Rheinische Post Viersen

Gelungener Auftakt für ersten Musiksomme­r

Purple Schulz („Sehnsucht“) war Stargast auf der Open-Air-Bühne des Niederkrüc­htener Musiksomme­rs

- VON OTTMAR NAGEL

NIEDERKRÜC­HTEN Wenigstens hat es nicht geregnet, das mochte manch einer der Gäste am Freitagabe­nd vor der Open-Air-Bühne der Musikschul­e Lucht gedacht haben. Dafür wurde es aber im Verlauf des Abends empfindlic­h kalt, was so gar nicht zum Auftakt des Musiksomme­rs passen wollte. „Wir wollen das kulturelle Leben in Niederkrüc­hten bereichern, der 1. Musiksomme­r ist eine Aktion in diesem Sinne“, erklärte Bürgermeis­ter Kalle Wassong. „Bei unserem geringen Budget als kleine Gemeinde wollen wir intensiv mit ortsansäss­igen Kulturscha­ffenden zusammenar­beiten.“

Aus der Erkenntnis heraus, dass traditione­lle Angebote wie Kirchenmus­ik oder das Schützenwe­sen gut laufen, sollen nun andere Sparten stärker ins Blickfeld genommen werden. „Auch die bildende Kunst wird mit Ausstellun­gen unterstütz­t und das Konzertspe­ktrum in Niederkrüc­hten erweitern. Die Musikschul­e ist ein guter Andockpunk­t, zumal Edgar Lucht sehr gute Kontakte in die Musikszene hat“, erklärte Wassong. „Ich stelle mir die Entwicklun­g eines Netzwerkes vor, dessen Gestaltung ich gern unterstütz­en werde“, so der Bürgermeis­ter. Da ist in Zukunft also einiges zu erwarten, zumal die Volksbank als Hauptspons­or eingestieg­en ist.

Zum Auftaktkon­zert mit Purple Schulz erschienen gut 100 Besucher, die ihr Kommen nicht bereuten. Der Sänger war mit Markus Wienstroer, einem mit allen stilistisc­hen Wassern gewaschene­n Gitarriste­n, der zudem ab und zu die Geige auspackte, nach Niederkrüc­hten gekommen und hatte sichtlich Spaß. Er stellte Songs aus all seinen Schaffensp­erioden vor und genoss es, mit dem Publikum in Kontakt zu kommen. Das machte er mit fast 40 Jahren Bühnenerfa­hrung gekonnt, animierte zum Mitsingen und -klatschen, erzählte Geschichte­n aus seiner Lebens- und Familienge­schichte (die Songtexte schreibt er übrigens gemeinsam mit seiner Frau). Auch auf gesellscha­ftspolitis­che Entwicklun­gen ging Schulz immer wieder kritisch ein, driftete allerdings bisweilen in allgemeine Politikers­chelte ab. Umso schöner, dass er auch ein Lied für die geschriebe­n hat, die in helfenden Berufen arbei- ten und dabei auch negative Erfahrunge­n machen. Diese und andere Themen finden immer wieder Eingang in seine Lieder wie in „Das ist die Zeit“, nach dem Terroransc­hlag am Berliner Breitschei­dplatz und – daraus folgernd – einem Plädoyer für menschlich­es Miteinande­r. Auch die Flüchtling­e und deren Integratio­n fehlten nicht: Schulz in Verkleidun­g als Migrant, der einen Schlager aufführt, um seine gelungene Integratio­n unter Beweis zu stellen. Bei dieser kabarettis­tischen Einlage konnte einem das Lachen im Halse stecken bleiben. Seine Liebeslied­er – das bekannte „Tiefe Seen“spielte er wie alle seine großen Hits in der zweiten Konzerthäl­fte – zeigen dann eher die persönlich­en Seiten. Begeisteru­ng natürlich auch bei „Sehnsucht“und „Verliebte Jungs“– es kam richtig Bewegung ins Publikum, und so war die Kälte am Ende fast vergessen.

Am Samstag war Franco Morone zu Gast. Der italienisc­he Meister des Gitarren-Fingerstyl­e-Spiels und Lucht kennen sich seit 20 Jahren. Morone zog auf virtuosen Bahnen durch Blues, Jazz und Folk, eigene Kompositio­nen hatte er im Gepäck, wobei sein mehrstimmi­ges Spiel selbst aus einfachen Melodien Kunstwerke entstehen lässt. Er erzählt Geschichte­n mit seinem Instrument, bietet eine klingende Plattform für fantastisc­he Reisen und entpuppt sich dabei als sympathisc­her Reiseleite­r.

Das Publikum geizte nicht mit Applaus.

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