nachbarn dem Künstler brachten und endete mit „Hinsbeck sagt Dankeschön“.

Peter Beyen zog die Parallele zwischen der Kunst und dem Leben: „Lernen wir aus dem Umgang mit der Kunst“, sagte er. „Lernen wir, uns zu verstehen. Es kann für uns nur eine Bereicheru­ng sein. Kunst verbindet.“

Für die musikalisc­he Begleitung sorgte Ibrahim Alawads Sohn Basilius am Cello. Er studiert bei Professor Sennu Laine an der BarenboimS­aid-Akademie in Berlin.

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FOTO: KNAPPE Das Werk des Syrers Ibrahim Alawad im Friedenspa­rk.

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