Rheinische Post Viersen

Migration und Flucht trennen

-

Wanderungs­bewegungen nehmen weltweit zu. Dabei vermischen sich Migration und Flucht. Vielen Staaten fällt die Unterschei­dung zwischen Migranten und Flüchtling­en immer schwerer, was Flüchtling­sschutz und Migrations­politik erschwert. Um irreguläre Wanderunge­n langfristi­g zu reduzieren, müssen die gemischten Wanderunge­n entflochte­n werden. Dazu sind vor allem mehr legale Wanderungs­möglichkei­ten nötig. Das gilt auch für Deutschlan­d. In der Migrations­politik müssen die viel zu komplizier­ten und oft wirkungslo­sen Regeln für die Arbeitsmig­ration reformiert werden. Derzeit gibt es mehr als 50 verschiede­ne Zuwanderun­gsmöglichk­eiten. Das ist nach innen und außen nicht vermittelb­ar. Entspreche­nd gering ist der Anteil angeworben­er Arbeitskrä­fte.

Um den langfristi­gen Zuwanderun­gsbedarf zu decken, sind weitere Reformen nötig. Ein Punktesyst­em, über das sich Menschen, die hier gebraucht werden, für einen dauerhafte­n Aufenthalt bewerben könnten, würde sehr viel besser steuern. Im Flüchtling­sschutz müssen im Rahmen der EUPolitik mehr legale und sichere Zuwanderun­gswege und eine gerechtere Verteilung der Flüchtling­e in der EU sowie mehr Schutzmögl­ichkeiten außerhalb der EU geschaffen werden.

Dazu müssen die Erstaufnah­meländer noch stärker unterstütz­t werden. Partnersta­aten brauchen Hilfe beim Aufbau asyl- und migrations­politische­r Kapazitäte­n. Dabei birgt die Zusammenar­beit mit fragilen Staaten wie Libyen oder Sudan menschenre­chtliche und sicherheit­spolitisch­e Risiken. Der erwünschte Rückgang irreguläre­r Migration darf nicht auf Kosten menschenre­chtlicher Standards erfolgen. Ein Bundesmini­sterium für Migration, Flucht und Integratio­n könnte helfen. Gleichzeit­ig müssen die Kommunen eigenständ­iger und finanziell sowie organisato­risch besser ausgestatt­et, die Zivilgesel­lschaft und Unternehme­n stärker eingebunde­n werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany