Rheinische Post Viersen

Wendige Autokraten

- VON MATTHIAS BEERMANN

Die Wendigkeit von Autokraten ist schon beeindruck­end: Noch Ende 2015 schienen die Türkei und Russland nach dem Abschuss eines russischen Jets im türkisch-syrischen Grenzgebie­t kurz vor einer militärisc­hen Konfrontat­ion. Nicht einmal zwei Jahre später ordert der türkische Präsident Erdogan bei seinem neuen Freund Putin mit dem Raketensys­tem S-400 das Beste, was die russische Rüstungsin­dustrie zu bieten hat. Für Erdogan geht es freilich um mehr als nur um Waffen, es geht um eine neue strategisc­he Option: weg vom Westen, der ihn für seinen rabiaten Umgang mit politische­n Gegnern zunehmend kritisiert. Und hin zu Putins Russland, wo man ähnliche Umgangsfor­men pflegt.

Es ist ein ungleiches und zugleich gefährlich­es Bündnis: Sollte Erdogan tatsächlic­h glauben, er könne für Putin ein Partner auf Augenhöhe sein, so täuscht er sich maßlos. Die Entfremdun­g der Türkei von ihren westlichen Partnern ist sicherlich ganz im Sinne des Kreml. Dennoch sind die Interessen der beiden Länder in vielen Punkten keinesfall­s deckungsgl­eich. Und Erdogan bleibt unberechen­bar. BERICHT ERDOGANS RAKETEN-DEAL MIT MOSKAU..., SEITE A5

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