Rheinische Post Viersen

„Wir wollen mit den Menschen reden, nicht über sie“

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VIERSEN Antipasti und Ayran, Baklava, Dolmadakia und Tsatsiki. Kulinarisc­h betrachtet, kennt der Samstag im Foyer des Stadthause­s keine Grenzen. Am 30. September, 11 bis 17 Uhr, möchten die Stadt und der Integratio­nsrat dort feiern. Essen und Trinken sollen bei dem Integratio­nsfest aber nur eine schöne Nebensache sein. Die Vorsitzen- de des Integratio­nsrats, Züleyha Tok, sprach mit uns über Vorurteile und gutes Essen.

Mal ehrlich: Kann ein Fest wirklich bei der Integratio­n helfen?

TOK Ja, weil es die Möglichkei­t bietet, Menschen vieler Nationalit­äten an einem Ort zu treffen. Wir wollen, dass die Menschen, die sonst über einander reden, miteinande­r reden.

Muss man nicht trotzdem aufpassen, dass das Fest nicht in Folklore stecken bleibt?

TOK Alle zwölf Migrantenv­ereine aus Viersen sind mit Ständen und Vorführung­en vertreten und zeigen ihre Kulturen. Dazu gehören auch das kulinarisc­he Angebot, Tanz und Musik. Damit unser Fest aber keine Exoten-Veranstalt­ung wird, haben wir deutsche Vereine eingebunde­n: die Kreismusik­schule mit ihrer Kinder-Trommelgru­ppe, das Technische Hilfswerk (THW), den Kindergart­en Arche Noah und die Arbeitsage­ntur.

Noch mal zur Integratio­n: Wie beteiligt sich der Viersener Rat an dem Fest?

TOK Frank a Campo (FDP) ist eines der wenigen Ratsmitgli­eder, die den Kontakt pflegen und auch bei der Organisati­on des Festes helfen.

Die deutsch-türkische Beziehung machen Schlagzeil­en. Greifen Sie aktuelle Themen auf?

TOK Nein, davon nehmen wir bewusst Abstand. Wir leben mit der deutschen, nicht mit der türkischen Politik.

Viele Flüchtling­e sind nicht in Vereinen organisier­t. Haben Sie sie eingeladen?

TOK Es ist schwierig, sie zu erreichen, weil sie nicht organisier­t sind. Aber wir haben unser Programm auch auf Englisch und Arabisch gedruckt. Wir haben es an SKF und Diakonie gegeben, die mit den Flüchtling­en arbeiten, und wir haben Flyer in den Flüchtling­sheimen verteilt.

Welche Ziele haben Sie sich für das Fest gesetzt?

TOK Wir als Integratio­nsrat möchten bekannter werden. Wir werden von den Migranten direkt gewählt, aber die Wahlbeteil­igung ist sehr schlecht.

Wie erklären Sie sich das?

TOK Viele wissen nicht, dass es uns gibt. Außerdem haben viele Migranten von ihrem Land geprägte Vorstellun­gen, an wen sie sich wenden. Das sind zunächst die eigenen Landsleute, dann vielleicht die Vereine. Viele kommen nicht auf die Idee, sich an die Stadt oder eine Behörde zu wenden, weil sie schlechte Erfahrunge­n gemacht haben.

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RP-FOTO: SAJA Züleyha Tok ist Vorsitzend­e des Integratio­nsrats.

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