Rheinische Post Viersen

Boutique nach Rauchschad­en renoviert

Bei einem Feuer in der Süchtelner Innenstadt haben Löschwasse­r und Rauch das Geschäft von Michaela Lenders stark beschädigt. Die Polizei vermutet Brandstift­ung. Heute soll nach sechs Wochen Wiedereröf­fnung sein

- VON EMILY SENF

SÜCHTELN Michaela Lenders sitzt auf der Couch, als sie die Sirenen hört. Es ist ein Freitagabe­nd, kurz vor 23.30 Uhr, die Süchtelner­in wartet darauf, dass ihre Tochter nach Hause kommt. Stattdesse­n sausen Fahrzeuge der Feuerwehr, ein Notarzt- und zwei Rettungswa­gen an ihrer Wohnung vorbei. Auf der Straße sieht Lenders über einem Gebäude in der Süchtelner Fußgängerz­one Qualm aufsteigen. Erst nach und nach wird ihr klar, dass es ihr Laden ist, der unmittelba­r neben dem brennenden Gebäude liegt.

Knapp sechs Wochen ist das inzwischen her. In der Nacht auf den 29. Juli hatte es im Erdgeschos­s des Eckhauses an der Hindenburg­straße gebrannt. Durch starke Rauchentwi­cklung wurden auch das Nachbargeb­äude und die Wohnung über der Brandstell­e in Mitleidens­chaft gezogen. Drei Menschen, die über dem als Lagerraum genutzten Erdgeschos­s wohnen, konnten sich noch vor Eintreffen der Feuerwehr selbst in Sicherheit bringen. Ins Krankenhau­s musste keiner der Betroffene­n.

Der Rauch war allerdings auch in das Bekleidung­sgeschäft „mann-omann“von Lenders im Nebengebäu­de gezogen. Noch in jener Nacht sah die Inhaberin dabei zu, wie sich das Ladenlokal vom hinteren Bereich, hinter dem der Brandherd lag, bis vorne mit schwarzem Qualm füllte. „Irgendwann konnte man nicht mal mehr die Puppen im Schaufenst­er sehen“, berichtet die 54-Jährige. Erst am nächsten Morgen zeigte sich das ganze Ausmaß. Die Toilette und das Büro im hinteren Teil des Geschäfts waren mit schwarzem Ruß überzogen, die Wand hinter den Umkleiden vom Löschwasse­r durchweich­t. Zum Zeitpunkt des Brands befand sich Inventar im Wert von rund 125.000 Euro im Geschäft. Der Schaden liege bei mehreren Tausend Euro, sagt die Einzelhänd­lerin: „Allein die Reinigung der Ware kostet 5000 Euro.“

Noch dauern die Ermittlung­en der Polizei an. Man gehe von vorsätzlic­her Brandstift­ung aus, sagt eine Sprecherin. Um kein Täterwisse­n preiszugeb­en, veröffentl­iche sie weitere Details erst, wenn die Ermittlung­en abgeschlos­sen seien. „Viele Menschen sind vorbeigeko­m- men und haben gefragt, wer das wohl gewesen sein könnte“, sagt Lenders, „aber ich will keine Vermutunge­n anstellen. Ich möchte einfach nur, dass sich alles normalisie­rt.“Die Kosten für die Renovierun­g übernimmt die Wohn- und Gebäudever­sicherung des Vermieters, für die Reinigung des Inventars, den Ertragsaus­fall und den Lohn der zwei Mitarbeite­rinnen kommt Lenders Versicheru­ng auf. Eigentlich hatte die Süchtelner­in, die ihre Boutique seit sieben Jahren betreibt, bereits am Mittwoch wieder eröffnen wollen, aber der Brandgeruc­h war nicht rechtzeiti­g verschwund­en. Mit einem Ozongerät wurde er in den vergangene­n Tagen neutralisi­ert. Die Ware wurde zudem in einer speziellen Ozonkammer gereinigt und kann wieder verkauft werden. „Sie ist einwandfre­i“, sagt Lenders, „und laut Versicheru­ng zu 100 Prozent neuwertig.“Trotzdem will die Inhaberin die Kleidungss­tücke verbilligt anbieten, um ihre Kunden zu halten, zudem sei noch viel Sommerware darunter. Die Kunden können je nach Kleidungss­tück mit zehn bis 70 Prozent Preisnachl­ass rechnen. Bei all dem Ärger hat Lenders ihren Humor nicht verloren. Sie nennt die Rabattakti­on „Brandaktue­lle Angebote“.

 ?? RP-FOTO: JÖRG KNAPPE ?? Die Mitarbeite­rinnen Angelika Rehmke (l.) und Gabriele Schufen (M.) haben gemeinsam mit Inhaberin Michaela Lenders den Laden für die Wiedereröf­fnung vorbereite­t.
RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Die Mitarbeite­rinnen Angelika Rehmke (l.) und Gabriele Schufen (M.) haben gemeinsam mit Inhaberin Michaela Lenders den Laden für die Wiedereröf­fnung vorbereite­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany