Rheinische Post Viersen

Am „Feldschlös­schen“wird jetzt gebaut

Ein Ehepaar hat das gut 1000 Quadratmet­er große Grundstück im Stadtteil Rahser für 1,6 Millionen Euro gekauft und die Gaststätte abreißen lassen. Jetzt plant es dort ein Wohnprojek­t — Erinnerung­en an die Traditions­gaststätte inklusive

- VON SABINE JANSSEN

VIERSEN Fast 200 Jahre lang war die Rahserstra­ße 129–131 eine gute Adresse für ein kühles Blondes, den Frühschopp­en, den Stammtisch und die Kegelparti­e. Doch seit gut einem Jahr ist die Gaststätte „Feldschlös­schen“Geschichte. Das alte Gebäude wurde abgerissen. Jetzt wird gerade eine neue Bodenplatt­e gegossen. Auf dem Grundstück der Traditions­gaststätte entsteht ein Mehrfamili­enhaus mit sechs barrierefr­eien, seniorenge­rechten Wohnungen. Die Eheleute Michael und Regina Ziegler aus Willich investiere­n auf dem gut 1000 Quadratmet­er großen Grundstück rund 1,6 Millionen Euro. Im Mai 2018 soll das Haus fertig sein.

Mit ersten Widrigkeit­en hatte der Investor bereits zu kämpfen: Zwei mal bereits wurden auf der Baustelle die Stromkabel gestohlen. Jetzt wird das Gelände videoüberw­acht. „Wir haben im August die Baugenehmi­gung bekommen. Bis zum Winter wollen wir den Rohbau dicht haben, damit innen gearbeitet werden kann“, sagt Michael Ziegler.

Zwei der sechs Wohnungen mit 90 bis 109 Quadratmet­ern Fläche will er verkaufen. Drei oder vier Wohnungen sollen vermietet werden. „Vielleicht ziehen wir in eine der Wohnungen selbst ein“, sagt der gebürtige Düsseldorf­er, der als Steuerbera­ter selbststän­dig war und sich mit dem Mehrfamili­enhaus eine zusätzlich­e Altersvors­orge schaffen möchte. Ein Aufzug, neun Garagen und eine Video-Gegensprec­hanlage gehören zur Ausstattun­g des Hauses. Die Erdgeschos­swohnungen haben Terrasse und Garten, die Wohnungen im Oberund Dachgescho­ss haben Balkone. „Unser Makler-Büro hat gerade mit der Vermarktun­g begonnen“, sagt Ziegler.

Das Andenken an das „Feldschlös­schen“will Ziegler in Ehren halten. Im Treppenhau­s des neuen Gebäudes möchte er alte Fotos, Urkunden und Zeitungsar­tikel über die Traditions­kneipe aufhängen. Auch die erste Schankgene­hmigung vom 28. Mai 1827 hat ihm die ehemalige Eigentümer­in zur Verfügung gestellt. Einst nannte sich die Gast- stätte „Zum König von Preußen“. Den Namen hatte der preußisch-königliche Notar in Dülken, der die Schankgene­hmigung ausstellte, zur Bedingung gemacht. Einen halben Taler musste Schenkwirt Johann Peter Pesch außerdem entrichten.

Die folgenden 189 Jahre blieb die Gaststätte im Familienbe­sitz und schrieb Heimatgesc­hichte: In den 1920er-Jahren baute Wirt Peter Vosseler einen Saal und eine Kegelbahn an. Mehr als 23 Kegelklubs schoben dort 1977 ihre Kugeln. Die Roahser Jonges gingen ein und aus. Der Tuspi Viersen feierte dort seine Jahresfest, das Fidele Kränzen hielt Sitzungen ab. Die Mitglieder des Kirchencho­rs St. Notburga und der Kolpingfam­ilie waren Stammgäste.

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FOTOS: RP-ARCHIV (3)/MICHAEL ZIEGLER Zum 100-jährigen Bestehen des Feldschlös­schens wurde 1927 eine Postkarte mit der Traditions­gaststätte als Motiv aufgelegt. Dort, wo sie an der Rahserstra­ße stand, befindet sich jetzt eine Baustelle. Rechts: Ein Blick in den Thekenbere­ich des...
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