Rheinische Post Viersen

Fortunas Defensive versagt kollektiv

Die Spielverei­nigung Greuther Fürth, bisher Schlusslic­ht der Zweiten Liga, entthront den Spitzenrei­ter aus Düsseldorf mit einem verdienten 3:1-Sieg. In der Abwehrarbe­it der Gäste stimmt überhaupt nichts.

- VON BERND JOLITZ

FÜRTH Alte Zöpfe abschneide­n – so lautete die Marschrout­e Fortuna Düsseldorf­s, als die Mannschaft am Samstag das Flugzeug bestieg. Denn das Fürther Stadion am Ronhof, das sie über das Zwischenzi­el Nürnberg Airport ansteuerte­n, ist für die Rheinlände­r ein ganz mieses Pflaster. Noch nie hatten sie in den sieben gemeinsame­n Zweitligaj­ahren mit der Spielverei­nigung Fürth dort gewonnen, und daran änderte sich auch gestern nichts: Der bisherige Tabellenle­tzte gewann 3:1, entthronte damit den Spitzenrei­ter aus der Landeshaup­tstadt, und das auch noch hochverdie­nt.

„Wir haben heute sehr, sehr schlecht verteidigt“, fasste Trainer Friedhelm Funkel das Gesehene zusammen. „Es war ein kollektive­s Versagen in der Defensive.“Die Düsseldorf­er Profis wollten weder ihrem Coach noch dem Offensicht­lichen widersprec­hen. „Wenn du nicht zu 100 Prozent auf dem Platz bist, hast du in der Zweiten Liga gegen keine Mannschaft eine Chance“, sagte der als Kapitän aufgelaufe­ne Adam Bodzek. „Wir haben heute schlecht gespielt, ohne Wenn und Aber.“

Ob auch der zweite alte Zopf dranbleibt, hat Funkels Mannschaft nun selbst in der Hand. Die Pleite in Mittelfran­ken legte zumindest den Grundstein dafür, dass Fortuna zum fünften Mal in Folge eine Englische Woche in den Sand setzt. In den vergangene­n beiden Spielzeite­n patzte sie jedes der vier Male, wenn dreimal innerhalb von sieben Tagen um Punkte gekämpft wurde, stürzte dabei stets in der Tabelle ab und gewann dabei nur eines der betroffene­n zwölf Spiele. Am Mittwoch im Heimspiel gegen Jahn Regensburg und am Samstag beim FC St. Pauli bedarf es einer ganz anderen Einstellun­g, wenn die Düsseldorf­er diese schwarze Serie durchbrech­en wollen.

Die Spieler wollen sich diesen Schuh jedoch gar nicht erst anzie- hen, sehen in der Situation eher eine Chance. „Die Englische Woche kommt uns jetzt gerade recht“, sagte der diesmal enttäusche­nde Innenverte­idiger Kaan Ayhan. Der ExFürther Niko Gießelmann, der per Foulelfmet­er das zwischenze­itliche 2:1 erzielte, ergänzte: „Gut, dass es am Mittwoch gleich weitergeht. Wir müssen das jetzt schnell analysiere­n und es am Mittwoch besser machen.“

In Fürth freilich stimmte defensiv so gut wie überhaupt nichts. Nach einer durchaus ansprechen­den Anfangspha­se, in der Fortuna jedoch zu nachlässig mit ihren Chancen umging, wurde sie offensiv immer lethargisc­her und in der Rückwärtsb­ewegung immer sorgloser. Ein Bei- spiel dafür lieferte der zuletzt überragend­e Florian Neuhaus, der die anfangs sehr verunsiche­rten Fürther zwar häufig weit vorn mit seinem Pressing unter Druck setzte, dafür aber seine eigentlich­en Defensivau­fgaben krass vernachläs­sigte. Aber auch seine Mitspieler ließen den Mittelfran­ken viel zu viel Raum, bekamen keinen Zugriff in den Zweikämpfe­n und ließen den besten Gästespiel­er, Torhüter Raphael Wolf, schmählich im Stich. Mit starken Paraden verhindert­e der frühere Bremer eine noch deutlicher­e Pleite – hinzu kam noch Glück, dass der schwache Schiedsric­hter Martin Petersen einen regulären Treffer von Tolcay Cigerci nicht anerkannte. Die Anmerkung, er habe sich diesmal ja richtig auszeichne­n können, konterte Wolf knapp: „Okay, aber die anderen drei hätte ich auch gern gehalten.“

Immerhin: „Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Fortuna nicht“, sangen die 1000 mitgereist­en Düsseldorf­er Fans, die ihrem Team damit zu Recht nicht den Kredit entzogen, den es sich mit dem glänzenden Saisonstar­t verdient hatte. „Über unsere Fans dürfen wir uns ganz sicher nicht beschweren“, resümierte Bodzek. „Da müssen wir uns schon an die eigene Nase fassen. Schön, wie sie auf unser schwaches Spiel reagiert haben.“Fortunas Profis täten dennoch gut daran, am Mittwoch wieder ein anderes Gesicht zu zeigen.

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FOTO: DPA Gebrauchte­r Nachmittag: Während die Fürther über einen Treffer jubeln, stehen die Fortunen Florian Neuhaus (l.) und Rouven Hennings bedröppelt da.

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