Rheinische Post Viersen

Mann bedroht Passantin mit Messer

In Krefeld hat ein Mann am Samstag Passanten mit einem Messer bedroht und dann eine 68-jährige Frau in seine Gewalt gebracht. Die Polizei war im Großeinsat­z. Spezialkrä­fte des SEK nahmen den Mann am Nachmittag fest.

- VON CLAUDIA HAUSER

KREFELD Um 15.42 Uhr ist es nach fast vier Stunden endlich vorbei: Eine Spezialein­heit der Polizei überwältig­t am Samstag an einer Straßenbah­nhaltestel­le am Krefelder Hauptbahnh­of den Mann, der eine 68 Jahre alte Frau ab dem Mittag in seiner Gewalt hatte. Rettungskr­äfte und ein Notarzt kümmern sich um die Frau, sie ist im Gesicht leicht verletzt. Blut ist auf ihre Jacke getropft. Ein Seelsorger nimmt sich der Frau an, nachdem zwei Polizisten sie von dem Wartehäusc­hen wegführen, in dem der Täter sie festgehalt­en hatte. Auch der Täter wurde verletzt, als die Beamten ihn überwältig­ten. Als beim Zugriff zwei Schüsse fielen, blieben viele Passanten wie erstarrt stehen. „Bitte weitergehe­n“, sagten die Polizisten. Der Täter wurde angeschoss­en und später im Krankenhau­s am Bein operiert.

Begonnen hatte alles am Samstagmor­gen. Die Polizei wollte den 46-jährigen Krefelder, der wegen Drogendeli­kten bekannt sein soll, in seiner Wohnung „gezielt überprüfen“, wie eine Polizeispr­echerin sagte. Zu den Gründen wollte sie zunächst nichts sagen. Der Mann war nicht zu Hause, die Beamten erfuhren aber, dass er am Hauptbahnh­of ist und trafen ihn dort gegen Mittag an – an der Straßenbah­nhaltestel­le „Am Hauptbahnh­of“. „Die Kollegen wollten ihn mit zur Wache nehmen, da zog er sofort ein Messer“, sagt die Sprecherin. Es kam zu einer chaotische­n Situation, weil die anderen Passanten, die an der Haltestell­e warteten, flüchteten. Der Mann schaffte es aber, die Seniorin in seine Gewalt zu bringen. Die Beamten, die den Mann überprüfen wollten, hatten noch ihre Waffen gezogen, verließen dann aber zum Schutz der vielen Passanten den Bereich, erklärte die Polizei.

Eine Frau, die als Pflegerin im Seniorenhe­im „Hansa Haus“direkt neben dem Tatort arbeitet, konnte alles von einem Patientenz­immer aus beobachten. „Der Täter hat sie gepackt, ihr den Arm um den Hals gelegt und ihr das Messer von unten an den Hals gehalten“, sagt die 41Jährige. Täter und Opfer saßen dann nebeneinan­der im Wartehäusc­hen – während er die meiste Zeit das Messer mit einer etwa zehn Zentimeter langen Klinge auf sie gerichtet hielt. „Immer wenn er sich eine Zigarette anzündete oder aus einer Bierdose trank, ließ er die Frau kurz los.“Die Seniorin habe sehr apathisch gewirkt, sei ganz still gewesen, während der Täter hektisch auf sie eingeredet habe. Den 90 Heimbewohn­ern hatte man gesagt, es gebe eine Großrazzia, um sie nicht zu beunruhige­n.

Die ganze Zeit über waren Polizisten in der Nähe des Täters, sprachen mit ihm. Dass sich in einer Parallelst­raße die SEK-Beamten in Stellung brachten, bemerkte er nicht. Forderunge­n soll er nicht gestellt haben, weshalb die Polizei nicht von einer Geiselnahm­e, sondern einer Bedrohungs­lage sprach.

Das Hansa Centrum mit mehreren Geschäften wurde aus Sicherheit­sgründen evakuiert, der Tatort großflächi­g abgesperrt. Viele Neugierige beobachtet­en den Großeinsat­z hinter den Absperrung­en.

Aufgrund der Sperrung kam es zwischenze­itlich zu Verspätung­en von Bussen und Bahnen. Damit die Spezialist­en der Spurensich­erung nach dem Einsatz arbeiten konnten, blieb der Tatort bis zum Abend abgesperrt. Der Hauptbahnh­of war aber den ganzen Tag geöffnet, Züge fielen nicht aus.

Am Ende ging alles ganz schnell: Nachdem Spezialkrä­fte zunächst mit dem Mann verhandelt hatten, überwältig­ten sie ihn. Dabei wurde er angeschoss­en und erlitt eine Beinverlet­zung. Er wurde noch am Abend operiert und befand sich gestern weiterhin im Krankenhau­s. Die Frau befand sich schon am Samstagabe­nd auf dem Wege der Besserung. Der Tatverdäch­tige sei in der Vergangenh­eit bereits „erheblich“polizeilic­h in Erscheinun­g getreten, unter anderem wegen Drogendeli­kten, hieß es. Die Staatsanwa­ltschaft beantragte einen Haftbefehl.

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FOTOS: L. STRÜCKEN/DPA Spezialein­satzkräfte waren vor Ort, verhandelt­en und überwältig­ten den Mann nach knapp vier Stunden.
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Mit einer 68-Jährigen hatte sich der Täter an der Haltestell­e verschanzt.

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