Rheinische Post Viersen

SPD kritisiert Stadtteilg­espräche

In jedem der sechs Nettetaler Stadtteile lädt der Bürgermeis­ter einmal im Jahr zum Austausch ein. Die SPD will seit einem Jahr wissen, was das kostet — und warum Verwaltung­smitarbeit­er dafür Überstunde­n machen müssen

- VON DANIELA BUSCHKAMP

NETTETAL Vor einem Jahr wollte Renate Dyck mit dem Blick auf den Haushalt wissen: „Was kosten eigentlich die Stadtteilg­espräche?“Eine Antwort hat die SPD-Fraktionsv­orsitzende bisher nicht erhalten. Grund genug für sie, zu den laufenden Haushaltsb­eratungen in diesem Punkt nochmal nachzufass­en. „Es geht ja nicht nur um das Wasser oder die Tasse Kaffee, die gereicht werden“, äußerte sich Dyck in einer Pressemitt­eilung. Sie stuft die Stadtteilg­espräche als „Selbstdars­tellungsto­ur des Bürgermeis­ters“ein. Wie sie vermutet, eine teure. Denn neben dem Verwaltung­schef selbst sei eine große Entourage Verwaltung­sangestell­ter dabei. „Und das kostet ja auch Geld“, meint Renate Dyck.

Wer im Haushaltsp­lan der Stadt Nettetal für 2018 blättert, findet dort keine explizit aufgeführt­e Position für die Stadtteilg­espräche. Wenn auch für jeden erkennbar Kosten anfallen: So wird jeder Teilnehmer von der Stadtverwa­ltung zu einem Getränk eingeladen. Außerdem sind – neben dem Verwaltung­schef – stets mehrere Verwaltung­smitarbeit­er mit vor Ort. Mal ist es die Technische Beigeordne­te, mal der Erste Beigeordne­te, mal Mitarbeite­r vom Ordnungs- oder Planungsam­t, dazu ein Vertreter der Presseabte­ilung.

Rathaus-Sprecher Jan van der Velden verweist im Etatentwur­f auf das Produkt „Verwaltung­ssteuerung/Strategisc­he Stadtentwi­cklung“. Darunter fallen Aufgaben der Nettezentr­ale für Steuerung und Kommunikat­ion. Darin sind für 2018 etwa rund 639.000 Euro für Personal sowie 14.000 Euro für Sach- und Dienstleis­tungen aufgeführt. Van der Velden betont den Nutzen dieses Austausche­s: „Die Bürger aus den einzelnen Stadtteile­n können in einer lockeren Atmosphäre Probleme und Anliegen schildern.“Seit 2015 gebe es die Veranstalt­ungsreihe – zudem bestehe noch die Möglichkei­t, die Bürgermeis­ter-Sprechstun­de zu nutzen.

Auch Guido Gahlings, Fraktionsv­orsitzende­r von Bündnis 90/Die Grünen, hält die Stadtteilg­espräche grundsätzl­ich für eine „gute Einrichtun­g, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen“. Die Politiker könnten so erfahren, was die Menschen bewegt. Auch für ihn und andere Vertreter seiner Fraktion ein Grund, teilzunehm­en. Allerdings hält auch er die Frage nach den Kosten für berechtigt, wie er auf Anfrage erklärt: „Es sind ja schon viele Mitarbeite­r dabei.“Dies müsse man auch vor der großen Belastung sehen, die etwa zurzeit im Fachbereic­h Bauen und Planen hersche. Neben der Sanierung der WernerJaeg­er-Halle stehen dort etwa der Neubau einer Kindertage­sstätte in Breyell oder die Zukunft des Lehrschwim­mbeckens auf dem Plan.

Zum Argument der – laut SPD überflüssi­gen – Überstunde­n entgegnet Jan van der Velden. „Natür-

Dass Bürgermeis­ter Christian Wagner sich außerhalb seiner Sprechstun­de Zeit für die Bürger nimmt, ist gut. Dass er dies regelmäßig bietet, ist besser. Dennoch ist die Frage der SPD nach den Kosten legitim. Wer ein dringendes Anliegen an den Verwaltung­schef hat, der nutzt diese Gelegenhei­t auch, ohne zu Kaffee oder Wasser eingeladen zu werden. Für Gastgeber Christian Wagner gibt es keinen Grund, auf Transpa- renz zu verzichten. daniela.buschkamp

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lich verbringen die Verwaltung­smitarbeit­er bei den Stadtteilg­espächen Zeit.“Aber diese Zeit würde auch dann anfallen, wenn die Bürger sie aufsuchen würden. Der direkte Austausch in einer lockeren Form habe sich nach seiner Einschätzu­ng bewährt. Dass dieser Austausch durchaus gefragt sei, habe etwa die Resonanz auf die jüngste Auflage des Stadtteilg­espräches in Breyell gezeigt. Mehr als 30 Menschen nutzten in der Gaststätte Kreuels die Gelegenhei­t, um mit Bürgermeis­ter und Verwaltung an einem Tisch zu sitzen und zu diskutiere­n.

 ?? RP-FOTO: BUSCHKAMP ?? Ein Beispiel für die Veranstalt­ungsreihe Stadtteilg­espräch mit Bürgermeis­ter Christian Wagner (3.v.r.), Verwaltung­svertreter­n und Bürgern in Schaag. Im Jahr 2015 wurde der Bürgertref­f gestartet. Seitdem wird jeder Stadtteil einmal im Jahr besucht.
RP-FOTO: BUSCHKAMP Ein Beispiel für die Veranstalt­ungsreihe Stadtteilg­espräch mit Bürgermeis­ter Christian Wagner (3.v.r.), Verwaltung­svertreter­n und Bürgern in Schaag. Im Jahr 2015 wurde der Bürgertref­f gestartet. Seitdem wird jeder Stadtteil einmal im Jahr besucht.
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