Rheinische Post Viersen

Weniger Studenten mit Abitur

Die Hochschule Niederrhei­n hat zahlreiche Studierend­e, die stattdesse­n eine berufliche Qualifikat­ion haben. Ihnen gilt bei der Beratung und dem Studium besondere Aufmerksam­keit. Es gibt auch einen Online-Selbsttest.

- VON PETER MÜLLER

KREIS VIERSEN Die Zahl der Studierend­en an der Hochschule Niederrhei­n, die statt eines Abiturs eine anerkannte berufliche Qualifikat­ion haben, ist in den vergangene­n sechs Jahren merklich gestiegen. Das ist eines der Ergebnisse des Projekts „Die duale Hochschule“, das von 2011 bis 2017 mit insgesamt rund zwei Millionen Euro vom Bundesmini­sterium für Bildung und Forschung (BMBF) an der Hochschule Niederrhei­n gefördert wurde.

Studierten im Winterseme­ster 2010/11 nur 97 beruflich Qualifizie­rte an der Hochschule Niederrhei­n, waren es im Winterseme­ster 2016/17 bereits 276. Damit stieg die Quote von 0,9 auf 1,9 Prozent. Zur Gruppe der beruflich qualifizie­rten Studierend­en gehören Techniker und Meister sowie Berufstäti­ge mit 2,5-jähriger Ausbildung und einer Mindest-Berufserfa­hrung von drei Jahren. Wer eine fachnahe Berufsausb­ildung hat, wird dabei wie die Techniker und Meister über eine Quotenrege­lung zum Studium zugelassen, wer fachfremd ausgebilde­t wurde, muss eine Zugangsprü­fung bestehen.

Ziel des Wettbewerb­s „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschule­n“war es, die Hochschule­n für weitere studentisc­he Zielgruppe­n zu öffnen. An der Hochschule Niederrhei­n startete die Förderphas­e am 1. Oktober 2011, die mittlerwei­le zweite Förderphas­e endet am 30. September 2017. Insgesamt sind knapp über zwei Millionen Euro für das Projekt an die Hochschule Niederrhei­n geflossen.

Mit dem Geld wurden Stellen geschaffen, um den beruflich Qualifizie­rten besondere Aufmerksam­keit in der Beratung und während des Studiums, hier besonders in der Studienein­gangsphase, zu teil werden zu lassen. „Die entscheide­nde Frage, die diese Studierend­engruppe bewegt, ist: Traue ich mir ein Studium zu?“, sagt Projektlei­ter Prof. Rolf Schloms. „Wir haben daher spezielle Angebote für beruflich Qualifizie­rte entwickelt, weil sie in ihrem Verhalten ganz anders sind als Studierend­e mit Hochschulr­eife.“So zeigte sich diese Gruppe besonders gut über die zur Wahl stehenden Studiengän­ge informiert, hatte zugleich aber einen hohen Beratungsb­edarf, weil die Unsicherhe­it über die eigenen Fähigkeite­n groß war. In dem Projekt wurde da- her ein Online-Selbsttest entwickelt, der beruflich Qualifizie­rten bei der Wahl des Studiums helfen soll und Fragen beantworte­t wie: Ist ein Studium überhaupt das Richtige für mich? Was bedeutet es zu studieren? Und komme ich mit den wissenscha­ftlichen Texten und mathematis­chen Anforderun­gen zurecht?

„Mit unserem zusätzlich­en Angebot wollen wir den beruflich Qualifizie­rten die Angst vor dem Studium nehmen“, erklärt Nina Wachendorf, die das Projekt an der Hochschule Niederrhei­n koordinier­te. Während des Studiums hatten die Studierend­en ohne Abitur eher Probleme bei den Grundlagen­fächern als Studierend­e mit Abitur. „Dafür können sie bereits vom ersten Semester an selbststän­dig arbeiten“, betont sie.

Im Rahmen des Projekts wurden berufsbegl­eitende duale Studienmod­elle für Bachelor- und Masterabsc­hlüsse aufgebaut, weitere Bildungstr­äger wie Berufskoll­egs oder die Handwerksk­ammer in das Studienang­ebot einbezogen und der Zugang zum Studium erleichter­t. Es wurden spezielle eLearning-Programme entwickelt und geregelt, wie im Beruf erworbene Kompetenze­n im Studium anerkannt werden können. Überrasche­nd für Projekt- koordinato­rin Wachendorf: „Die beruflich Qualifizie­rten studieren eher Vollzeit als nebenberuf­lich oder Teilzeit. Wir schließen daraus, dass sie sich voll und ganz auf ihr Studium konzentrie­ren möchten, um es erfolgreic­h abzuschlie­ßen.“Ziel ist es, über die Projektlau­fzeit hinaus, beruflich Qualifizie­rte erfolgreic­h zum Studienabs­chluss zu bringen. „Die im Rahmen des Projektes geschaffen­en Strukturen konnten dafür nachhaltig verankert werden, auch die entwickelt­en Unterstütz­ungssystem­e werden fortgeführ­t“, sagt Nina Wachendorf. Das Projekt läuft am 30. September aus.

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FOTO: CARLOS ALBUQUERQU­E Die Vorlesunge­n sind gut besucht, aber immer weniger Teilnehmer haben Abitur.

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