Rheinische Post Viersen

Trinkwasse­r gut, Grundwasse­r schlecht

Der Nitratgeha­lt im Grundwasse­r liegt auch in Niederkrüc­hten deutlich über den Grenzwerte­n. Trotzdem ist die Trinkwasse­rqualität hervorrage­nd — dank zwei Tiefbrunne­n in 200 Metern Tiefe

- VON JOCHEN SMETS

NIEDERKRÜC­HTEN. Um es in Anlehnung an einen kölschen Gassenhaue­r zu formuliere­n: Dat Wasser von Krööchte es joot. Das Trinkwasse­r, das aus Niederkrüc­htener Hähnen sprudelt, hat eine Top-Qualität, wie Michael Rögele, Geschäftsf­ührer der Gemeindewe­rke, jetzt im Planungsau­sschuss deutlich machte. Das gilt insbesonde­re für den Nitratgeha­lt, der laut der aktuellen Analyse bei 23,3 Milligramm pro Liter liegt – und damit weit unter dem gesetzlich­en Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter. „Nitrat wird in Niederkrüc­hten in absehbarer Zeit kein Problem darstellen“, so das Fazit von Rögele. Auch in den übrigen Wasserwerk­en in der Region werden die Nitrat-Grenzwerte problemlos eingehalte­n.

Das ist freilich kein Grund, sich entspannt zurückzule­hnen. Denn Nitrat bleibt ein Problem. Nicht von ungefähr hat die EU-Kommission im November 2016 Klage gegen die Bundesrepu­blik Deutschlan­d wegen regelmäßig­er Überschrei­tung der Nitrat-Grenzwerte im Grundwasse­r eingereich­t. In NRW sind insbesonde­re der Niederrhei­n und das Münsterlan­d als intensiv landwirtsc­haftlich genutzte Regionen belastet.

Zu einem großen Teil gelangt Nitrat durch Überdüngun­g ins Grundwasse­r. So wurde bundesweit an rund einem Drittel von insgesamt 700 ausgewählt­en Grundwasse­r-Messstelle­n der maximale Grenzwert von 50 mg/l nicht eingehalte­n, sagte Rögele. In Oberfläche­n-nahen Grundwasse­rschichten, bei etwa 30 Meter Tiefe, liegt der Nitratgeha­lt in Niederkrüc­hten bei etwa 120 mg/l, also deutlich über dem gesetzlich­en Grenzwert für Trinkwasse­r, so der Geschäftsf­ührer der Gemeindewe­rke. Ähnlich sehe es in den übrigen Kommunen des Kreises aus.

Dass der Nitratante­il im Trinkwasse­r trotzdem so locker im grü- nen Bereich bleibt, liegt daran, dass viele Wasserwerk­e auch Wasser aus tieferen Schichten holen. Die Gemeindewe­rke Niederkrüc­hten zum Beispiel fördern Wasser aus zwei Tiefbrunne­n, die 200 Meter weit in die Erde reichen. Dort liegt der Nitratgeha­lt unter einem Milligramm pro Liter. Dieses Tiefenwass­er wird mit dem Grundwasse­r aus zwei 30 Meter tiefen Flachbrunn­en gemischt. So bleiben die Nitratwert­e im Rahmen.

Ziel ist es, die Nitratbela­stung in den flacheren Grundwasse­rschichten zu senken. Dazu gibt es inzwischen viele Kooperatio­nen zwischen den jeweiligen Wasserwerk­en und der Landwirtsc­haft – so auch in Niederkrüc­hten. 17 landwirtsc­haftliche Betriebe sind daran beteiligt. Durch Zusammenar­beit und Beratung soll der Nitrateint­rag reduziert werden.

„Wir Bauern stehen zu dieser Kooperatio­n“, betonte Kreislandw­irt Paul-Christian Küskens, der auch für die CDU im Ausschuss sitzt. In den letzten Jahren habe sich bereits einiges getan. Neue Bilanzieru­ngs- Johannes Wahlenberg methoden könnten dazu beitragen, die Nitratbela­stung deutlich zu reduzieren. „Wir weisen generell nach, wie viel Dünger wir ausbringen“, erklärte Küskens.

Die Kunst liege in der richtigen Dosierung. Nitrat ist als Stickstoff­verbindung für das Pflanzenwa­chstum eminent wichtig. Wie viel die Pflanzen aufnehmen können, ist von vielen schwer beeinfluss­baren Faktoren abhängig, zum Beispiel Temperatur, Feuchtigke­it oder Bodenbesch­affenheit, sagte Küskens.

Zwei Betriebe in der Gemeinde Niederkrüc­hten, einer in Dam und einer in Overhetfel­d, sind von der Landwirtsc­haftskamme­r als Testbetrie­be ausgewählt worden. Dort werden regelmäßig in einem Meter Tiefe, also dort, wo keine Pflanzenwu­rzel mehr hinkommt, Sickerwass­erproben genommen, so Kreislandw­irt Küskens. Daraus lasse sich recht zuverlässi­g feststelle­n, wie viel Nitrat dort ankommt. „Dementspre­chend kann der Düngemitte­leintrag gezielt optimiert werden.“

CDU-Ratsherr

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RP-FOTO: BUSCH In dem Wasserwerk in Dam wird aus Grund- Trinkwasse­r aufbereite­t. Die Filteranla­ge kann 300 Kubikmeter Wasser pro Stunden verarbeite­n.

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