Rheinische Post Viersen

Sekt und Blattgold für die Heimat-Shopper

Zehn Frauen genossen bei einer Einkaufsto­ur durch Viersen VIP-Status. Die Ladeninhab­er verwöhnten sie mit Häppchen und Geschenken

- VON NADINE FISCHER

VIERSEN Der beigefarbe­ne Mantel aus Alpaka-Wolle sieht so kuschelig aus, Christiane Goldermann muss ihn einfach anfassen. „Sie dürfen auch gerne reinschlüp­fen“, sagt Model Bojana Sjekloca, zieht das flauschige Stück aus und hält es Goldermann hin. Die 56-Jährige zögert nicht und greift zu. Wenig später steht sie bei Fritz Schmitz Damenmoden vor einem großen Spiegel, geht ein paar Schritte zurück und schwärmt: „Oh, der ist ja leicht wie eine Feder!“. Ob die Süchtelner­in den Mantel kaufen wird?

Goldermann ist eine von zehn Frauen, die gestern Nachmittag auf einer VIP-Shopping-Tour durch die Viersener Innenstadt ziehen. Vier Stationen steuern sie an. Susanne Laurenz vom Citymanage­ment der Stadt leitet die Gruppe. Die Tour ist Teil der Aktion Heimatshop­pen, einst von der IHK ersonnen, um für den Einkauf vor der Haustür zu werben.

An der ersten Station können die Teilnehmer­innen ihre Geldbörsen entspannt in den Handtasche­n lassen. Susanne Laurenz begrüßt sie in der Städtische­n Galerie im Park, wo Gastgeberi­n Jutta Pitzen sie danach zwischen Arbeiten des Künstlers Matthias Recht mit Sekt und Orangensaf­t versorgt. Recht ist Finalist im Wettbewerb um das Stipendium Kunstgener­ator. Seine Arbeiten bestehen zum Teil aus Knete und dürfen angefasst werden – also drückt Ursula Kramer ihren rechten Zeigefinge­r in die großflächi­g verteilte gelbe Masse auf einem der Bilder. Die 65-Jährige ist gerne HeimatShop­perin: „Alles, was ich in Viersen bekommen kann, kaufe ich hier“, sagt sie. An diesem Nachmittag möchte die Süchtelner­in aber nicht unbedingt die EC-Karte zücken. „Ich lasse mich inspiriere­n“, kündigt sie an.

Bei Fritz Schmitz Damenmoden, der zweiten Station, erfährt Kramer zum Beispiel einiges über die Modetrends für den Herbst. Angesagt sind etwa die Farbe Grün, Pannesamt und prägnante Drucke. Model Bojana Sjekloca führt weiche Strickpull­is und schicke Mäntel vor, Inhaberin Gabriele Schmitt gibt Mode-Tipps. „Das ist mal eine andere, aufgelocke­rte Art von Shopping“, sagt Schmitt. „Die Tour bietet den Kunden die Möglichkei­t, die Geschäftsi­nhaber näher kennenzule­rnen und ein bisschen hinter die Kulissen zu schauen.“Dazu gibt es Sekt, Kaffee und Gebäck, für jede Teilnehmer­in eine Tasche mit Geschenken wie Halsketten und Dosen-Prosecco.

Es ist die einzige Tasche, die Christiane Goldermann aus dem Geschäft mitnimmt. Den AlpakaMant­el lässt sie da. „Ich kaufe gerne in Viersen ein“, erzählt sie, bevor die Gruppe zur dritten Station aufbricht: Im Schuhhaus Kocken wartet Filialleit­erin Marion FinckeClaa­ssen. „Das Angebot in Viersen hat sich in den vergangene­n Jahren sehr vorteilhaf­t verändert“, sagt Goldermann. „Es gibt viele kleine inhabergef­ührte Geschäfte.“Einen dieser Läden steuert die Gruppe zum Schluss an: das Goldstück. Inhaberin Denise Wassenberg schenkt Sekt mit Blattgold aus, hat Schälchen mit Käse, Brot, Dips und Oliven gefüllt. „Wir haben hier erst am Samstag zugeschlag­en“, erzählt Eva Schippers. Die 88-Jährige hat aber noch nicht genug: Sie probiert ein silbernes, funkelndes Paar Sneaker an. Die VIP-Shopping-Tour findet sie „super, eine tolle Idee“. Ihre Tochter Anja ist auch dabei, „wir sind oft zusammen unterwegs“, sagen die Dülkenerin­nen. „Für einen kleinen Bummel ist Viersen immer schön“, ergänzt Anja Schippers. Die 48-Jährige würde auch gerne in Dülken an so einer geführten Shopping-Tour teilnehmen: „Aber da gibt es leider kaum Geschäfte.“

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