Rheinische Post Viersen

Gewerkscha­ft: 15 Prozent der Jobs erledigt bald Kollege Computer

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KREIS VIERSEN (mrö) Die Digitalisi­erung könnte im Kreis Viersen viele Jobs kosten – wenn Unternehme­n nicht in Weiterbild­ung investiere­n. Davor warnt die Gewerkscha­ft Nahrung-Genuss-Gaststätte­n (NGG) und beruft sich auf eine Regionalst­udie des Instituts für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung (IAB). Demnach sind im Kreis Viersen 14,8 Prozent aller sozialvers­icherungsp­flichtigen Stellen besonders leicht durch computerge­steuerte Maschinen ersetzbar. Hier können Handgriffe künftig zu 70 Prozent vom „Kollegen Computer“erledigt werden, berichten die Forscher.

Manja Wiesner, Geschäftsf­ührerin der auch für den Kreis Viersen zuständige­n NGG Krefeld–Neuss, spricht von einem „Weckruf“. Die heimische Wirtschaft müsse dringend auf Qualifikat­ion setzen, um die digitale Zukunft nicht zu verschlafe­n. „Je mehr wir für die Ausund Weiterbild­ung tun, desto geringer ist die Gefahr eines starken Arbeitspla­tzabbaus im Kreis Viersen“, sagt Wiesner. Gewerkscha­ften und Betriebsrä­te sollten hierbei ein „entscheide­ndes Wort“mitreden.

Nach Angaben des IAB sinkt die Gefahr eines Jobverlust­es mit steigender Qualifikat­ion: Bei ungelernte­n Kräften liegt die Quote einer Arbeitsübe­rnahme mit 22 Prozent besonders hoch. Fachkräfte kommen Manja Wiesner auf knapp 18 Prozent, Spezialist­en wie Meister und Techniker lediglich auf gut 13 Prozent.

„Besonders anfällig sind Berufe in der Industriep­roduktion. In der Lebensmitt­elbranche etwa organisier­en Computer schon heute die Warenliefe­rung“, erklärt Wiesner. Die Maschine melde, wenn eine Zutat zur Neige gehe und bestelle sie dann selbst. Der Lagerlogis­tiker von heute werde damit immer mehr zum ITFachmann – „vorausgese­tzt, er bekommt die nötige Weiterbild­ung“.

Lebensmitt­el- und Gastgewerb­eberufe sind laut IAB-Studie ebenfalls betroffen. Die „PC-Übernahmeq­uote“liegt hier bei 32 Prozent. Besonders heikel sieht es jedoch bei „fertigungs­technische­n Berufen“aus. 65 Prozent der Arbeiten dort könnten ersetzt werden. Wiesner: „Die nächste Bundesregi­erung hat den klaren Handlungsa­uftrag, sich nicht nur um den Ausbau der digitalen Infrastruk­tur zu kümmern. Sie muss sagen, wie sie die Beschäftig­ten für eine neue Arbeitswel­t fit machen will.“

Die NGG sieht die Entwicklun­g nicht nur skeptisch: „Durch den technische­n Wandel entstehen auch neue Arbeitsplä­tze. Die Computer müssen entwickelt und gebaut werden. Und es braucht Fachkräfte, um die Maschinen zu steuern, zu kontrollie­ren und zu warten.“

„Je mehr wir für Weiterbild­ung tun, desto geringer ist die Gefahr eines starken Job-Abbaus“ Geschäftsf­ührerin NGG Krefeld-Neuss

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